Kapitel 12

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Sternenklare Nächte

Man konnte die Spannung in der Luft förmlich riechen... Es würde keine angenehme Nacht werden.

Aaron hatte sich vor einigen Minuten vom Rudel entfernt. Ich nehme an es ist wegen Tyler, aber sicher war ich mir nicht. Jeder legte sich zwar hin aber niemand drückte ein Auge zu... Der Alpha verschwand nach dem plötzlichen Auftauchen der anderen Wölfe in der Höhle mit einpaar Beta Wölfen und Amalia. Ich hätte die Beratung gerne mitbekommen, denn einer der Betas lief winselnd mit eingeklemmter Rute aus der Höhle.
Ich war zwar relativ neu in diesem Rudel, aber in solchen Situationen mussten alle zusammen halten. Gefühlt nach Stunden kam die "Elite", wie ich sie nenne aus der Höhle und kündigte den Rudeln ihren Entschluss mit.

Sie würden bis zum Frühlingsende bleiben.

Ich ließ ein langes Seufzen von mir und legte meinen Kopf auf den kalten Boden. Ich war nicht in der Lage einzuschätzen ob es eine Gute oder Schlechte Entscheidung war...
Wir schienen die Nacht trotz des Mangels an Schlaf ziemlich aufgeweckt. Jeder war nervös.. so etwas gab es nicht oft..Neue Wölfe im Rudel und dann auch noch in der Frühlingszeit.

Am nächsten Morgen kam eine beauftragte Gruppe zurück zum Rudel. Hinter ihnen verlief eine lange Schleifspur auf der dünnen Schneedecke. Die weißen Kristalle färbten sich rot und jeder nahm den Geruch von frischem Fleisch wahr..
Die neuen Wölfe hebten ihre Köpfe als hätten sie zum ersten Mal Fleisch gesehen. Das Reh legten sie in die Mitte des Platzes und alle erhoben sich von ihren Plätzen. Wir hatten zwar alle jeden Tag Fleisch aber was war schon ein Stück Fleisch an einem Tag...
Die schwarzen Wölfe schlichen sich näher an das Beutetier und sabberten förmlich beim Anblick. Angewidert ging ich zwei Schritte zurück und verzog mein Gesicht. Mit langen Schritten kam die Alphafamilie aus der Höhle. Amalia stellte die Nahrung für ihre Jungen sicher und verschwand in ihrem Unterschlupf. Die rangnächsten machten sich and Fressen doch dann drängelte sich einer der fremden Wölfe dazwischen. Es kam sofort ein lautes Knurren und Zähne in seine Richtung. Das stoppte den jungen Wolf aber nicht er riss die Haut des Rehs auf und steckte seine Nase tief in die Beute. Die Betas bissen seinen Nacken und warfen ihn zurück. Er wehrte sich und ein Kampf brach aus. Ich war zu nah. Die beiden stießen gegen mich und ich winselte leise. Bei Rangkämpfen nahm niemand Rücksicht. Ich hatte jetzt schon keinen Hunger mehr und auf die Knochen, welche ich mir mit den Neuen teilen musste hatte ich keine Lust. Ich schlich mich tiefer in den Wald. Suchte nach etwas essbarem, aber alles was ich fand waren Bäume und Pfützen von dem geschmolzenen Schnee. Ich blieb stehen und warf einen Blick durch die Baumkronen nach oben. Der Himmel war hell. Trotzdem kam hier fast kein Licht an.

Ich entschied mich dazu meinen Weg zur Hütte zu finden. Ich musste Tyler sehen.. Ob es ihm gut ging?
Ich machte mich klein und schlich zur Tür. Ich wollte gerade einen Blick durch eines der Fenster wagen als sich die Tür öffnete und er in Menschengestalt vor mir stand.
Ich ging ihm bis zum Oberschenkel und sobald ich ihn sah klemmte ich meine Rute ein und senkte meinen Kopf. Er blickte auf mich herab. Es war gefährlich jemanden in Wolfsform gegenüberzustehen. Ich war in der Lage ihn anzugreifen und er könnte sich nicht wirklich dagegen verteidigen aber das war nicht meine Absicht. Mit meinem gesenkten Kopf stellte ich klar dass ich nicht hier war um ihm weh zu tun.

Er könnte in Menschenform nicht mit mir kommunizieren. Und das wusste ich. Aber ich musste ihm mitteilen was passiert war.
Er legte seine Hand auf meinem Kopf ab und strich durch mein Fell. Ich legte meine Ohren nach hinten und warf ihm einen warnenden Blick zu. Es war kein bisschen respektvoll das zu tun. Ich sollte es zwar über mich ergehen lassen können,  aber musste er es so provozieren?

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666 Wörter

PAUSED/ Grace - Auf den Spuren des NordrudelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt