"Sie ist es!", flüsterte sie geschockt und umklammerte den Arm ihres Gefährten.Ich brannte in meinem Inneren. Die Glut verschlang mein Herz, wie Flammen das trockene Reisig. Ich war enttäuscht, verwirrt und traurig, aber auch so wütend und verzweifelt. Tyler nahm eine neutrale Position neben mir ein. Er konzentrierte sich auf jede meiner Bewegungen. Ich atmete schnell, wodurch sich mein Brustkorb flüchtig anhob und sich schnell wieder senkte. Meine Aufgabe war deutlich. Ich musste mich unter Kontrolle bringen, aber momentan schien es gar unmöglich. Ich bewegte mich nicht, blieb fast wie angewurzelt stehen. Tylers Augen folgten meinen Augen, beobachteten mich und die Dinge, die ich beachtete. "Hör zu, ich weiß, dass du gerade wahrscheinlich wütend bist..-", mein Grummeln stoppte Vanessa in ihrem Satz. Tylers Hand legte sich auf meinen Rücken und versuchte somit mich zu beruhigen.
"Grace? Komm.. wir laufen!", meinte Tyler und kurz darauf stand er als Wolf neben mir. Mit seiner Schulter und seinem großen Kopf stieß er mich in Richtung Wald. Ich begann zu traben und schüttelte meinem Kopf, als sich die Szenen meiner Kindheit wie auf Dauerschleife als Echo in meinem Kopf abspielten. Ich rutschte einen kleinen matschigen Abhang hinunter und lief schneller. Tylers Gedanken versuchten zu mir durch zu dringen, aber ich ignorierte ihn für diesen Moment. Als wir an einen rauschenden Fluss kamen, sprinteten wir das steinige, felsige Ufer entlang.
Neben uns in den Büschen, rauschte ein kleines Trio Wölfe vorbei. Sie rannten schneller als wir und stoppten uns, als der Fluss sich nach einigen Metern in zwei teilte.
Liam und zwei andere Wölfe bauten sich vor uns auf. Ich schüttelte mein langes Fell und starrte ihn an. "Du kennst die Geschichte nicht, Grace. Hör dir an was passiert ist!", meinte Liam ruhig. "Ich kenne meine Geschichte.", knurrte ich.
"Ich bin mir sicher Vanessa wird deine Geschichte hören wollen! Gib den beiden eine Chance."
Tyler signalisierte den Dreien, dass sie Platz machen sollten. "Dann gib Grace die Chance den Kopf frei zu bekommen..", murmelte Tyler nur und gemeinsam trabten wir weiter.
Aus dem Augenwinkel beobachtete ich wie die drei Jungs im Wald verschwanden. "Du hast nichts falsch gemacht.", meinte Tyler nur entschlossen. Gedanken verloren sprintete ich los und er mir hinterher. Ich konzentrierte mich auf jeden seiner Bewegungen und erst jetzt wurde mir bewusst wie schön die Landschaft hier war. Der Fluss mit seiner Strömung glitzerte in der Sonne und ein erfrischender Luftzug zog durch mein Fell. Die riesigen Bäume erlaubten einigen goldenen Sonnenstrahlen den Boden zu berühren. Plötzlich lief alles wie in Zeitlupe. Tylers blaue Augen spiegelten den Himmel als er aufschaute. Sein dunkles Fell schimmerte ebenholzfarben im Licht. Ich wurde langsamer und er auch. Mit jedem Schritt näherten wir uns der Sammelstelle des Reviers. Liam kam uns als Mensch entgegen. "Hier. Zieht das an.", lächelte er und reichte uns Kleidung, bevor er verschwand.
"Der Süden ist wirklich kurios.. Jeder hier trägt eine Hose aber kein Shirt.", grummelte Tyler als er bereits in seiner menschlichen Form die Sachen anprobierte. Ich shiftete ebenfalls und grinste als ich ihn beobachtete. "Starrst du etwa?", empört verdeckte er spielerisch seinen Oberkörper. "Wie könnte ich nicht..?", fragte ich und legte provokant eine Hand auf seinen Brustkorb. Er sah schmunzelnd an mir herunter und flüsterte fordernd: "Zieh dir was an, bevor die Wölfe dieses Rudels noch beginnen zu sabbern."
Er umschloss meinen Körper mit seinen Armen und gab mir einen Kuss, bevor er sich an mir vorbei, herunter beugte und die Klamotten aufnahm. "Hier.", grinste er.
Ich lächelte und zog mich an. Der Moment mit ihm hatte mir gut getan.
Doch trotz allem kam ein Schauer über meinen Rücken als wir zurück ins Rudel liefen. Er ergriff meine Hand und umfasste sie mit einem leichten Druck, welcher mir Sicherheit vermittelte. Das Rudel saß versammelt in einem Halbkreis. Dicht an dicht war jedes Mitglied gereiht und das Interesse über die Sichtweise meiner Eltern stieg in mir auf...Warum nur war alles so gekommen?
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PAUSED/ Grace - Auf den Spuren des Nordrudels
Hombres LoboIn einer Welt, in der es als Wolfsmensch mehr als nur wichtig ist ein Rudel zu finden, irrt die frisch aus Gefangenschaft entflohene Grace alleine in feindlichen Gebieten umher. Sie trifft auf mehrere Wölfe und hofft auf ein offenes Ohr und einen Pl...