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Am nächsten Tag bekamen wir alle unseren Song für das Duell mitgeteilt. Man hatte sich beraten, wen man gegen wen antreten lassen wollte, und welcher Song dafür am geeignetsten wäre. Meine Duettpartnerin war Jana, und wir hatten das Lied "Catch my heart" bekommen. Ich hatte eigentlich auf etwas anderes gehofft. "Catch my heart" gehörte zu den Liedern, die ich bisher eher selten gehört hatte. Irgendwie fehlte mir etwas, ich kam nicht richtig rein, und das merkte ich von Anfang an. 

Während Jana recht schnell den Dreh raus hatte musste ich immer wieder von vorne anfangen, den Song noch mal höre. Schon in der ersten Strophe gab es da diese Stelle, für die meine Stimme scheinbar einfach keine Töne besaß, zumindest nicht die richtigen, und schön klang das erst recht nicht. 

Als ich schon fast aufgeben wollte und meine Zweifel mich schon fast so weit gebracht hatten, mich unauffällig aus dem Staub zu machen und die Show sang und klanglos zu verlassen, um danach ein geheimes Leben im Urwald zu führen, wo mich keiner kannte und sich hoffentlich auch nie jemand daran erinnern würde, dass ich hier mal mitgemacht hatte, da kam Mike die Tür rein. 

"Ich wollte mal schauen, wie es so bei euch läuft" ,verkündete er. Er ließ sich von Jana den Song vorsingen und gab ihr an den Stellen, an denen es bei ihr noch ein bisschen haperte Tipps. 

Dann wandte er sich an mich. ich schluckte schwer, aber ich konnte ihm ja schlecht verweigern zu singen. 

Ich begann. 

Ich kam gar nicht weit, da unterbrach er mich auch schon. "Warum machst du es dir hier so schwer? Entspanne dich etwas und versuche es mal mit einem tieferen Ton. Du willst irgendwas ganz hohes daraus machen, aber das brauchst du gar nicht. Du kannst den Part ganz locker lässig vor dich hin dudeln. Spar dir diese Energie lieber für den Refrain"

Ich versuchte es, und es war nicht einfach, umzudenken. Es brauchte mehrere Anläufe, aber Mike hatte eine Engelsgeduld mit mir, und am Ende hatte ich tatsächlich ein Ergebnis, das sich hören ließ. 

"Sehr gut. Übe das noch ein paar Mal heute und morgen singt ihr dann zusammen und wir erarbeiten die Aufteilung des Songs", sagte er, bevor er ging. 

Ich ging den Song noch mehrere Male durch und fand immer mehr Sicherheit in den neuen Tönen.  Mike hatte mir mit seinen Tipps wirklich weiter geholfen, und ich versuchte auch an den anderen problematischen Stellen, seinen Rat umzusetzen. 

Am Ende des Tages hatte ich kaum etwas anderes getan als immer und immer wieder diesen Song zu üben, aber es hatte sich gelohnt: Man konnte sich das Ergebnis wirklich anhören! 

Ich war erleichtert, als es hieß: Feierabend! Ich war total kaputt und schüttete erst einmal eine ganze Flasche Wasser in mich rein.  An meiner Müdigkeit änderte das leider auch nichts, und so aß ich später schweigend mein Essen und ließ die anderen das Gespräch führen, während ich ihnen schläfrig dabei zusah. Das Singen, die Menschen, ja, einfach Berlin, forderten mich mit jedem Eindruck, den ich hier gewann, und das brauchte nun mal Energie. 

Mein Blick blieb an Alex hängen. Instinktiv fragte ich mich, wie sein Leben wohl aussah, wenn er nicht gerade arbeitete. Wie sah sein Leben aus? Beruflich Sex, Drugs and Rock 'n Roll, und privat Frau und Kinder? Ich konnte mir beim besten Willen keine Antwort auf diesen Frage geben. 

Let me hear your voiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt