2. Eine seltsame Begegnung

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-Susie-

Ohne das ich viel dazu beitrug, vergaß ich den gestrigen Tag und meine Entdeckung komplett. Allister plante eine große Party. Zum einen als >Willkommen Zurück< an uns und zum anderen als >Ab jetzt ist wieder alles normal, lasst uns feiern< an ganz Sanktum.
Er überhäufte uns liebevoll mit Aufgaben. Elli und Bale wurden quer durchs Land geschickt, um Dinge zu besorgen und Luka half Robur bei der Technik. Auch ich wurde von Allister eingespannt, indem ich ihm beim umräumen und dekorieren half.
Mir blieb nicht eine Minute, um mir Gedanken zu machen oder auch nur an Fagus Zimmer, im obersten Stock vorbei zu gehen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen den Ring, den ich Gestern aus Versehen (wirklich aus Versehen!) mitgenommen hatte zurück zu bringen und wieder alles wie vorher zu richten, aber ich hätte einfach keine Zeit. Also trug ich den Ring am Finger, um ihn so schnell wie möglich zurück legen zu können. Ich hatte niemandem von meinem Fund erzählt. Irgendetwas sagte mir ich sollte altes ruhen lassen.
Fagus hat uns nicht alles erzählt. Soviel steht fest, aber das hatte Bale auch nicht. Jeder trug die ein oder andere Kleinigkeit mit sich herum. Oder nicht?
„Susie Schätzchen?" Allister musterte mich besorgt. „Alles in Ordnung?" fragte er und ließ für einen Moment von der Tischdekoration ab.
„Ja" antwortete ich schnell mit einem Lächeln. „Alles ist gut."
Er nickte und sah sich mit leuchtenden Augen im Saal um. „Ich freu mich schon euch alle wieder bekleiden zu dürfen" er zwinkerte mir zu. „Holst du schnell Luka, Bale und Elli?"
Ich nickte, stellte die Kiste mit Lichterketten ab und lief los. Sollte ich den Ring jetzt zurück bringen? Das konnte sicher noch bis heute Abend warten.
Schon nach ein paar Minuten hatte ich alle in Allisters Schneiderraum gezwungen und durfte mir nun Ellis Gequengel anhören. Sie hasste es Kleider zutragen, so wie sie es hasste ihren Schneider unglücklich zu sehen.
Verzwickte Situation.
So vergingen die Stunden bis es dunkel wurde und die ersten Gäste den großen Saal im Gasthaus-Baum füllten.
Allister hatte mich in ein blaues, knielanges Kleid gesteckt, das mit Edelsteinen so besetzt war, dass es aussah als wurden bunte, funkelnde Fische über den Rock schwimmen. Er hatte sich unglaublich viel Mühe um den Abend gegeben.
Jetzt stand er neben Robur auf der Bühne, um sich auf seine Begrüßung und Nathaniels Rede vorzubereiten.
Plötzlich pikste mich jemand in den Rücken. Ich zuckte zusammen, drehte mich ruckartig um und schlug Luka gegen die Schulter.
„Du sollst das doch nicht mehr machen!" beschwerte ich mich. Er lachte und weil ich meinen Ärger eh nur spielte lachte ich mit. Kurz darauf drängelte sich Elli zu uns und sah weniger gespielt verärgert aus.
„Hat Barbie ihren Ken verlegt?" stachelte Luka sie an. Sie funkelte ihn an und sah sich suchend um. „Er hat versprochen mich draußen abzuholen, aber ist nicht gekommen" sagte sie und durchforstete weiterhin die Menge. Ich nahm ihre Hand. „Er kommt sicher gleich" versuchte ich sie aufzumuntern.
„Das will ich auch für ihn hoffen!" knurrte sie und sah dann doch zur Bühne.
Allister ging mit einem Lächeln zum Mikrofon und Begann mit seiner Begrüßung: „Ich danke euch allen für euer kommen. Sanktum hat nun schon so viel überstanden, dass ich nicht anders konnte als euch alle zu feiern! Nun sind wir wieder alle vereint. Und auch wenn wir Freunde verloren haben, so haben wir auch Familie gewonnen." Er sah zu den verlorenen Kindern und dann zu Robur. „Wir sind nun mehr Gemeinschaft als wir es jemals waren. Mir fällt nichts ein, was wir nicht gemeinsam durchstehen könnten. Auf weitere Jahre Sanktums und eine Feier mit unserer gesamten Familie!"
Damit war seine Rede beendet und alle stießen an, klatschten und begannen sich zu unterhalten. Elli wurde immer unruhiger und nahm den offiziellen Feierbeginn wohl als Erlaubnis jetzt nach Bale suchen zu dürfen. Somit blieben nur Luka und ich. „Wo ist Nathaniel?" sprach Luka meine Gedanken aus. „Ich weiß nicht."
Wir schwiegen und beobachteten, wie Allister und Robur sich neben der Bühne unterhielten.
„Lass uns die anderen suchen" drängte ich ihn schließlich Richtung Ausgang.
„Susie was ist den los mit dir?" fragte Luka besorgt. Er nahm meine Hand und folge mir. „Nichts. Was soll denn sein?" antwortete ich und drehte den Kopf um ihn anzusehen.
„Du wirkst so im Gedbaken verloren" überlegte er und machte Amstallten stehen zu bleiben, woraufhin ich ihn nur noch stärker Richtung Ausgang zog. Das war ein Fehler. In meiner Hektik stieß ich gegen einen Jungen mit goldblonden Harren. Ich rutschte aus und fiel nach hinten. Luka ließ überrascht meine Hand los und wich zurück. Der Junge hingegen griff nach meinem Arm und hielt mich auf den Füßen.
„Oh tut mir Leid" entschuldigte ich mich hastig. Warum hatte Luka mich den nicht aufgefangen? Toller Freund. Wirklich.
„Alles gut ich..." Plötzlich runzelte er die Stirn und hob meine Hand.
„... dieser Ring. Wo hast du den her?"
Mist. Ich folgte seinem Blick. Fagus Ring! Ich hatte vergessen ihn auszuziehen und zurück zu legen!
„Äh" machte ich und zog meine Hand aus seiner. Anscheinend hatte auch Luka den Ring jetzt entdeckt. „Stimmt, den hab ich noch nie gesehen. Woher hast du den?"
„Äh" wiederholte ich meinen so klug durchdachten Antwortsatz.
„Mike!" rief eine mir vertraute Stimme plötzlich. Holden schob sich durch die Menge auf uns zu. Der angerempelte Junge drehte sich zu ihm.
Nun stand Holden bei uns und sah nervös zwischen uns und den blonden Jungen.
„Hold sieh dir mal Susies Ring an. Ist der nicht schön?" fragte dieser mit einem seltsamen Unterton. Woher kannte er meinen Namen? Hatte Holden ihm von uns erzählt?
Holdens Blick huschte über meine Hand. „Ja... äh wirklich schick. Mike ich sollte dir doch Nathaniel vorstellen" er legte einen Arm um Mike und zog ihn weg von uns. Kurz drehte er sich noch einmal um. „War schön euch zu sehen. Wir können später bestimmt noch quatschen"
Verdutzt sahen wir ihnen hinterher. Was war das den? War Mike ein Freund von Holden? Er hatte ihn Hold genannt. Ich wäre ihnen gerne gefolgt, um mehr über Holdens Verschwinden zu erfahren.  Aber da war immer noch dieses ungute Gefühl, dass wir nach den anderen suchen sollten.
Ich nahm wieder Lukas Hand und dieses Mal schafften wir es nach draußen. Hier war allerdings nicht gerade weniger Trubel.
Ich drehte mich einem seltsamen Reflex zufolge zu Luka und dann wurde die Weld um mich herum schwarz.

Das Geheimnis, das den Toten hütete- Vortex Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt