13. Der Anfang eines Geheimnisses

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-Fagus-
>Drei Jahre zuvor<

Das war eine bescheuerte Idee!
Natürlich war es das.
Schließlich war es Bales Plan.
Unser siebter Einsatz zu zweit und schon ging etwas schief. Und damit meine ich nicht ein paar Vermengte, die dachten sie wären zu gut fürs gerettet werden oder Läufer, die uns zufällig entdeckten. Damit hatten wir schon zutun gehabt, aber eine Sprengfalle?
Warum machte das Kuratorium so etwas?
Naja wahrscheinlich um Leute wie uns fern zu halten.
Jetzt stand mein bester Freund jedenfalls auf einer Druckplatte, die explodieren würde, wenn er sich nur ein paar Zentimeter zu viel bewegte.
„Bring die Leute weg! Ich schaff das schon!" rief er mir zu.
„Nein das schaffst du nicht! Ich hab keine Lust dich nochmal hinter Allisters Rücken komplett neu zusammen setzen zu müssen!"
Bale lachte bei der Erinnerung.
„Wie schaffst du es nur zu lachen während du auf einer Sprengfalle stehst?" schrie ich ihn an.
„Du hast den Witz gemacht!"
„Das war kein Witz!"
Nicht lachen. Nicht lachen. Nicht lachen.
Das war wirklich kein Witz!
Dein Freund ist in Gefahr!
„Okay ich hab eine Idee, die dir nicht gefallen wird." sagte ich und kam vorsichtig näher.
„Das gefällt mir nicht!" entgegnete Bale. Er wusste was ich vor hatte.
„Ich hab die größere Chance eine Explosion zu überleben. Wir tauschen einfach, du bringst die Leute in Sicherheit und kommst dann wieder um mich zu holen." erklärte ich und hielt ihm die Hand hin.
„Nein! Ich hab keine Ahnung wie ich jemanden wieder zusammen flicke! Du bist der einzige Arzt den wir in Sanktum haben! Wer soll dich verarzten!"
Guter Punkt. Es war schon irgendwie dumm den einzigen, der Heilkräuter von Gift unterscheiden konnte auf Mission zu schicken.
Aber so war Nathaniel nun mal.
Ich machte einen Schritt auf die Plattform und schubste Bale gleichzeitig unsanft davon weg.
Wir hielten beide den Atem an.
Nichts passierte.
„Super!" sagte ich.
„Nicht super! Ich werde dich nicht alleine hier lassen!" beschwerte sich Bale.
„Ich fürchte du hast keine andere Wahl."
Ich legte den Kopf schief und zuckte mit den Schultern, weil ich wusste das es ihn provozierte.
„Ich bin in fünf Minuten wieder da." sagte er durch zusammen gebissene Zähne.
Beim weg drehen murmelte er noch etwas davon, dass er unbedingt etwas über Medizin und Heilung lesen musste.
Bale lief los, öffnete einen Vortex und überredete die Vermengten, die wir gerade aus der Zone befreit hatten zum springen.
Dann waren sie weg und ich stand allein da.
Die Bäume neben mir rauschten ruhig und es kam mir irgendwie lächerlich vor hier einfach zu warten.
Ich überlegte ob ich es riskieren sollte mich hinzusetzen, ließ es dann doch aber.
Plötzlich raschelte es neben mir.
Ich fuhr etwas zu schnell herum.
Zum Glück blieb die Plattform still.
Aus einem Gebüsch außerhalb der Zone trat ein Mädchen. Naja sie fiel eher.
Hastig rappelte sie sich wieder auf und sah sich um. Als sie mich entdeckte griff sie hektisch nach einer Pistole am Gürtel ihrer Uniform, dann entspannte sich schnell wieder und legte den Kopf schief.
„Kann man dir helfen?" fragte sie amüsiert.
„Mir gehts super und dir?" giftete ich zurück.
Sie stand schief, hatte mehrere Wunden am Körper und sah generell aus als hätte sie die Hölle hinter sich.
„Ach..." Sie wischte etwas Dreck von ihrer schwarzen Uniform, was mir sehr unnötig erschien.
„... es ging mir nie besser."
Sie war keine Läuferin. Ihre hellen roten Augen ließen keine Zweifel an ihrer Zündernatur, obwohl ihre dunkelblauen Haare eher weniger Natur zu sein schienen.
Außerdem passten die schwarze Uniform und das mir fremde Abzeichen nicht zum Standart des Kuratorium.
„Du stehst schief." informierte ich sie.
Sie pustete sich eine blaugefärbte Strähne aus der Stirn und verteilte ihr Gleichgewicht etwas.
„Und du stehst auf einer Sprengfalle.
Wen von uns hat's wohl schlimmer erwischt?"
„Wenn man nach bisherigen Verletzungen geht, dich."
Sie verschränkte die Arme.
„Ich würde dir ja gerne helfen aber... ah nein warte das würde ich nicht."
Sie drehte sich auf dem Absatz um und verlor dadurch das Gleichgewicht. Als sie in den Dreck fiel konnte ich nicht anders als lachen.
„Verdammte Scheiße!" fluchte sie.
Plötzlich hörte ich Stimmen aus Richtung der Zonenmauern. Läufer.
„Ich geh dann mal" zischte die Zünderin und stellte sich wacklig auf die Füße.
„Und du?" fragte sie zuckersüß und klimperte mit den Augen.
„Ich stelle mich dem Kampf!" rief ich und reckte meine Faust zum Himmel. Sie lachte.
„Du wirst draufgehen." sagte sie kopfschüttelnd und lief beziehungsweise humpelte in den Wald.
Die Läufer kamen näher und ich zog meine Pistole. Kampflos würde ich mich denen sicher nicht ergeben!
Um mein Gewicht sicherer zu verteilen machte ich instinktiv einen Schritt nach vorn.
Scheiße.
Die Druckplatte begann unter meinen Füßen zu vibrieren und nur Sekunden später wurde alles schwarz.

-•-

Als ich die Augen öffnete sah ich grüne Bäume und zwischen den Blättern den dunkler werdenden Himmel.
In meiner Brust spürte ich ein Stechen.
Und Hitze.
Ich hob den Kopf und sah die Zünderin von vorhin die eine Hand auf der schmerzenden Stelle gelegt hatte.
„Was machst du da?" fragte ich grinsend.
Ihr Blick flog zu mir und sie zog schnell die Hand zurück.
„Dir das Leben retten du Idiot! Dank mir später!" entgegnete sie wütend. Sie wurde etwas rot. Ich konnte allerdings nicht sagen ob vor Wut oder Verlegenheit.
„Mach ich" antwortete ich und setzte mich zögerlich auf. Aua.
„Was ist passiert?" fragte ich und sah auf meinen Detektor. Es waren zwei Stunden vergangen.
„Du Genie hast dich selbst in die Luft gejagt bevor dich die Läufer überhaupt erreicht hatten" erklärte sie und ließ sich ins Gras fallen. Sie war immer noch mit Blut und Dreck bedeckt und wirkte erschöpft.
„Und du bist zurück gekommen um mich zu retten?" hackte ich grinsend nach.
„Wir alle machen Fehler!" fauchte sie.
Wir schwiegen ein paar Minuten. Dabei fiel mir auf, dass wir nicht mehr in der Nähe der Zone waren. Bale machte sich sicher Sorgen.
Allerdings hatte ich keine Nachrichten von ihm oder sonst wem.
„Wie heißt du?" fragte ich nach einer Weile des Schweigens.
„Wieso sollte ich dir..." begann sie mich anzuschreien.
„... ach ist ja jetzt auch egal." murmelte sie.
Dann drehte sie ihren Kopf zu mir und sah mir in die Augen.
„Rose."
„Wie die Blume?" fragte ich.
„Nein wie das Tier!" Sie verdrehte die Augen.
„Eine hübsche Blume mit giftigen Stachel." überlegte ich und musterte sie.
Rosen haben glaube ich keine giftigen Stacheln, aber das klang cooler und passte besser zu ihr.
Rose reagierte nicht.
Ich nahm meinen Rucksack vom Rücken und holte ein Erste-Hilfe-Kit herraus, mit dem ich mich dann neben sie kniete.
„Ich lass mich nicht von einem Grunder verarzteten!" schimpfte sie und setzte sich auf um von mir weg zu rutschen. Wohl ein bisschen zu schnell, da sie sich kurz darauf an den Kopf griff und taumelte.
„Dann wirst du wohl draufgehen." äffte ich ihren Tonfall nach.
Rose presste die Lippen auf einander.
Ich zog eine Augenbraue nach oben.
„Schön." entschied sie und ließ mich eine Verletzung an ihrem Bein untersuchen.
„Und du?" fragte sie nebensächlich.
„Was?" fragte ich und sah kurz zu ihr hoch.
„Wie heißt du?"
Ich lächelte.
„Fagus."

Das Geheimnis, das den Toten hütete- Vortex Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt