17. Ein Angebot

28 2 0
                                    

-Bale-

Nathaniel war schlecht drauf.
Denn ganzen Morgen hatte er nur herumgeschrien und Leute angemeckert.
Trotzdem klopfte ich jetzt gegen seine Tür, um mit ihm zu reden.
Die Tür sprang so heftig auf, dass es ein Wunder war, dass die Angeln sie gehalten hatten. Ich sprang zurück und mir kam ein Grundermädchen entgegen, die aussah als hätte sie gerade einer Bombe beim explodieren zugesehen. Sie nickte mir steif zu und drückte sich einen Stapel Papiere an die Brust.
„Ja?" kam es aus Nathaniel's Zimmer und das Mädchen verschwand hektisch um die nächste Ecke.
„Nathaniel?" fragte ich vorsichtig und späte in den Raum.
„Wer denn sonst?!" kam es wütend zurück.
„Schließlich schmeiße ich den Laden hier ganz alleine! Wo Robur ist? Weiß der Teufel!" Er redete noch ein bisschen weiter, aber den Rest konnte ich in dem Gemurmel nicht verstehen.
„Nathaniel" rief ich ihn dazu auf mir zu zu hören.
„Ich denke wir sollten..."
„Einen Dreck sollten wir!" schimpfte er und warf ein Papierknoll an die Wand. Das hatte wohl nicht erwünschte Wirkung, denn er schmiss noch einen Stiftehalter hinterher.
„Was ist den los?" fragte ich verwirrt über seine Anspannung. So wütend war er schon lange nicht mehr gewesen. Er vergrub seinen Kopf in den Händen.
„Wir werden belagert Balian. Das ist los" sagte er kühl und seufzte leise.
„Was?!"
„Schon seit einer Woche. Robur wollte niemandem etwas sagen, weil es den Leuten nur Angst machen würde. Weißt du eigentlich wie schwer es ist Sanktum zusammen zuhalten? Die Bewohner haben Angst."
Er sah mich traurig an.
„Angst vor euch. Vor den Problemen die ihr Kinder förmlich anzieht."
Er schüttelt den Kopf und stand auf, um die Stifte einzusammeln. Ich stand einfach nur in Schockstarre da.
„Von wem?" frage ich und versuche meine Stimme stark zu halten.
„Wissen wir nicht. Im Grunde wissen wir gar nichts, nur dass da jemand ist und dass sie uns wahrscheinlich bald angreifen werden."
Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf und trotzdem war ich seltsam ruhig. Von dem Gewusel in meinem Kopf löste sich eine Frage.
Was wenn ich Sanktum diesmal nicht beschützen kann?
Ich bekam Panik.
„Warum bist du eigentlich hier?" fragte Nathaniel jetzt wieder schroffer.
„Ich..." Warum war ich hier? Ah ja Fagus.
„Ich wollte nur wissen wo Robur ist"
Dann verließ ich den Raum und blendete alle Flüche und Stifte die Nathaniel mir hinterher warf aus.
Was wenn ich Sanktum nicht beschützen kann?
Mir kamen Tränen. Etwas ungewöhnliches, weil ich schon lange nicht mehr geweint hatte und es auch nur selten tat.
Wenn ich Robur finde werde ich ihn umbringen! Wie kann er Sanktums Zukunft nur auf sich und Nathaniel stützen und dann einfach abhauen?
Als ich in den Eingangsbereich abbog, kamen mir drei Wachen entgegen gestürzt.
„Was ist los?"
Einer blieb vor mir stehen, während die anderen weiter zu Nathaniel rannten.
„Sechs Läufer in schwarzen Uniformen haben sich vor unseren Grenzen formiert. Es sieht so aus als wollten sie einmarschieren" keuchte er.
Schwarze Uniformen?
„Lasst sie rein."
Der Grunder sah mich entgeistert an.
„Nah los!"
Er drehte sich um und lief zum Tor.
Das war vermutlich das Leichtsinnigste das ich je gemacht habe. Ah nein warte, das nehme ich zurück.

Wir hatten uns alle im Ratssaal aufgestellt.
Barbie, Susie, Luka, Robur (der endlich wieder aufgetaucht ist), Nathaniel, Allister, Rox und ich.
Wir waren alle angespannt und mir wurden öfters böse Blicke zu geworfen.
Dann endlich, wurden sechs Leute von unseren Wachen in den Raum eskortiert. Ich musterte jeden gründlich. Nur fünf trugen Uniformen, eine Grunderfrau ungefähr in Nathaniel's Alter trug einfach nur einen grünen Hosenanzug und sah von allen auch am freundlichsten aus. Neben ihr standen ein Junge mit Maske, eine Zünderin bei der ich das seltsame Gefühl hatte sie schon einmal gesehen zu haben, Lio, Holden und Rose.
Die Frau setzte sich Nathaniel gegenüber und lächelte freundlich. Die Zünderin und er Junge flankierten sie, während sich die uns bekannten Gesichter an die Wand dahinter zurück zogen. Sie schienen eine Ordnung zu haben, während wir uns einfach irgendwie hingesetzt hatten.
„Hallo, ich bin froh sie alle endlich kennenzulernen" begrüßte uns die Frau. Sie hat eine unnatürlich schöne und weiche Stimme.
„Mein Name ist Gloria Grance."
Nathaniel nickte kurz, antwortete aber nichts.
„Wir gehören zu einer Gruppe, die sich im Schatten hält, weshalb sie wahrscheinlich noch nie von uns gehört haben, aber wir würden ihnen gerne ein Angebot machen."
„Wie heißt ihre Gruppe? Wer weiß, vielleicht sind sie ja doch nicht so geheim wie sie glauben" knurrte Nathaniel.
Sie ließ sich nichts anmerken und lächelte nur.
„Unison oder manchmal auch die Insel."
Es folgte ein kurzes Schweigen.
„Unser Angebot..." meldete sich dann die Zünderin und löste die unangenehme Stille.
„... würde darin bestehen sie in unsere Organisation aufzunehmen, ihnen Schutz zu bieten und sie umzusiedeln. Allerdings, und das verstehen sie sicher, können wir dies erst weiter ausführen, wenn wir sicher sind ihnen vertrauen zu können."
„Übersetzt wollt ihr also von uns, dass wir zustimmen uns irgendwelchen Unbekannten unterzuordnen und irgendwohin umzuziehen" fasste Robur meine Gedanken zusammen.
„Sie müssen sich nicht unterordnen. Wir sind eine Gruppe, deren Mitglieder alle ihr eigenes Ding machen, sich aber trotzdem gegenseitig beschützen" erklärte Gloria.
„Robur hat recht! Wieso sollten wir ihnen vertrauen?" blaffte Luka und stand auf.
Bevor er einen der Gruppe angreifen konnte, stand wie aus dem nichts Rose vor ihm und ließ sein Feuer versiegen.
Er starrte sie wütend an.
„Kinder!" rief Allister und legte damit den letzten Hebel um. Der ganze Raum begann zu diskutieren und sich aufzuheizen.
Ich sah wie der Junge neben Gloria kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand und versuchte sie von allem abzuschirmen.
„KLAPPE!" schrie plötzlich die Zünderin und schickte eine Hitzewelle durch den gesamten Raum, die uns allen kurz den Atem raubte.
„Ihr verhaltet euch wie Kinder! Egal ob ihr uns vertraut oder nicht ihr braucht Hilfe und ich weiß das du -Nathaniel- der Typ dafür wärst, dein Dorf für dein Ego zu opfern, aber selbst du müsstest sehen, dass ihr uns braucht!"
Die zwei erwürgten sich gegenseitig mit Blicken, bis Lio, der sich die ganze Zeit keinen Zentimeter bewegt hat, zum ersten Mal etwas sagte:
„Wie wäre es mit einer Nacht zum überdenken?"

Das Geheimnis, das den Toten hütete- Vortex Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt