1) Die Reise beginnt

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Ferien voraus – yeah!

Okay, zugegebenermaßen freute ich mich überhaupt nicht auf die Sommerferien, und zwar sowas von gar nicht. Denn der ursprüngliche Plan, mit meinem besten Freund weg zu fahren, wurde von einem Todesfall in seiner Familie zunichtegemacht. Da die Trauerfeier und Beisetzung in Amerika waren, hatte seine Familie das Ganze mit einem längeren Aufenthalt in den Staaten verbunden, ganz zu meinem Leidwesen.

Andere Freunde zum Wegfahren hatte ich nicht und so standen mir zumindest mal vier langweilige Wochen bevor. Es sei denn- ja, es sei denn, ich verreiste allein. Auf dem Weg nach Hause ließ ich mir diese Idee in allen denkbaren Varianten durch den Kopf gehen. Es gab nur ein Problem: Obwohl ich schon 18 war, hatten meine Eltern große Bedenken, mich ohne sie verreisen zu lassen.

Was mich das schert? Nun, ohne entsprechendes Geld musste ich bei meinen Eltern um Liquidität bitten.

Später am Nachmittag hatte ich mich dann entschieden, mit dem Zelt verreisen zu wollen. Ich suchte nach möglichen Zielen und konfrontierte meine Eltern beim Abendessen mit einer kurzen Liste.

Erstaunlicherweise hatten meine Eltern weniger Bedenken als befürchtet. Tatsächlich hatten auch Sie gewisse Reisepläne, die wohl eine Beteiligung meinerseits nicht vorsahen. Zwar klang die Kreuzfahrt und deren Route auch wahnsinnig interessant, da ich aber nicht seefest war, hätte ich wahrscheinlich auch abgelehnt, hätten sie mich gefragt, sie zu begleiten.

Obwohl ich zwar ein Freund von Meer und Sonne war, hatte ich mit Bergen (und Sonne) mehr Freude. So entschied ich mich für einen Campingplatz in den Bergen. Ich hatte vorher ein paar Mal mit meinen Eltern gezeltet, war also schon ein Routinier und konnte mich auch entsprechend vorbereiten.

Auch wenn ich selbstverständlich ziemlich nervös war und ein bisschen Angst hatte, ganz alleine zu verreisen, freute ich mich auf meinen ersten richtigen Urlaub ohne meine Eltern. Da ich noch keinen Führerschein hatte, kam nur die Reise mit dem Zug infrage. Das letzte Stück musste ich zu Fuß oder mit dem Taxi zurücklegen, rund 4km.

Rund eine Woche verbrachte ich mit Packen, Planen und Recherchieren. Je näher der Reisestart rückte, desto schneller wechselte meine Stimmung zwischen heller Vorfreude und panischer Angst hin und her. Meinen Eltern sagte ich natürlich nichts, ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen um mich machten.

Am Vorabend meiner Reise hielt mir meine Mutter noch einen Vortrag über Essen und Kochen, Verletzungen und Krankheiten. Außer Augen-Verdrehen konnte ich keine passenden Antworten geben und ehe ich mich versah, war auch der letzte Abend vorüber.

In dieser Nacht konnte ich kaum ein Auge zumachen, als hätte ich literweise Kaffee getrunken. Als mein Wecker schließlich klingelte, hatte ich gefühlt nicht geschlafen und hätte am liebsten den vehementen Weckton ignoriert. Als ich in die Küche kam, war verwunderlicherweise mein Dad schon wach.

„Guten Morgen Florian", sagte er und klopfte mir auf die Schulter.

„Guten Morgen", gähnte ich verwirrt, „warum bist du denn schon wach?"

„Ich fahre dich zum Bahnhof", antwortete er an die Kaffeemaschine gewandt, während er mir den Rücken zudrehte.

Ich stöhnte, konnte das aber noch in ein erfreutes Seufzen umwandeln. Tatsächlich war ich aufgrund meiner unübersehbaren Müdigkeit sehr dankbar dafür.

45 Minuten später verabschiedete ich mich von meinem Dad am Bahnsteig und stieg in den gefühlt allerersten Zug am Bahnhof, natürlich nicht ohne eindringliche Belehrung meines Vaters mich sofort zu melden, wenn es Probleme gäbe.

„Per Brieftaube oder wie soll ich euch auf dem Schiff erreichen?", fragte ich genervt und sah belustigt zu, wie mein Dad darüber nachdachte. Scheinbar hatte er nicht daran gedacht vielleicht gar nicht erreichbar zu sein.

Felicitas - Urlaub, Berge und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt