16) Schmerz lass nach

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Ein Schulterzucken war die einzige Reaktion, die ich über mich brachte.

„Nun gut", meinte Doktor Büchle und steckte seine Brille wieder weg. „Zur Wunde an sich, womit wir mit der schlechten Nachricht anfangen: Es gibt bereits Anzeichen einer Infektion, also einer Entzündung. Hier an den Wundrändern erkennbar. Aber die gute Nachricht lautet: Jetzt können wir noch Schlimmeres verhindern, deshalb ist es gut, dass ihr mich gleich aufgesucht habt."

Feli warf mir einen triumphierenden „Ich-habe-es-dir-doch-gesagt"-Blick zu.

„Aber ich rate dazu, das Schienbein noch zu röntgen, nur um sicher zu gehen, dass tiefergehend nicht noch ein größeres Problem besteht."

Ich verzog das Gesicht. „Muss das sein?"

„Nein, ein Muss ist es nicht, nur mein Ratschlag. Allerdings ist unser Röntgengerät derzeit defekt, daher ist es tatsächlich etwas schwierig. Ich konnte keine Fraktur ertasten, aber beispielsweise ein Haarriss im Knochen, wenn das Schienbein angebrochen ist, könnte man nur auf dem Röntgenbild sehen. Mein Vorschlag ist, zuhause einen Röntgentermin zu vereinbaren, sofern es noch zu Schmerzen oder Beschwerden kommen sollte. Wann geht es denn nach Hause?"

„Ähm, das weiß ich noch nicht. Aber ich glaub nicht, dass was gebrochen ist", meinte ich bestimmt.

„Ja, ich glaube es auch nicht, aber ohne Röntgen kann ich das nicht mit Bestimmtheit sagen. Bist du gegen Tetanus geimpft?"

„Glaub schon", meinte ich unsicher.

„Gut. Dann verschreibe ich dir eine Wundsalbe mit einer antibakteriellen Wirkung und dann sollte das in den nächsten Tagen wieder gut sein. Okay?"

„Ja, danke", meinte ich.

„Die Salbe dann morgens und abends unter einem Verband auftragen und das Bein möglichst schonen. Und falls es zu Komplikationen oder stärkeren Schmerzen kommt, bitte noch einmal vorbeischauen!"

Wir bedankten uns erneut und verabschiedeten uns. Das Rezept reichte uns eine der Damen am Empfang, womit wir dann den Weg zur nächsten Apotheke antraten. Nur eine Querstraße weiter befand sich eine.

Eine kleine Türglocke an der Türe kündete bimmelnd unseren Besuch an. Der Verkaufsraum war relativ klein und überschaubar. An den Wänden hingen Werbe- und Erklärungsposter und eine Wand wurde von einem großen Regal geziert. Darin standen Unmengen von Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln und verschiedene Hilfsmittel.

In einem Regalfach lagen mehrere größere und kleinere Packungen, bei denen mir das Wort „Inkontinenz" ins Auge stach. Ich warf einen kurzen Seitenblick auf Feli, die es aber nicht bemerkte. Ich musterte die Pakete, während Feli an die Theke trat. Die Pakete kamen mir klein vor, dann sah ich die Aufschrift „Vorlagen" und erinnerte mich an das, was Feli mir gesagt hatte. Ein kleines Schild daneben wies darauf hin, dass es einen Katalog mit dem vollständigen Sortiment an der Theke gab. Ich stellte mich neben Feli und wartete auf jemanden, der uns bediente.

Kurz darauf trat eine ältere Dame aus der Türe hinter der Theke und begrüßte uns.

„Guten Tag, was kann ich für Sie tun?", fragte sie und schaute uns freundlich an.

„Hallo", erwiderte ich die Begrüßung, „ich habe hier ein Rezept zum Einlösen."

Ich legte das Rezept auf die Theke und wartete. Die Dame las es sich aufmerksam durch und nickte.

„Ja, das kann ich Ihnen zubereiten! Sie können es heute Nachmittag abholen."

„Oh, haben Sie das nicht vorrätig?", wollte ich wissen und verzog das Gesicht. Ich erklärte ihr unsere Situation.

Felicitas - Urlaub, Berge und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt