13) Halte durch - Hilfe ist nah!

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Als ich am nächsten Morgen erwachte, brummte mir mein Kopf und von Erholung war ich sehr weit entfernt. Die Ereignisse der letzten Tage verbunden mit wenig und schlechtem Schlaf forderten unweigerlich ihren Tribut.

Mühsam stand ich auf und schleppte mich zu den Waschräumen, wo ich mich der Hygiene widmete. Frisch geduscht und ein wenig der schlechten Laune beraubt, machte ich mich auf den Weg zum Kiosk, um meinen knurrenden Magen zu befriedigen.

Während ich mein Frühstück verschlang und den nicht sonderlich hochwertigen Kaffee schlürfte, überlegte ich, wie ich den Tag beginnen sollte. Klar war, dass ich etwas tun musste. Nur konnte ich mich nicht entscheiden, was genau. Ein Gespräch mit Feli war das Wichtigste, allerdings wusste ich nicht, wie ich es anstellen sollte. Ich wusste nur, dass ich Feli unbedingt über die Kenntnisse meines Onkels unterrichten sollte, zumindest soweit mir dies erlaubt war.

Das Problem war nur: Ich wollte keinesfalls Sebastian über den Weg laufen, um ihn nicht noch mehr aufzubringen. Er sollte also möglichst nichts von dem Gespräch mitbekommen. Dazu waren also einige Nachforschungen vonnöten.

Nach dem Frühstück ging ich zurück zum Zelt, um meinen Rucksack und einige Utensilien zu holen. Das hilfreichste war ein Jagdfernglas, das ich von meinem Opa bekommen hatte, denn für das Auskundschaften der Situation war meiner Meinung nach Abstand das wichtigste. Als ich alles gepackt hatte und mich auf den Weg machte, fühlte ich grimmige Entschlossenheit. Ich fühlte mich wie ein Spion, Detektiv oder Soldat. Berufswünsche aus meinen Kindheitsträumen motivierten mich und trieben mich voran.

Ich beschloss zuerst einmal, mich ein wenig zu Bewegen und mir die Details meines Planes auszudenken. Während ich den See umrundete und mich von der Rückseite den Häusern näherte, schmiedete ich einen Plan.

Als ich am Südufer des Sees in den Wald abbog und in Richtung der Terrassen lief, ergriff mich eine Form der Aufregung, die ich mir nicht erklären konnte. Ich fand am Waldrand einen Baum, der einige dicke Äste zum Klettern aufwies. Da die Terrassen leicht erhöht lagen, konnte ich vom Boden aus nicht darauf und auch nicht in die Wohnungen sehen. Daher schnappte ich mir das mitgebrachte Seil und baute mir mit einem primitiven Wurfhaken eine Art Flaschenzug, an dessen Ende ich meinen Rucksack befestigte. Anschließend kletterte ich unter einiger Anstrengung auf die Äste des Baumes hoch, gerade soweit, dass ich durch die dichten Blätter einen Blick auf Felis Terrasse und Wohnung werfen konnte. Dann zog ich am Seil meinen Rucksack hinauf und knotete das Seil an dem dicken Ast fest, auf dem ich saß, sodass ich im Sitzen bequem nach meinem Rucksack greifen konnte, ohne Gefahr zu laufen, herunter zu stürzen.

Ich nahm das Fernglas und warf einen vorsichtigen Blick auf das Haus. Die Terrasse war leer, das Wohn- und Esszimmer soweit erkennbar auch. In Felis Schlafzimmer waren die Rollläden heruntergelassen, es schien so, als schliefe sie noch. Oder sie beide- der Gedanke daran brannte in meinem Bauch und einen Augenblick lang dachte ich, ich müsste mich übergeben, konnte mich aber beherrschen.

Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es fast 9:00 Uhr war, also eigentlich Zeit zum Aufstehen. Ich widerstand dem Drang, einfach hinzugehen und zu klingeln. Es war zu riskant, vor allem, da ich Feli nicht in Bedrängnis bringen wollte. Ich versuchte es mir auf dem Ast bequem zu machen, was mir so einigermaßen gelang, dennoch wusste ich nicht, wie lange ich es dort würde aushalten können.

Alle paar Minuten schaute ich mit dem Fernglas hinüber zur Wohnung, aber es tat sich nichts. Die Ungewissheit setzte mir zu und mit der Zeit wurde ich immer ungeduldiger. Dass sich überhaupt nichts tat, schmeckte mir gar nicht. Ich hoffte nur, dass ihr nichts zugestoßen war. Um kurz vor 10 Uhr sah ich eine Gestalt den Wiesenweg entlang gehen. Hastig nahm ich das Fernglas und schaute hindurch. Zwar konnte ich sein Gesicht nicht sehen, aber es handelte sich zweifellos um Sebastian.

Felicitas - Urlaub, Berge und die LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt