31. Abschied nehmen...

397 60 1
                                    

Samstagabend 23.. Februar

Caro

Nach dieser ersten Nacht, als wir die furchtbare Nachricht erhalten hatten, die uns allen den Boden unter den Füßen wegriss, veränderte sich so vieles und doch blieb vieles gleich.

Da sich im Körper unserer Liebsten bereits zu viele Metastasen gebildet hatten und sie schlicht und ergreifend weder eine weitere Chemo, geschweige denn eine Strahlenbehandlung, rein Kräftemäßig durchstehen können würde, versuchten wir alles erdenkliche um ihr den Abschied so leicht und Schmerzfrei wie möglich zu machen.

Was sich änderte war, das das Haus voller wurde.....!

Ellen's Kinder Clara und Claus, zogen nach mehreren langen Gesprächen mit ihrer Mutter bei uns ein und bewohnten das Malzimmer und das Gästezimmer, in dem ich bis dahin geschlafen hatte....und ich....ich zog nach oben!

Wir hatten schnell festgestellt, das unsere Liebste am besten und ruhigsten schlief, wenn Ava und ich beide bei ihr waren. Niemand stellte Fragen, oder wunderte sich......ob sie irgendetwas erzählt oder erklärt hatte, wußte ich nicht und wenn war es mir egal....mir ging es um das Wohl der beiden Frauen, denen mein Herz gehörte und so schliefen wir, seit diesem Tag an zu dritt in einem Bett,...Ellen sicher und wohlbehütet in unserer Mitte.

Ellen's Enkel, verbrachten jeden Ferientag bei uns, saßen mit ihrer Großmutter zusammen und brachten sie zum lächeln.

Solange es ihr Zustand erlaubte, gingen wir spazieren, oder einfach auf die Terrasse,....und empfingen regen, aufmunternden Besuch,.....meine Mädels kamen vorbei und Mo maß ihre Schachskills mit Ellen, Ava's Eltern schauten noch öfter vorbei als sonst, sowie auch ihre alte Schulfreundin Sonja und natürlich Dr. Andovà,...die wirklich jeden Tag vorbeikam und jedem der wollte, ihre Hilfe anbot.

Zusammen mit Helga, der mit mir die nun noch anspruchsvoller gewordene Pflege und medizinische Versorgung Ellen's leistete,....und Ava, die ihr kaum noch von der Seite wich, war sie nie allein.

Das alles war es was sich änderte,....was aber gleich blieb,...war unsere Liebe für sie.

Unsere Liebe!

Oftmals saßen wir drei zusammen und sagten kein einziges Wort, hielten uns lediglich an den Händen und fühlten, was wir nicht sagen konnten.

Ellen war stark, auch wenn ihr Körper es nicht mehr war,.....sie lächelte oft,...auch wenn sie Schmerzen hatte, klagte nicht,...auch wenn ich sie darum bat,....und freute sich so sehr, umgeben von ihrer Familie und Freunden zu sein, auch wenn sie nie ihre Enkel erwachsen sehen würde.

Ellen's Geburtstag wurde nicht mit vielen Geschenken, sondern mit Erinnerungen gefeiert, mit Fotos, einer lustigen Diashow und vielen, vielen Erzählungen.....und ich war mir sicher hierfür hatte sie sich ihr letztes bisschen Kraft aufgehoben, denn danach baute ihr Körper immer rascher ab.

Immer öfter mußte ich ihr mittels einer Pleurapunktion, Wasser aus ihrer Lunge absaugen, damit sie einigermaßen frei atmen konnte und seit einer Woche hatte Dr. Martini sie an einer Schmerzpumpe angeschlossen, die sie kontinuierlich mit Morphin versorgte um die Schmerzen in Grenzen zu halten.

Leider half das nicht gegen unsere Schmerzen, sie so leiden zu sehen.

Mehr als einmal konnte ich die stumme Bitte in Ava's Augen sehen,...und auch ich selbst war versucht etwas zu tun,...wovon ich wußte das es nicht recht, aber gnädig gewesen wäre,......aber Ellen's Blick hielt mich jedesmal davon ab.

Ich durfte nichts "dummes" tun, ich mußte schließlich für Ava da sein wenn,....

Wir lagen zusammen da, Ava schlief an Ellen's Rücken geschmiegt, während Ellen dicht an mich dran gekuschelt war....ihre wunderschönen Blaugrauen Augen müde und schwer, sah sie mich trotz allem so liebevoll an....ich streichelte sanft ihre Wange...lehnte mich vor küsste ihre Stirn und ihre Lippen.

Sieben Herzschläge lang,......versank ich in ihren Augen..

Sieben Herzschläge lang,......prägte ich mir jedes Detail ihres Gesichts ein..

Sieben Herzschläge lang,......wünschte ich mir, das sie nie gehen würde..

Sieben Herzschläge lang,......bat ich sie loszulassen und zu gehen..

"Aloha,.....Ich liebe dich Ellen!"

Rainbow hearts BAND 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt