Als ich die Tür aufriss, wäre ich fast in Magrett und Daniel hinein gelaufen, die anscheinend im Flur gelauscht hatten. Ich ignorierte ihre schuldbewussten Gesichter und stapfte demonstrativ an ihnen vorbei, den Flur entlang und stieß die Küchentür auf. Helles Sonnenlicht, das von den nicht graden kleinen Fenstern in den Raum hineinfiel, blendete mich kurz, ehe sich meine Augen daran gewöhnt hatten.
Als ich meine Hand von den Augen nahm, konnte ich erstaunlicherweise Sahid am Küchentisch sitzen sehen. Die Haare hatte er sich zu einem Zopf gebunden, doch unter seinen Augen standen dunkle Ringe. Dennoch lächelte er sein typisches Lächeln, mit dem er genau so gut Leute hätte töten können. Ich konnte es nicht einschätzen und das machte mir Angst.
„Sahid? Was machst du den hier?", fragte ich verblüfft und vergaß einen Moment meine Vorsicht ihm gegenüber. „Ich dachte, du müsstest arbeiten."
Sahid hüstelte. „Das klingt aber nicht nach einem netten Empfang. Nicht einmal ein Hallo?"
Erst jetzt wurde mir mein Tonfall bewusst und ich verstummte. Sahid, musste meinen Gedanken geschlussfolgert haben, denn er machte nur eine Wegwerfende Handbewegung.
„Mein eigentlicher Grund ist ein ganz anderer, ich wollte dir deine Kleidung bringen. Das hatte ich gestern ganz vergessen." Er deutete auf den runden Holztisch, auf dem ein Stapel Klamotten lagen. Argwöhnisch musterte ich die Kleidung. „Das alles soll für mich sein?"
Sahid lächelte bloß und nickte. „Echte Kleidung wie Assassinen sie tragen", flüsterte er belustigt, als er mein überraschtes Gesicht sah.
Zweifelnd wollte ich meine Arme vor der Brust verschränken, doch plötzlich legte sich eine weibliche Hand auf meine Schulter. Das zusätzliche Gewicht erschreckte mich und ich wirbelte sofort herum, bereit jeden Gegner abzuschütteln, doch war es nur Magrett. Sie musste schnell zurück in die Küche geflitzt sein. Ich hoffte sie würde Lian nicht erwähnen. Unseren Streit musste man durch das ganze Haus gehört haben. Sie beugte sich über meine Schulter und musterte die Kleidung. Zu meiner Überraschung verzog sich ihr Gesicht zu einem Lächeln.
„Wahnsinn, Fenja. Jetzt bist du ein offizielles Mitglied", hauchte sie und betrachtete die Kleidung fast schon liebevoll. Ich runzelte die Stirn und drehte mich zu Magrett um.
Sahid verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. „Vermisst du schon deine früheren Zeit?", bemerkte er zu Magrett , doch diese konterte mit einem spitzen Lächeln. „Ich glaube ich bin ganz froh, dass ich nicht mehr kämpfen muss."
Ich bemerkte, dass dies irgendein Konflikt zwischen Sahid und Magrett war, deshalb schnappte ich mir schnell die Kleidungstücke und drehte mich zur Tür um. „Diskutiert ihr ruhig weiter ich ziehe mich in der Zwischenzeit um", rief ich und verschwand zur Tür hinaus.
Als ich zurück in mein Zimmer schlüpfte, faltete ich die Kleidung auseinander und bewunderte den erstaunlich weichen Stoff. Ich war froh Lian schnell vergessen zu können und schlüpfte schnell in das Hemd, dann legte ich mir den Waffengürtel über die Schulter und bewunderte das Material, aus dem er gefertigt war. Ich zog mir die einfache braune Stoffhose an, und schlüpfte in die Stiefel, die mir bis zum Schienbein reichten. Über die Knie kamen ein paar Schützer, die keinesfalls die Beweglichkeit beeinträchtigten, wie ich es geglaubt hätte. An die Unterarme zog ich mir ein paar Schützer an, doch auf beiden Seiten war ein Mechanismus eingebaut, sodass ich, wenn ich wollte einfach nur die Arme ausstrecken musste und entweder ein verstecktes Messer hinaus geschossen kam oder eben auch ein Pfeil. Mit Bedacht studierte ich den Mechanismus, damit ich nicht ausersehen jemanden aufspießte. Zu guter Letzt warf ich mir den Umhang darüber und zog die Kapuze ins Gesicht. Die Kapuze war so geschnitten, dass ich uneingeschränkte Sicht hatte, doch, wenn man mich in diesem Aufzug auf der Straße sehen würde, man mein Gesicht nicht erkannte. Ich staunte nicht schlecht, als auf dem Haufen Waffen sichtbar wurden. Sahid hatte echt an alles gedacht.
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Ancore of Betrayal
FantasyDie junge Soldatin Fenja fällt in der Schlacht. Während sie die nächsten Tage um ihr Überleben kämpft, begegnet sie einem jungen Mann, doch er scheint anders zu sein, als es auf den ersten Blick scheint. Schon bald bemerkt sie, dass es um viel mehr...