Wie in Zeitlupe konnte ich mit ansehen, wie etwas großes, schweres über der Zeltplane erschien und den Himmel verdunkelte. Mit einen ohrenbetäubenden Lärm krachte es auf die Plane über unsere Köpfe. Ich konnte gerade noch mit ansehen, wie es die Plane zerdrückte und niederriss, als wäre es aus Papier. Dann folgte die Druckwelle. Ich schaffte es gerade noch, meine Hände an der Liege fest zu klammern ehe ich die Hölle losbrach.
Eine so gewaltige Kraft wurde frei gesetzt, dass augenblicklich alles fortgerissen wurde. Die Bombe krachte in den Boden ein und ich klammerte mich so fest an die Liege, dass meine Fingerknöchel hervortraten. Mein Körper wurde von der Liege hinunter gefegt, als wöge er nichts. Ich klammerte mich fest, doch da überschlug sich schon die Liege und meine Hände verdrehten sich.
Mit einem Schrei, der in dem Getöse unterging, verlor ich meinen Halt und wurde nach hinten katapultiert. Ich flog ein ganzes Stückchen nach hinten und wie ein Wunder traf ich nicht gegen eine Liege oder etwas ähnliches. Um mich herum flogen Liegen und Tischbeine. Hilfesuchend tastete ich mit meinen Händen in der Luft herum, um etwas fassen zu können, das mir halt gab. Es gab einen gewaltigen Knall und ich dachte meine Ohren würden explodieren.
Ich kniff die Augen zu und knallte mit einem Rums in die hinterste Zeltplane. Meine Arme wurden ungelenk umgeknickt und ich schrie vor Schmerzen auf. Ich wagte es nicht meine Augen zu öffnen, während mich der gewaltige Druck an die Plane drückte. Neben mir knallten Gegenstände an die Wand und schlitzen meine Arme auf. Plötzlich war ich dankbar für meine Gelähmtheit. Bestimmt waren meine Beine schon längst zersplittert worden, doch zu meinem Glück spürte ich nichts.
Ich wagte es langsam mein rechtes Auge einen Spalt breit zu öffnen, doch um mich herum konnte ich nichts erkennen. Es herrschte das totale Chaos. Ich hörte von überall Schreie und das furchtbare Geräusch von Knochensplittern. Am liebsten hätte ich mir einfach die Ohren zugehalten, doch dies konnte ich vergessen. De gewaltige Druck war so heftig, dass ich mich nicht bewegen konnte. Zusätzlich waren meine Arme so mit der Zeltplane verheddert, dass der Schmerz mich zu überrollen drohte.
Ich versuchte in dem Chaos etwas zu erkennen, doch plötzlich flog ein Stuhlbein genau auf mich zu und näherte sich mit rascher Geschwindigkeit. Ehe ich reagieren konnte knallte es gegen meine Schläfe, worauf ich schwankte. Vor meinen Augen tanzten Sternchen. Jetzt bloß nicht ohnmächtig werden. Würde das passieren, wäre ich so gut wie tot. Irgendwie fing sich alles an zu drehen, doch es lag nicht an mir sondern an der Plane hinter mir. Irgendwie hatte sie sich gelöst und flog nach hinten durch die Luft. Verzweifelt versuchte ich meine Arme zu lösen, doch sie klemmten fest. Da sah ich auch schon den Boden auf mich zukommen. Ich kniff die Augen zusammen und sah schon vor meinem geistigen Auge mein Leben an mir vorbei ziehen. Dann knallte ich auf den Boden auf und alles wurde schwarz.
Ich musste meine Augen nicht öffnen, um zu wissen das mir alles, was wehtun konnte, wehtat. Ich stieß ein Stöhnen aus und versuchte meinen Arm zu heben. Sofort durchzuckte mich ein stehender Schmerz und ich stöhnte auf. Ganz langsam öffnete ich mein rechtes Auge und kniff es erschrocken wieder zu. Über mir war nichts als blauer Himmel. Ich war wohl irgendwo draußen gelandet.
Okay, ganz ruhig, Fenja. Alles wird gut. Du bist nicht tot, redete ich mir ein. Ich öffnete mein Auge einen Spalt breit, um es an das helle Licht um mich herum zu gewöhnen. Ich hatte so lange drinnen gelegen, das ich wohl vergessen hatte, wie hell es draußen war. Meine Augen waren das helle Licht nicht mehr gewöhnt. Ich atmete tief ein und aus und spürte einen dumpfen Schmerz in meiner Lunge. Toll...
Nach einer ganzen Weile hatten sich meine Augen das Licht gewöhnt und ich versuchte meinen Kopf zu heben. Unter schmerzen, keuchend gelang es mir irgendwie und ich wollte nach dem Zelt schauen. Doch, als ich aufblickte keuchte ich erschrocken auf.
Das Zelt gab es nicht mehr.
Vor mir lag ein riesiger Trümmerhaufen. Die vertraute grüne Plane war zerfleddert und lag auf dem steinigen Boden verteilt. Überall lagen zersplitterte, einzelne Gegenstände und die Reste von den ehemaligen Liegen. Ich ließ meinen Blick weiter über die Zerstörung wandern und erstarrte, als ich die Leichen sah. Auf meiner Liege hatte ich ja schon erahnt , dass das Zelt viele Menschen beherbergen konnte aber das was ich sah war selbst für mich zu viel. Es waren so viele. So viele Menschen, Soldaten, die hier gestorben waren. So viele die ihr Leben hier gelassen hatten.
Ich verzog mein Gesicht, doch bereute es gleich darauf wieder, als ein Schmerz in meiner Wange aufflackerte. Doch was war schon dieser kleine Schmerz, gegen den Tod dieser Leute? Hätte ich nicht so ein Glück gehabt, wäre ich jetzt ebenfalls eine unter den Leichen. Schnell wandte ich mich ab. Fast hätte ich mich übergeben, doch ich schaffte es den Reiz zu unterdrücken. Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an die Steine unter mir. Ich musste diesen Anblick erst einmal verdauen.
Ich atmete langsam ein und aus, solange bis ich mich wieder beruhigt hatte. Dann erst viel mir ein was mit Lian war. Verdammt. Lebte er noch? Ging es ihm gut? Wo war er? Wie ging es ihm?! Ich wollte seinen Namen rufen, doch dann entschied ich mich dagegen. Wenn er hier irgendwo unter den vielen Toten lag, dann brachte es nichts mir die Kehle aus dem Leib zu schreien. Wahrscheinlich brachte es eh nichts, denn wenn meine Stimme wirklich so kratzig war wie sie sich anfühlte würde man mich eh nicht hören. Ich wusste es war besser mir keine all zu großen Hoffnungen zu machen, dass er noch unter den Lebenden weilte. Ich wollte später nicht noch mehr enttäuscht werden.
Doch apropos später. Konnte es überhaupt ein später für mich geben? Ich war doch noch immer gelähmt. Ich schaute an meinen Körper hinab. Meine Beine lagen in einem verdrehten Winkel da und wäre ich nicht gelähmt gewesen hätte ich wohl unerträgliche Schmerzen gehabt. Selbst, wenn die Heilung eintreten würde und meine Gelähmtheit verschwinden würde. Ich könnte wohl nie wieder Laufen.
Ein unendlich erdrückendes Gefühl beschlich mich. Was brachte einem gute Noten in der Schule, wenn man wenig später auf dem Schlachtfeld starb? Endeten alle Leben so wie hier? Starben alle Soldaten früher oder später im Krieg? Innerlich wusste ich die Antwort und auch Lian hatte es gewusst. Doch trotzdem wollte ich es mir nicht eingestehen. Die letzten Wochen war mir klar geworden, dass Soldatin kein Zuckerschlecken war. Ich war immer durchschnittlich gewesen. Hatte immer gut mit allen mitgehalten. Und nun das? Was brachte einem das Leben schon, wenn man es einfach so hinschmiss. Und wofür? Für einen nutzlosen Krieg. Wie viele Menschen waren hier heute gestorben? Und wie viele starben da draußen, in diesem Moment? Ich musste heftig an mir rütteln, mit ich nicht anfing zu weinen.
Wahrscheinlich würde ich auch bald sterben. Ich konnte nicht aufstehen, mich kaum bewegen. Wie sollte ich hier draußen überleben? Ich konnte nicht ewig in dieser Hitze überleben, ohne Essen und zu trinken. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf auf den staubigen Boden.
Was sollte ich bloß tun?
Endlich eine anstrengende Woche ist um und die meisten Prüfungen sind hinter mir... Weil solange nichts kam, lade ich dafür 2 Kapitel hinternander hoch : )
Was glaubt ihr, wie es weitergeht? Und ob Lian wirklich tot ist ? =,=
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Ancore of Betrayal
FantasíaDie junge Soldatin Fenja fällt in der Schlacht. Während sie die nächsten Tage um ihr Überleben kämpft, begegnet sie einem jungen Mann, doch er scheint anders zu sein, als es auf den ersten Blick scheint. Schon bald bemerkt sie, dass es um viel mehr...