Avan wusste, dass es ihr Vorhaben wahnsinnig war.
Zusammen mit Lina und den anderen Assassinen kletterten sie über die Häuserdächer, da die Straßen nicht sicher war und ließen so langsam die Stadt hinter sich.
Avan landete auf einem der Dächer, nur um sich wieder hoch in die Luft zu stoßen. Der Aufprall auf dem Dach war hart, doch Avan hatte sich die letzten Jahre daran gewöhnt. Vor ihm flatterte Merins grüner Umhang, neben ihm befand sich Kerios und hinter ihm lief Tom, zusammen mit Erik. Ein scharfer Blick nach hinten und Tom nickte ihm grimmig zu.
Sie alle waren angespannt. Ihr Vorhaben war wahnsinnig, wenn nicht schon durchgeknallt. Niemand traute sich näher, als einen Kilometer an das gewaltige Reich des Kaisers heran. Unzählige Soldaten bewachten die Umgebung des Palastes. Man musste schon blind sein, um die Waffen die sie trugen nicht zu erkennen.
Doch sie hatten einen Plan: Die Männer würden sich abseits halten und warten, dass Lina und Avan verkleidet, als Dienstboten durch den Eingang schlüpften. Danach würden sie Eriks Wegbeschreibung folgen und sich zum Thronsaal entlang schleichen müssen. Kurz bevor man ihn betrat gab es eine kleine, fast schon unscheinbare Treppe, die zu dem Kerker führte. Während Lina hinuntergehen würde, würde Avan warten und Erik und Kerios würden sich von der anderen Seite an sie heranschleichen. Lina würde ihre Eltern befreien und zusammen mit ihnen zu Avan zurückkehren. Die beiden würden sich über den linken Flügel wieder hinaus schleichen und falls es zu Komplikationen kommen sollte, würden Erik und Kerios ihnen den Weg freiräumen. Zur Not würde Merin, der auf dem Dach Wache hielt, ihnen zur Hilfe kommen.
Sie hatten nicht viel Zeit gehabt, um sich genaueres zu Überlegen, doch es mustste reichen. Auch, wenn Avan es sich nicht eingestehen wollte, ihm war nicht ganz wohl bei der Sache und alles in ihm schrie wieder umzukehren, doch er hatte es Lina versprochen. Außerdem konnte er sich nicht vor den anderen drücken, schließlich war es seine Idee gewesen.
Merin gab einen Pfiff von sich und sie hielten, versteckt hinter einem Schornstein, an. Auch, wenn es Nacht war und keine Menschenseele zu sehen war, hielten sich die Assassinen trotz allem lieber versteckt. Kerios hockte sich auf das schräge Dach.
„Okay, alle wissen ihre Posten?" Er sah jeden einzelnen in der Runde in die Augen und diese nickten daraufhin. Avan musste es Lina gutheißen, dass sie bei Kerios Blick nicht einknickte.
Erik wies mit seinem Kopf auf die Straße unter ihnen und die anderen folgten seinem Blick. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite erhob sich eine hohe Mauer, gute 5 Meter hoch.
Hinter ihr erhob sich eine eindrucksvolle Wand, die bis in den Himmel reichte. „Das ist der Palast?", hauchte Lina, die sich als einzige eine Regung erlauben konnte. Kerios nickte. „Hier auf dieser Straße befindet sich der Haupteingang der Dienstboten und Angestellten." Er nickte Avan und Lina zu. „Am besten schnappt ihr euch jemanden und überwältigt ihn in einer der Gassen. Dort könnt ihr auch eure Kleidung tauschen." Avan gab einen zustimmenden Grunzlaut von sich und blickte zu Lina. „Bereit?" Sie starrte zu ihm hoch und nahm einen tiefen Atemzug.
„Bereit."
Avan wechselte einen Blick mit den Männern bevor er sich Lina schnappte und vom Hausdach sprang.
Als sie auf der Straße ankamen, zerrte Avan sie sofort in eine Gasse, woraufhin sie warteten. Die erste Zeit passierte nichts und Avan trommelte ungeduldig mit seinen Fingern gegen die Hauswand. Lina spähte vorsichtig um die Hauswand, um sie auf Dienstboten aufmerksam zu machen.
Gerade, als er Lina zu einem Gespräch verwickeln wollte, um die Wartezeit zu überbrücken durchschnitt ein leises Fußgetrippel die Luft und sie horchten auf. Beide spähten um die Ecke und sahen ein Mädchen, das zusammen mit einem Mann mittleren Alters den Weg entlang liefen. Beide hatten die typische Kleidung Bediensteter an, die selbst Avan, der zuvor noch nie in einem Haus mit Angestellten gelebt hatte, erkannte.
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Ancore of Betrayal
FantasíaDie junge Soldatin Fenja fällt in der Schlacht. Während sie die nächsten Tage um ihr Überleben kämpft, begegnet sie einem jungen Mann, doch er scheint anders zu sein, als es auf den ersten Blick scheint. Schon bald bemerkt sie, dass es um viel mehr...