one.

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Daphne

"Ach verpiss dich doch Conner!", schreie ich den blonden Jungen an, der verzweifelt vor mir steht und seinen besten Hundeblick aufgesetzt hat.

"Du verstehst das alles doch vollkommen falsch Baby. Ich habe das für uns getan" redet er sich verdammt schlecht aus der Sache heraus.

Vor entsetzten entweicht mir ein Keuchen da ich es einfach nicht glauben kann. So ein mieses Arschloch.

"Du hast für uns mit Ella geschlafen?" Kommt es ungläubig aus meinem Mund.

Unfassbar dieser Kerl!

"Du schaffst es nicht mal ganze vier Monate ohne deinen Schwanz herauszuholen! Gott sei Dank, dass wir kein Sex hatten!"

"Das war doch überhaupt erst unser Problem!"

Will er mir gerade sein fremdgehen in die Schuhe schieben, weil ich noch nicht bereit war, mit ihm in die Kiste zu steigen?

"Du bist doch vollkommen bescheuert!" Werfe ich ihm an den Kopf, ehe ich die schwere Tür öffne und hinaus in den Flur stürme, doch ich drehe mich noch einmal um und steure auf Connor zu "Aber weißt du was?! Wahrscheinlich ist es sogar besser so, denn wer will schon einen untreuen Wichser wie dich haben!"

Jetzt laufe ich endgültig aus dem Schulgebäude.

Scheiß auf die letzten beiden Stunden, in einer Woche sind sowieso Sommerferien.

Ich schicke Emma eine Nachricht das ich weg bin und steige dann in mein Auto. Bloß weg von hier.

Das Seltsame an dieser gesamten Situation ist, dass ich keinen wirklichen Schmerz spüre, dass Connor mich betrogen hat, eher so was wie Ekel. Ich will nicht seinetwegen weinen und mich nicht im Mitleid suhlen eher ganz festzutreten. Immerhin weiß ich, dass ich jetzt die richtige Entscheidung getroffen habe und nicht mit ihm geschlafen habe. Irgendwie war da nie diese sexuelle Anspannung, die nötig ist.

"Bin zu Hause" benachrichtige ich alle als ich nach Hause komme und meinen Rucksack in die nächste Ecke befördere.

Keine Antwort. Moment kann es wirklich sein? Jap es ist definitiv wahr, ich bin alleine zu Hause.

Träume werden doch noch wahr, wenn man es sich nur fest genug wünscht.

Ich lebe in einem riesigen Haus mit drei Stockwerken inklusive Dachboden, mit meinen Eltern, einer großen Schwester, meinem kleinen Bruder und meiner Granny. Da ist es sehr selten, alleine zu Hause zu sein. Wahrscheinlich sind Mum und Dad arbeiten, Ally in der Uni, Tommy dürfte noch in der Schule sein und Granny ist wahrscheinlich zu unseren Nachbarn Kaffee trinken oder im Laden.

Mein Zimmer liegt im dritten Stock genauso wie das von Tommy und Ally allerdings müssen die beiden sich ein Badezimmer teilen, während ich eins für mich alleine habe. Auf dem Dachboden ist das Zimmer von unseren Eltern, zwei kleine Badezimmer und zwei Gästezimmer, wobei wir dort auch sehr viel lagern. Naja im zweiten Stock sind Bad, Wohnzimmer, Küche, Flur und noch ein Zimmer, worin Dad meisten arbeitet und welches wir nicht betreten sollen. Die Wahrheit ist, er hat sich dort eine kleine Modelleisenbahn aufgebaut und will nicht, dass wir ihm die kaputtmachen und ganz unten befindet sich Grannys Antiquariat mit ihrer eigenen kleinen Wohnung.

Ich ziehe mir erst einmal bequemere Sachen an und kuschle mich in mein Bett, ehe ich tatsächlich einschlafe und ein Nickerchen mache.

"D es gibt Essen!", brüllt mein kleiner Bruder von unten die Treppe hinauf was mich dazu bringt wie von einer Tarantel gestochen aufzuspringen und die Treppen runter zu rasen.

Wenn es Essen gibt, muss man schnell sein, ansonsten ist alles weg.

"Na Familie" begrüße ich alle in die Runde und setzte mich auf meinen Platz zwischen Tommy und Dad.

Granny erzählt wie es bei den Nachbarn war, Dad redet von der Arbeit, Tommy schmatzt ununterbrochen und Ally erzählt von der Uni. Ich werfe ab und zu auch mal etwas ins Gespräch ein bis ich ihnen erzähle, dass es zwischen mir und Conner aus ist.

Granny regt sich lautstark über ihn auf und ich bin sowohl überrascht als auch schockiert wie viele Schimpfworte sie kennt. Tommy umarmt mich kurz während die anderen mir einen mitfühlenden Blick schenken.

Mum hat Lasagne gekocht und wie immer ist es mal wieder köstlich geworden, wenn es nicht so unangebracht wäre, hätte ich die Form ausgeleckt.

"Wie sieht es denn mit deinen Klausuren aus Daphne?", fragt mich Granny die soeben ansetzt sich noch ein Stück Lasagne in den Mund zu schieben.

Mit vollem Mund will ich ansetzen ihr zu antworten "ganz gut ich habe alle geschrieben und glaube es lief-" "Daphne nicht mit vollem Mund sprechen!" Ermahnt mich Mum und straft mich mit einem ihrer bekannten Blicke.

Ich schlucke den Rest herunter und rede weiter "es lief echt gut nur noch nächstes Halbjahr und dann sind die Abschlussprüfungen, dann Herbstferien, dann mein Abschluss und mein Abiball."

Damit ist das Thema auch vom Tisch und ich beobachte meine Familie weiter.

Tommy sieht wirklich ganz genauso aus wie unser Vater nur eben in jünger, dunkelbraune Haare, braune Augen und scharfe Gesichtskonturen, wobei die von Tommy weniger stark ausgeprägt sind. Das kommt wahrscheinlich erst noch. Ally und ich haben die orangen Haare von Mum abbekommen, allerdings hat Ally ihre grünen Augen und ich die braunen von Dad geerbt. Granny war früher mal schwarz haarig, allerdings sind nun nur noch graue Haare vorhanden. Geblieben sind ihr nur die dunklen Augen.

Wenn man Ally und unseren Bruder sieht, würde man ganz sicher nicht denken, dass sie Geschwister sind, da sie keinerlei Ähnlichkeit besitzen.

"Tommy wäscht ab und ihr beide trocknet danach das Geschirr, okay?" Kommt es von unserer Mum, die das benutzte Geschirr in die Küche bringt. Ally rollt genervt ihre Augen und auch ich habe wenig Lust dazu, doch Mum duldet keine Widerworte, denn es ist ihr sehr wichtig, dass jeder von uns Aufgaben im Haushalt übernimmt.

"Na komm."

Ally läuft voraus und ich trotte ihr mit langsamen Schritten hinterher.

Wir beide schnappen uns ein Geschirrtuch und trocknen das ab, was Tommy schon fertig gewaschen hat.

"Gehts dir gut? Also jetzt nach der Trennung?" Ally sieht mich mit ihrem großen Schwesternblick an. Man kann sehen, dass sie Angst hat in ein Fettnäpfchen zu treten.

"Eigentlich echt gut, es hat mich weniger getroffen, als ich dachte und irgendwie ist es befreiend. Ich mein, wenn der Idiot nicht mal für vier Monate sein Sch-"

"D kleiner Bruder im Raum!"

Stimmt ja, da war ja noch jemand." - wenn er nicht mal für vier Monate treu sein kann, dann ist er es einfach nicht wert traurig zu sein".

"Gute Einstellung"

"Vielleicht findest du ja bald einen besseren D" mischt sich Tommy ein.

"Nicht so voreilig, wir reden hier immer noch von Daphne, da dauert es Jahre bis sich einer an sie herantraut" witzelt Ally.

"Was soll das denn heißen?"

Empört verschränke ich meine Arme vor der Brust und sehe meine Schwester unglaubwürdig an.

"D ich bin ehrlich, du bist der reinste Gollum und ein Männerschreck".

Das hat sie nicht gesagt.

Tommy fängt hinter mir an zu lachen, was auch Ally zum Lachen bringt. Also ich finde das hier ganz und gar nicht komisch.

"Haltet doch eure Klappe", murmle ich vor mich hin und widme mich beleidigt wieder dem Geschirr zu.

NicolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt