forty five.

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Nach zehn Minuten rum hämmern und um Hilfe rufen geschieht dennoch nichts und wie zu erwarten hilft auch Weiteres rütteln am Knauf nicht. Wir sitzen also in einer Abstellkammer eines Antiquariats fest und das auch noch ohne Netz. Das Einzige was auf meinem Handy zu sehen ist, ist die Uhrzeit und die drei Nachrichten von Connor doch leider kein einziger Balken Netz.

"Was machen wir denn jetzt?" Frage ich verzweifelt und fahre mir mit den Fingern über das Gesicht. Wir können hier doch nicht ewig bleiben und was ist, wenn man uns nicht findet und wir hier bis morgen drinnen sein müssen? Ich will gar nicht daran denken müssen.

"Wie es aussieht müssen wir warten bis uns jemand hier rauslässt" antwortet Nic und setz sich auf den Stuhl den er sich von irgendwo dort hinten geholt hat. Ein Schweigen umhüllt uns und ich glaube jeder ist gerade in seinen eigenen Gedanken vertieft.

Ich bin die ganze Zeit am Überlegen wie wir auf uns aufmerksam machen können doch außer schreien und an die Tür hämmern fällt mir nichts ein.

Meine Augen scannen das Lager ab und ich erhebe mich, um zu dem Tisch zu laufen, der hinter einem der Regale steht.

Hier liegen viele Blätter und Unterlagen verteilt und das bringt mich auf eine Idee. Ich durchsuche die Schubladen, bis ich einen Stift finde und schreibe dann die Worte 'Hilfe wir sind hier drinnen eingesperrt' auf den leicht bedruckten Zettel. Das muss reichen, denke ich mir, als ich mit dem Stück Papier in Richtung Tür gehe. Nicolas guckt mich verwirrt an, weshalb ich ihm den Zettel solange zeige, dass er lesen kann, was darauf steht. Unter dem schmalen Türspalt passt das Blatt gerade so durch, doch ich bin froh, wenigstens irgendwas machen zu können. Jetzt hängt es an den Menschen, hier im Laden uns zu befreien.

Mein Blick auf mein Handy verrät mir, das wir mittlerweile schon über zwanzig Minuten hier drinnen sind. Da mir langweilig ist, öffne ich Connors Nachrichten doch direkt danach entweicht mir wieder ein genervtes stöhnen. Man sollte ihm wirklich das Telefon wegnehmen.

"Was ist los?" Fragt mich Nicolas und guckt verwundert zu mir herüber.

"Connor geht mir gewaltig auf den Keks" erkläre ich kurz und knapp ehe ich mein Handy wieder in meiner Hosentasche verschwinden lasse.

"Scheint hartnäckig zu sein".

Ich nicke ihm zu und starre währenddessen weiter an die Wand. Ja er hat definitiv recht Connor ist hartnäckig, wenn nicht sogar krankhaft hartnäckig.

"Er schreibt und ruft mich jeden Tag an. Emma hat mir erzählt, dass er schon die Leute ausfragt, wo ich bin, denn jedes Mal, wenn er bei mir zu Hause war, war dort logischerweise niemand anzutreffen. Mittlerweile würde ich ihm sogar zu trauen, dass er bis hierherfährt, um endlich zu 'Reden'."

Ich will doch wirklich nur meine Ruhe vor ihm haben.

Nicolas guckt mich so an als wenn er herausfinden wollen würde was ich denke. Ich habe tatsächlich keine Ahnung warum ich ihm das erzählt habe aber es fühlt sich richtig an. Natürlich ist das kein Geheimnis gewesen aber eine präzise Situation die im Moment in meinem Leben stattfindet.

"Hast du Angst?" Kommt es von ihm nach wenigen Minuten des Schweigens.

"Hmm?"

"Na, ob du Angst vor deinem Ex hast." Wird er nun genauer und irgendwie beschäftigt mich die Frage.

Natürlich ist es Conors Verhalten gruselig und nervig doch habe ich mittlerweile Angst vor ihm? Die Gänsehaut die auf meinem Körper ausbricht ist mir Antwort genug denn logischerweise habe ich Angst. Connor übers Handy zu ignorieren ist eine Sache doch, wenn ich ihn nach den Ferien wieder in Person sehen und sprechen muss weiß ich nicht wie ich ihn einschätzen kann. Mit absoluter Sicherheit kann ich sagen das er nicht mehr der Connor ist in den ich mich damals verliebt hatte. Na ja wahrscheinlich war es sogar weniger als das, denn ansonsten hätte mich die Trennung mehr mitgenommen.

"Definitiv ja. Ich würde ihm wirklich zu trauen her zu kommen, wobei das eher unwahrscheinlich ist, denn er hat keine Ahnung, wo ich bin." Zumindest hoffe ich das alle Dicht halten und keiner der weiß das ich in Reno bin Connor was verrät. Allerdings ist die Idee das, das passiert wirklich unrealistisch und eher so was, was in Filmen passiert.

Nicolas sagt nichts weiter dazu und wir verfallen für einige Minuten wieder ins Schweigen. Langsam spüre ich meinen Magen grummeln was mir verrät das ich mal was zu essen gebrauchen könnte. Das Einzige was ich im Moment will ist Freiheit.

"Wie lange glaubst du, werden wir hier wohl noch festsitzen?" Frage ich aus dem nichts denn ich habe Angst das die Cola die ich vorhin beim Chinesen getrunken habe bald raus will. Na ja und außerdem habe ich keine Lust mehr hier drinnen zu versauern.

"Hoffentlich nicht mehr lange" seufzt er und schließt die Augen während er seinen Kopf in den Nacken legt.

Ich bin überrascht das wir so gut miteinander auskommen gerade in solch einer Situation wo man schnell die Nerven verlieren kann. Vielleicht liegt es aber auch genau daran das keiner von uns einen unnötigen Streit provozieren will. Im Endeffekt ist es mir auch egal ich finde es zwar ungewohnt aber es gefällt mir.

Meine Aufmerksamkeit wird auf die Tür gerichtet, als ich Stimmen davor höre, und augenblicklich springe ich mit einem Satz auf. Ich rufe, dass wir hier drinnen sind und kurz darauf wird an der Tür umher hantiert und sie geht endlich auf.

Erleichtert bedanke ich mich bei dem Mann, der die Besitzerin gefunden hat und eile mit Nic im Schlepptau so schnell wie möglich nach draußen, nachdem er das Buch als Entschädigung geschenkt bekommen hat. Draußen ist es mittlerweile dunkel und ich kann es kaum erwarten, wieder zu Hause zu sein und endlich auf Toilette gehen zu können.

Endlich angekommen flüchte ich regelrecht ins Haus hinein. Etwas später sitzen fast alle im Wohnzimmer, weshalb ich mich dazu geselle, ehe wir zu Abend essen und jeder dann in sein Zimmer geht.

Der Tag war anstrengend und ich bin froh, als ich am nächsten Morgen erholt und ausgeschlafen wieder aufwache. Soweit ich weiß, steht heute nichts weiter an, was bedeutet das dieser Sonntag ganz mir allein gehört.

NicolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt