PoV Aragorn
Frierend hockte ich unter dem nassen Gebüsch, und versuchte mich irgendwie an dem kümmerlichen Feuer zu wärmen. Obwohl man es wohl eher als erbärmliches Flämmchen bezeichnen könnte. Mir lagen noch immer Tränen in den Augen, doch daran habe ich mich schon gewöhnt. In den letzen Tagen gab es kaum einen Moment, wo ich ihre Anwesenheit nicht gespürt habe. Ich schlang meine Arme um meine angezogenen Beine, als die salzigen Tropfen begannen über mein Gesicht zu laufen. Immer wieder hatte ich das Bild der Leiche meines Vaters vor Augen, wie er blass und leblos auf dem Körper von aran Thranduil lag.~
Weitere Krieger aus Imladris waren gekommen! Doch viele konnten es leider nicht sein, ich war schließlich mit dem Großteil der Armee hierher gekommen. Doch das war mir egal, wichtig war nur, dass wie zumindest ein bisschen Unterstützung bekamen, und diese Elben waren noch frischer zum kämpfen und halbwegs ausgeruht. Ein Fünkchen Hoffnung keimte wieder in mit auf, als ich durch die Äste weiterbewegte, diesmal wagte ich mich jedoch auch auf die unteren. Ich erkannte einige Krieger der Krieger, doch merkte ich schnell, dass es nicht viele sein konnten. Höchstens zwanzig oder dreißig, mehr nicht. Selbst zu wenige um die Gefallenen zu ersetzen, geschweige denn zu gewinnen.Ich begann zu realisieren, dass ich mich eventuell mit dem Gedanken abfinden musste, hier mein Ende zu finden. Doch wenn es so sein sollte, dann sollte es so sein. Mit einem Kampfschrei sprang ich von dem Ast auf welchem ich gerade stand, und rammte einem überraschten Ork meinen Dolch in den Schädel. Ich schlug immer wieder um mich, teils koordiniert, teils aus Instinkt. Doch schnell stellte ich fest, dass ich nicht gewinnen konnte. Als ich plötzlich vor einer ganzen Gruppe von Orks stand, traf ich einen Entschluss, welchen ich noch nie getroffen hatte, und nie wieder treffen wollte. Ich drehte mich um, und rannte.
Die dünnen, unteren Äste der Bäume peitschten mir ins Gesicht und auf meine Arme, wo sie dünne Spuren hinterließen. Auffällig lange begegnete mir kein einziger Feind, was aber wohl daran lag, dass ich blindlings durchs Gestrüpp des Waldes lief. Außer Atem blieb ich stehen, und versuchte verzweifelt wieder Luft in meine Lungen zu bekommen. Als sich meine Atmung wieder verlangsamt hatte und ich in der Lage war, meine Umgebung wieder bewusst wahrzunehmen, fiel mir etwas auf. Ich stand inmitten von verschiedensten Büschen, von Brombeeren über Flieder bis hin zu giftigem Ginster. Doch was mir am meisten auffiel, waren die Geräusche.
Ich hörte nichts. Weder die Schlachtrufe, noch das Knistern des Feuers, geschweige denn dem Zwitschern von Vögeln. Ich war mir noch nicht einmal genau sicher, wo genau ich mich gerade befand, als ich plötzlich etwas nasses auf meiner Schulter spürte. Überrascht blickte ich nach oben durch eines der wenigen Lücken des dichten Blätterdachs zu dem dunkelgrauen Nachthimmel empor. Dem einzelnen Tropfen folgten schnell immer mehr, bis sich wieder ein heftiger Starkregen gebildet hatte, welcher unaufhörlich auf meine Schultern prasselte. Entschlossen mich von ein bisschen Nässe nicht abhalten zu lassen, lief ich weiter.
Gerade noch so schaffte ich es einen großen Satz zu machen, als vor mir auf dem Boden plötzlich ein Elb im Schlamm unter den Blättern lag. Ich zog scharf die Luft ein, als ich den blutüberströmten Körper erkannte. ,,Lord Glorfindel!", stieß ich aus, und hockte mich augenblicklich neben den blonden Elben. Vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter, jedoch rührte er sich nicht. ,,Bitte öffnet eure Augen! Bitte!", flehte ich ihn panisch an, während ich versuchte herausfinden, woher das meiste Blut geflossen kam. Es stammte aus einer tiefen, bedrohlich aussehenden Wunde auf seinem Brustkorb, welcher sich zu meinem Entsetzten immer unregelmäßiger zu heben schien.
Doch er atmete noch. Prüfend legte ich zwei Finger an seinen Hals, und atmete erleichtert auf. Doch würde er wohl nicht mehr lange leben, wenn er lange so im Schlamm herumlag. Erst jetzt sah ich mich genauer um, wo ich mich eigentlich befand. Ich kniete am Rande einer Lichtung, deren Boden über und über mit den toten Körpern von Orks und Elben überzogen war. Hier war niemand, der mir hätte helfen können, und das würde sich so schnell vermutlich auch nicht ändern. Es würde schon an ein Wunder grenzen, wenn ich hier noch jemand lebenden begegnen würde, und wenn doch, wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich dabei um einen Feind handeln würde.
Ich wollte den Lockenkopf gerade an den Schultern zum Waldesrand schleppen, als ich einen Schrei vernahm. Kurz, und laut. Er klang zugleich erschrocken und verletzt und dennoch voller Liebe. Doch das schlimmste daran war, ich glaubte zu wissen, wem die Stimme gehörte. Reflexartig ließ ich den blonden Elben los, vergewisserte mich schnell, dass es ihm den Umständen entsprechend gut ging, und machte mich dann in rasantem Tempo auf den Weg zu der Quelle des grauenvollen Geräusches. Je näher ich kam, desto schneller wurde ich, während sich ein schmerzhaftes Gefühl in meinem Bauch breitmacht, welches ich nicht wirklich zuordnen konnte.
Ich lief zwischen Farnen, Büschen und Bäumen hindurch, wobei die Äste meine schon geschundenen Glieder noch mehr verletzten. Doch das war mir egal. Als ich durch eine regelrechte Wand aus Büschen brach, blieb ich so ruckartig stehen, dass ich ausrutschte, und mich im letzten Moment noch an einem der Sträucher festklammern konnte. Das es sich dabei um einen mit Dornen handelte, spürte ich nicht einmal. Ich befand mich auf einer weitläufigen Lichtung, welche von den umstehenden Bäumen ein wenig vor dem starken Regen geschützt wurde. Hektisch setzte ich mich wieder in Bewegung, und machte mich daran, mich am Rand der Lichtung entlang zu pirschen.
Ich wusste nicht, wer sich noch hier befand, doch ein Risiko wollte nicht eingehen. Ich hatte es schon fast bis zur Hälfte der Lichtung geschafft, wobei sich die Anspannung, welche sich in mir aufbaute anfühlte, als würde sie die Luft um mich herum zum knistern bringen. Bis ich plötzlich ein leises Geräusch hörte, was mich sofort zum stehen bleiben verleitete. Ich drehte langsam meinen Kopf, und erwartete, gleich in die gelben, hässlichen Augen eines Orks zu blicken. Doch stattdessen erblickte ich zwei Gestalten, welche übereinander auf dem feuchten Boden lagen. Vorsichtig trat ich näher, stets auf der Hut, falls mich jemand angreifen würde. Als ich soweit war, dass ich das erste Gesicht erkennen konnte, gefror mein Körper zu Eis.
~~~~~~~
😌💅
DU LIEST GERADE
Le melin, aran nin
Fanfiction~dritte Band der Trilogie~ Der Düsterwald ist gefallen, mit ihm eine Vielzahl an Elben. Mittelerde beginnt im Chaos zu versinken, doch mit Aussicht auf hellere Tage - bis ein Ring gefunden wird. Alle Rechte der Figuren und Orte liegen bei J.R.R. To...