Wiedersehen

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PoV Aragorn
Blutverkrustet taumelte ich über das Schlachtfeld, wobei ich Mühe hatte, mein Schwert, welches ich noch immer gepackt hielt, nicht im Dreck schleifen zu lassen. Das Blut der von mir getöteten Orks vermischte sich mit dem meinen und hinterließ einen ekelhaften Schlier aus Rot und Schwarz. Ich konnte die Panik, die in meiner Kehle aufstieg nicht unterdrücken, als ich zwischen den Gefallenen hindurch lief.

Das grausame Geräusch von tausenden zerberstenden Genicken klang noch immer in meinen Ohren nach und verursachte mir eine Gänsehaut. Dennoch hätte ich vor Freude am liebsten laut aufgeschrien. Sam und Frodo hatten es geschafft. Sie hatten den Berg erreicht und den Ring endlich vernichtet, wie es schon vor so langer Zeit hätte geschehen müssen.

Noch immer lag der Staub des zerborstenen Turms in der Luft und vermischte sich mit den klagenden Schreien der Menschen, wenn sie einen ihrer Kameraden auf der Blutdurchtränkten Erde fanden. Ich selbst hatte mich lediglich kurz vergewissert, dass meine Gefährten lebten und hatte mich danach sofort auf die Suche nach dem Elben gemacht, den ich so sehr liebte.

Ich erstickte fast an dem Verlangen, ihn endlich wiederzusehen und in meine Arme zu schließen. Ich spürte, das mein Körper bereits über seine Grenzen hinaus war, da mich jeder Muskel anschrie, ich solle mich hinlegen und nie wieder aufstehen. Ein höllisches Brennen kroch durch meine Beine in meinen Oberkörper, dem ich jedoch nicht nachgab.

So schleppte ich mich weiter über die staubige Ebene, stolperte immer wieder über die Leichen der Orks und versuchte die der Menschen nicht zu berühren, was sich zu meinem Entsetzen als schwierig erwies. Teilweise lagen sie so dicht in einer riesigen Blutlache, dass ich um sie herumgehen musste um auf keinen von ihnen zu treten.

So schnell ich konnte humpelte ich auf den schwarzen Turm zu, dessen Macht vollkommen erloschen war. So, als hätte man eine Kerze ausgepustet. Ich würde Sam und Frodo ewig dankbar sein, für das Opfer, dass beide gebracht hatten. Egal ob sie noch lebten, oder nicht. Mithrandir hate sich bereits auf den Weg gemacht, weshalb ich trotz meines schlechten Gewissens keine kostbare Energie mehr an Gedanken an sie verwendete.

Einige wenige Teile waren von der Spitze des Turms abgeplatzt und weit von sich geschleudert worden, welche ich wegen das noch immer starken Staubes erst spät erkannte. „Legolas?", rief ich zunächst zaghaft, dann immer lauter in das Land hinein und beschleunigte meine Schritte. Immer wieder rief ich nach ihm. Wobei mich meine Angst fast erwürgte.

Was, wenn sie hin getötet hatten? Oder er bei der Explosion umgekommen war? War er überhaupt noch hier? Oder war er weggeschickt worden, damit ich ihn nicht finden konnte? Ich hasste die Ungewissheit, die an meiner Seele nagte. Deshalb erstarrte ich, als ich plötzlich Schritte hörte. Unregelmäßig und leise, als wenn jemand durch die Trümmer irren würde.

„Legolas?", rief ich ein letztes mal vorsichtig in den Schleier hinein, woraufhin die Schritte zunächst verstummten, bevor eine Gestalt aus dem Staub trat. Gräulich blondes Haar fiel über seine Schultern und bildete einen starken Kotrast zu den blau-gelben Augen. Legolas. Für einen Moment starrte ich ihn nur ungläubig an, bevor ein flammendes Gefühl durch meinen Körper jagte.

Ich ließ mein Schwert fallen und rannte auf den Prinzen zu, der ebenfalls einige schwache Schritte in meine Richtung machte. In dem Moment, als meine Finger die seinen umschlossen, stoppte die Welt um mich herum. Es gab nur noch uns. Mein Herz pochte so heftig, dass ich Angst hatte, es würde mir aus der Brust springen.

Worte waren zwischen uns nicht mehr nötig. Als meine Lippen die seinen trafen, umfing mich ein Feuerwerk aus Farben und Gefühlen, in dem ich eintauchte und mit ihm verschmolz. Ich spürte die anfängliche Unsicherheit in dem Prinzen, die jedoch schnell verflog. Die Welt um und wurde zu farbigen Punkten und begrub jedes Geräusch unter sich.

Sanft legte ich eine Hand in seinen Nacken und die Andere auf seinen Rücken, wobei ich in vorsichtig zu mir zog. Er hatte seine Arme um meinen Has geschlungen und ich spürte, wie er sich entspannte. Ich legte meine gesamte Liebe, meine Bewunderung und Sehnsucht nach ihm in diesen Kuss, bis ich fast mit ihm verschmolz. Viel zu schnell lösten wir uns wieder sanft von einander, als ich erschrocken feststellte, dass sich dünne Tränenspuren über seinen Wangen zogen.

Vorsichtig wischte ich sie weg und legte eine Hand an seine Wange. „Le melin, melethron.", flüsterte ich ihm zu und spürte, wie sich ein riesiges Gewicht von meiner Seele löste. Ein schluchzendes Lachen war die Antwort das Prinzen, wobei er seine Stirn an die meine legte, nur um kurz darauf in eine feste Umarmung überzugehen.

Es tat gut ihn zu halten. Zu spüren, dass er wirklich da war. Erst jetzt bemerkte ich, mit welcher Spannung ich die letzten Monate verbracht hatte. Doch es hatte sich mehr als gelohnt. Jetzt spürte auf ich, wie Tränen in mir aufstiegen, über meine Wangen liefen und in den Staub unter uns tropften. Ich drückte ihn fest an mich, bevor ich aufsah und erstarrte.

Keine sechzig Fuß hinter dem Prinzen stand der Elb, den ich in dem Palantir gesehen hatte. Schlank, groß gewachsen und mit einer Grausamkeit auf seinem Gesicht, die nur einen Bruchteil seiner schwarzen Seele offenbarte. Auf der gesamten Ebene schien es schlagartig still zu werden. Das einzige Geräusch war das leise Knarren, als er die Sehne der Armbrust in seinen Händen spannte.

Ein schwerer, schwarzer Pfeil lag auf dem ebenso dunklen Holz und richtete seine tödliche Spitze auf uns. Ich starrte in die grünen Augen des Elben und ertrank fast in der Wut darin. Legolas drehte sich in meinen Armen um, als er mein Starren bemerkte und stieß einen erstickten Laut der Verzweiflung aus, der mir fast das Herz brach. Ich hasste den schwarzhaarigen Elben.

Egal was er getan haben mochte, wem er Leid zugefügt hatte oder wer noch eine Rechnung mit ihm offen hatte. Ich entschied, dass er heute sterben würde. Doch ich hatte nichtmal Zeit meine Hände zu meinen Dolchen zu führen, als er den Abzug zu sich zog und den Pfeil losschickte. Er hatte darauf gewartet, dass der Prinz beiseite trat, um mich zu töten.

Ich sah den Pfeil in Zeitlupe fliegen, als er auf mich zu raste. Er drehte sich in der Luft und warf das schwache Licht der Sone auf seiner tödlichen Metallspitze wieder, als freute er sich darauf, seinem Herren zu dienen. Ich wusste, dass ich sterben würde, ich fühlte die kalte Hand des Todes bereits auf meinem Herzen und trotzdem verspürte ich keine Angst.

Legolas war an meiner Seite. Ich hatte ihm sagen können, was ich für ihn empfand. Und doch waren noch tausende Worte unausgesprochen. Wie tief meine Gefühle für ihn waren, das ich durch die Hölle gegangen wäre, nur um ihn ein einziges Mal zu sehen. Und das ich nichts bereute, außer die wenige Zeit, die uns vergönnt war. Doch ich war bereit.

Ich schaffte es, noch einen letzten Blick in das schöne, von Schrecken und Liebe gezeichnete Gesicht zu werfen und mich ein letztes Mal in seinen Augen zu verlieren, bevor mich ein Wirbel aus blonden Haaren und blasser Haut streifte und sich der Pfeil tief in den Rücken des Prinzen bohrte.

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:)
Sechzig Fuß ~ zwanzig Meter

Le melin, aran ninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt