Danach II

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PoV Aragorn
Mein ganzer Körper begann zu zittern, was sich in der Kombination mit der lähmenden Kälte grauenvoll anfühlte. Mit weichen Knien näherte ich mich langsam dem hellblonden Elben, wobei sich eine schreckliche Vorahnung in meinem Herzen ausbreitete, als ich die dunklen Haare des anderen Elben erblickte. Ob sich hier Feinde befanden, war mir mittlerweile vollkommen egal. Verzweifelt tat ich die letzten, wenigen Schritte, und fiel neben den beiden Körpern auf meine Knie. Heiße Tränen begannen über meine Wangen zu laufen, während ich meine unsichere Hand nach meinem Vater ausstrecke.

Als ich ihn berührte, verspürte ich sofort das Bedürfnis ihn wieder loszulassen. Seine Haut war noch leicht warm, so als wenn er erst vor wenigen Minuten aus dieser Welt gedriftet wäre. Mein Herz fühlte sich an, als ob es jemand genommen, geschüttelt, und wieder gewaltsam an seinen alten Platz gepresst hätte. ,,Ada?", flüsterte ich ihm zu, wobei es ein Wunder war, dass ich überhaupt ein Wort herausbrachte. ,,Ada bitte. Bitte sag doch was!", flehte ich ihn an, obwohl ich wusste, dass er mir nicht antworten würde. Nie wieder. Und dennoch klammerte ich mich verzweifelt an die leise Hoffnung, dass er vielleicht doch aufstehen würde. Vielleicht, wenn ich ihn nur genug darum bitten würde.

Doch er tat es nicht. ,,Ada!", schluchzte ich verzweifelt in seine erkaltete Schulter hinein, was sich zugleich falsch, und unendlich richtig anfühlte. Wie sehr ich meinen Vater doch vermisst hatte. Und nun sollte ich ihn gleich wieder verlieren? Bloß, dass es dieses Mal kein Wiedersehen geben würde. Nicht einmal wenn ich tot wäre. Diese Erkenntnis traf mich hart, als ich mich verzweifelt immer näher an ihn kuschelte und meine Tränen auf seiner Rüstung verteilte.

PoV Legolas
Teilnahmslos saß ich auf dem weichen, großen Himmelbett, und wartete darauf, dass Glamordûr zurückkam. Ich betrachtete das ehemalige Zimmer meines Vaters, und mein Blick blieb an einer Eichenkommode hängen. Ich war sehr lange nicht in diesem Raum gewesen, und konnte mich deshalb kaum an ihn erinnern. Soweit ich wusste, hatte sich jedoch nichts wirklich verändert. Was sich wohl in all den zahlreichen Schubladen befand? Ich mache Anstalten mich zu erheben, jedoch ließ ich mich sofort wieder fallen, als ich merkte, was ich gerade tat.

Er würde es nicht wollen, dass ich mich hier umsah. Vielleicht erlaubte er es mir, wenn er anderen Geschäften nachging. Dann könnte ich mich in Ruhe umsehen. Doch wollte ich ihn zunächst fragen, ich wollte nicht, dass er wütend würde. In diesem Moment öffnete sich die schmale Tür, welche zu einem geräumigen Bad führte, und der Sindar trat heraus. Er trug bloß noch seine schwarze Hose, und ein dünnes, schwarzes Leinenhemd. Er lächelte mich an, und band sich seine sonst offenen Haare nach hinten zu einem ordentlichen Zopf. ,,Es ist schon sehr spät. Oder früh, wie man es gerne hätte. Die Sonne wird in kürze aufgehen, und wir sollten versuchen, zumindest noch ein bisschen zu schlafen. Zieh dich schnell um, und komm dann zurück.", befahl er mir sanft, welchem ich auch sofort nachging.

Ich stand auf, und lief zügig an ihm vorbei in das Zimmer, aus welchem er gekommen war. Als sich die Tür hinter mir schloss, spürte ich Erleichterung. Ich war allein, wenn auch nur für kurze Zeit, doch ich war sicher. Langsam trat ich mit gesenktem Kopf an das breite Waschbecken, und stütze meine Hände an den Rand. Ich wusste nicht wie ich mittlerweile aussah, doch würde ich es wohl früher oder später herausfinden. Mit geschlossenen Augen hob ich meinen Kopf, atmete einmal durch, und öffnete sie dann. Als ich mich im Spiegel erblickte, erkannte ich mich zunächst nicht einmal. Der Elb, der mir dort entgegenblickte, sah anders aus, fremd.

Die Haare matt, glanzlos und tot aussehend, meine Wangen eingefallen und blass, fast weiß, wie der Rest meines Gesichts. Meine sonst strahlend blauen Augen, in welchen man immer meinen hell brennenden Lebensgeist hatte erkennen können, waren erloschen. Sie waren dunkler, eingefallen und blutunterlaufen, was einen starken Kontrast zu dem Rest meines Gesichtes bildete. Als ich mir selbst in die Augen sah, fiel mir etwas auf. Egal wie sehr ich mich konzentrierte, ich schaffte es nicht, eine Emotion in ihnen erscheinen zu lassen. Es wirkte, als wären sie tot. Mit meinem Vater und der Hoffnung, Aragorn sei am Leben, gestorben.

Zitternd schöpfte ich etwas Wasser aus dem Becken, und begann mich zu waschen. Ich entledigte mich meiner Kleidung, und begann den Ruß von meiner Haut zu waschen. Ich brauchte nicht lange um mich fertig zu machen, ich gab mir jedoch Mühe bei der Wahl meiner Kleidung. Ich wollte nicht, dass er wütend wurde. Ich entschied mich für eine braune, recht schmale, aber nicht einengende Hose, und ein weites, schneeweißes Hemd mit grünen Rankenstickereien. Ich lief barfuß, da meine Stiefel voller Schlamm und Dreck waren. Meine Haare ließ ich offen, es gab mir auf eine seltsame Art und Weise Sicherheit, so als wenn ich mich hinter ihnen verstecken könnte, wie hinter einem Vorhang.

Zögerlich öffnete ich wieder die Tür und trat in den Schlafraum als ich fertig war. Der Sindar saß auf einem der grün-goldenen Sessel, trank einen Schluck aus einem Weinglas, und sah mich an. ,,Du weißt, dass ich dir nie weh tun wollte, oder kleines Blatt?", fragte er mich sanft, und sah mich aus seinen strahlenden Augen durchdringend an. ,,Ja, dass weiß ich.", antwortete ich ihm sofort, wobei ich selbst nicht wusste, ob ich ehrlich war, oder nicht. ,,Gut. Ich war schon in Sorge, ob du dich verletzt fühlen würdest. Es tut mir leid, dass du deinen Vater verloren hast, Legolas. Ich werde dich morgen vermutlich etwas alleine lassen müssen, ist dies in Ordnung für dich?", erwiderte er, und sah mich fragend an.

,,Natürlich ist das in Ordnung. Doch ich fühle mich nun erschöpft, verzeiht.", antwortete ich ihm sofort, wobei ich insgeheim große Freude verspürte. So hätte ich zumindest eine kurze Gelegenheit mich hier umzusehen. ,,Leg dich schlafen. Du wirst deine Kräfte in den nächsten Tagen brauchen.", erlaubte er es mir, und ich drehte mich um, und lief zu dem großen Bett.

Fragend sah ich noch einmal in seine Richtung, und legte mich nach einem Nicken seinerseits auf den weichen Untergrund. Es fühlte sich himmlisch an, als sich die Decke über meinem Körper ausbreitete. Erst jetzt begann ich wirklich zu spüren, wie müde ich war. Meine Glieder fühlten sich an, als wären sie aus purem Stein, welcher mich schwer nach unten zu ziehen schien. Ich war zu erschöpft um noch einen klaren Gedanken zu fassen, während ich merkte, wie meine Glieder immer schwerer wurden, und ich schlussendlich in einen tiefen, unruhigen Schlaf fiel.

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Na, wer kann erraten in welche Richtung sich Leggys Charakter gerade entwickelt? 😌

Le melin, aran ninWo Geschichten leben. Entdecke jetzt