Drei

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Jimin öffnet die Autotür und wirft seine Tasche hinein, bevor er selbst einsteigt. Er macht Augenkontakt mit seiner Mutter, welche ihn mit einem enttäuschten Blick ansieht und die Autotür mit einem knall zuschlägt.

Der Motor startet und Jimin schaut aus dem Fenster zum Campus. Er seufzt, zusehend wie er immer kleiner und kleiner bei jeder Sekunde wird. Er richtet seinen Blick auf das Handy, auf seinem Schoß. Er verbindet seine Kopfhörer und steckt sie sich in die Ohren, nicht vorbereitet, auf das, was seine Eltern geplant haben.

Er merkte garnicht wie er einschlief, bis er von der zuknallenden Autotür geweckt wurde. Er reibt müde seine Augen und schaut aus dem Fenster, schielt wegen der Sonne. Scharf zieht er die Luft ein, als er einem Pfarrhaus gegenübersteht. Es thront über dem Auto, sein grauer Anstrich blättert in den Ecken ab und die vielen Fenster sehen so aus, als würden sie Jimin anstarren.

Seine Tür wird plötzlich geöffnet und er richtet sich auf, als er sieht, dass sein Vater derjenige ist, der aufmacht und hinter ihm stehen zwei Gestalten: seine Mutter und jemand, den er noch nie zuvor gesehen hat, ein Mann, der doppelt so alt aussieht wie er, gekleidet in einem schwarzen, religiösen Gewand und mit schwarzen Haaren. Er starrt Jimin mit dem kleinsten Lächeln an, das der Jüngere je gesehen hat.

,,Raus, Jimin.", hört er die Stimme seines Vaters und dreht sich zu seiner Tasche um, schnappt sie sich und steigt aus dem Auto. Er fährt sich mit der Hand durchs Haar, um es nach der Fahrt ein wenig zu ordnen und braucht eine Sekunde, um seine Augen auf die pralle Sonne einzustellen.

,,Willkommen, Jimin.", wünscht eine unbekannte Stimme in einem süßen, ruhigen Ton. Sie kommt von dem attraktiven älteren Mann, der neben seiner Mutter steht, die Hände vor ihm gefaltet.

,,Äh...hi", Jimin kratzt sich verlegen am Nacken.

,,Nun, von nun an bist du in der Obhut von Priester Min. Er wird uns ständig über dein Verhalten und deine Entwicklung informieren und wir werden entscheiden, wann du wieder zurückkehren kannst.", sagt sein Vater, bevor er sich dem Auto zuwendet und schließlich einsteigt.

Seine Mutter ist still, als sie langsame Schritte zum Auto macht.

,,Mama-"

,,Sei nett, Jimin.", sagt sie, bevor sie die Autotür schließt.

Jimin bleibt nur übrig, um zuzusehen, wie der Motor des Autos anspringt und das Auto abfährt, durch das Tor fährt, bevor es verschwindet und die beiden Männer allein stehen lässt.

Hinter ihm räuspert sich jemand und Jimin drehte sich in seinem ganzen Leben noch nie so schnell um. Er hat nicht die Absicht, diesen Typen wirklich zu respektieren oder ihm zuzuhören, aber er nimmt an, er könnte sein Bestes geben, um so zu tun. Er muss zurück zum Campus.

,,Komm, Jimin. Lass mich dich in dein Zimmer bringen, bevor ich dir eine Tour durch die Kirche gebe.", sagt der skurrile Mann neben ihm und beginnt, Jimin voraus zu gehen.

Sie passieren alle möglichen Türen und gehen durch einige Gänge, bevor sie eine höllisch hohe, schwarze Treppe aus Stahl erreichen. Sie scheinen ewig zu gehen, bevor sie einen breiten, kaum erleuchteten Flur erreichen. Jimin fühlt sich bereits verloren, als sie eine kaum größere als er kastanienbraune Tür erreichen. Der Mann öffnet sie knarrend und tritt zur Seite.

,,Lass deine Tasche hier, du kannst dich nach der Tour einrichten."

Jimin seufzt und legt die Tasche von seinen Schultern auf das Bett. ,,Können wir das nicht einfach später machen oder so? Ich habe jetzt Hunger, lass uns stattdessen essen."

,,Nein. Jetzt komm, du musst dich vor dem Abendessen hier auskennen."

Jimin verdreht seine Augen, als er sicher ist, dass der Priester ihn nicht sehen kann und folgt ihm, wobei er wie ein kleines Kind mit den Füßen trampelt.

Sie gehen nach unten und die Tour beginnt, wobei Jimin sich nicht wirklich darum kümmert. Der Mann zeigt ihm die Küche, in der er nur auf Aufforderung eintreten soll und den Essbereich, in dem er zu bestimmen Zeiten zum Essen anwesend sein muss, es sei denn, er ist krank. Das Wohnzimmer, in dem ein Fernseher steht, der seit Ewigkeiten, wenn überhaupt, nicht mehr benutzt worden zu sein scheint. Priester Min erwähnt, dass hier die Nachtroutine stattfinden wird, woraufhin Jimin eine Augenbraue hochzieht.

Der Priester zeigt Jimin die Kapelle, die ein paar Gänge vom 'Wohnraum' entfernt liegt. Er erklärt, wozu jeder Teil der Kapelle dient und erwähnt sogar, was Jimins Arbeit sein wird. Jimin schießt sich mental in den Kopf.

Jimin war nie ein 'Gottmensch'. Er kümmert sich nicht wirklich darum. Er sieht keinen Sinn darin, etwas anzubeten, das vielleicht garnicht existiert. Er fickt, wen er will, er hat seine eigenen Freunde und Gewohnheiten und sein Glück - keine große, heilige Person wird ihn davon abhalten.

Er folgt dem Priester weiter, aber seine Gedanken schweifen ab. Der Mann sieht verdammt heiß aus, ein silbernes Kreuz baumelt von seinem Hals und dieses schwarze Gewand lässt zu viel für Fantasie übrig. Jimin konnte sehen, wie er an diesem Kreuz zerrte, während er unter ihm liegt.

Er würde seine Gedanken fortsetzen, wenn er nicht gegen einen Körper knallte, als er nicht aufpasste. Er hebt seinen Kopf und sieht dem Priester in die Augen. Der Mann wirkt genervt.

,,Was habe ich zuletzt gesagt?", fragt er.

Jimin stottert irgendeinen Unsinn, bevor der Mann vor ihm ihn wütend anstarrt.

,,Zeig mir deine Handflächen.", befiehlt der Priester.

,,Warum zum Teufel?"

,,Zeig sie!", erhebt er seine Stimme.

,,Du bist verrückt, Alter. Lass mich in Ruhe." Jimin tritt einen Schritt zurück und hält seine Hände neben seinem Kopf.

,,Du bist hierher gekommen, in mein Haus, und du hast die Verantwortung, mich zu respektieren und mir zuzuhören, wenn ich mit dir rede! Jetzt zeig mir die Handflächen, sonst haben wir ein großes Problem, Park Jimin."

Jimin ist nach dem Ausbruch des Priesters sprachlos und streckt zögerlich seine Hände aus, sodass seine beiden Handflächen nach oben und auf Brusthöhe gedreht sind.

Ein klatschendes Geräusch hallt durch die Gänge und Jimin zischt vor Schmerzen.

𝙎𝙄𝙉; 𝙮𝙢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt