Fünf

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Jimin wirbelt mit dem Kopf zur Tür, aus der die verängstigte Stimme kam. Da steht der Priester, eine Hand an der Türseite und eine über der Stelle, wo sein Herz sein müsste.

,,Komm jetzt her! Ich habe dich ein paar Mal zum Essen gerufen, nur um zu sehen, dass du rumspielst."

Jimin steht vorsichtig auf, der Boden knarrt unter der Bewegung. Sein Blick schweift zum Rahmen und er kriecht schnell darauf zu, um dem rissigen Holz auszuweichen.

Er schnappt ihn sich vom Boden und hustet leicht, wenn der Staub in die Luft steigt. Mit einer Hand wischt er das Glas ab und sieht einen Jungen, hinter ihm etwas, das wie ein Hügel mit vielen Blumen aussieht. Er hat hellbraune Haare, dunkle Augenbrauen und trägt ein unschuldiges, breites Lächeln. Er schaut nicht in die Kamera, sondern etwas rechts von ihm erregte seine Aufmerksamkeit, als das Foto aufgenommen wurde. Er hat auch einen langen Hals. Er wirkt jung und glücklich.

Der Rahmen wird ihm plötzlich mit Gewalt aus der Hand genommen und er schaut dem Mann in seine genervten Augen. Sie sind gleich groß, bemerkt Jimin.

Der Mann wirft einen Blick auf den Jungen im Bild und seine Gesichtszüge erstarren. Seine Augen werden von einem grellen Blick, zu einem sanften und Jimin denkt, dass er sie tränen sehen kann. Die Hände des Älteren beginnen zu zittern. Der Gegenstand wird neben seinen Füßen fallen gelassen und er marschiert aus dem Dachboden, packt Jimin am Unterarm und zieht ihn mit sich. Die Tür schließt sich mit einem lauten 'boom'.

Jimin versteht nicht, wer der Junge auf dem Foto sein könnte, dass er so auf den emotionslosen und nervigen Priester wirkt.

Sie kommen ins Esszimmer, zwei Teller mit Essen stehen an jedem Ende des Tisches. Der Priester lässt Jimin los und setzt sich auf seine Seite.

Jimin setzt sich auf die andere Seite und inspiziert den Teller. Gebratene Hühnerbrust mit Kartoffelpüree und einigen Tomatenscheiben. Sein Magen knurrt bei dem Anblick - es sieht besser und gesünder aus als das, was sie auf dem Campus servieren.

,,Was hast du da oben gemacht?" eine Stimme durchbricht die Stille.

,,Du hast gesagt, ich kann herumlaufen." Jimin zuckt mit den Schultern und nimmt den ersten Bissen. Er muss bei dem Geschmack ein Stöhnen unterdrücken. Hat der Priester gekocht oder gibt es hier einen Koch?

,,Das ist der letzte Teil des Hauses, von dem ich gehofft hatte, dass du ihn sehen würdest."

,,Wieso denn? Wenn du willst, dass ich nicht dorthin gehe, solltest du ein Schild aufstellen oder so. Weißt du, so als Warnung.", erklärt Jimin, während er auf seinem Essen kaut.

Yoongi macht beim Anblick des respektlosen Jungen ein angewidertes Gesicht. Er versucht mit seinem Starren aufzuhören und räuspert sich, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

,,Mein Name ist Min Yoongi, aber du wirst mich unter keinen Umständen 'Yoongi' nennen, es ist für dich 'Priester Min'. Außerdem bist du jetzt unter meinem Dach, also hast du die Verantwortung, mich zu respektieren, mir zuzuhören und zu tun, was dir gesagt wird." Man kann Jimin hören, wie er leise flucht. ,,Du kannst diesen Ort als besseren Menschen verlassen, du musst dich nur an die Regeln halten. Wenn du dich weigerst, sie zu befolgen, oder du nicht zuhörst, wenn ich mit dir rede, wirst du bestraft."

,,Bestraft? Was kannst du schon tun? Jedes Mal, wenn ich deine langweiligen Reden nicht hören will, auf meine Handflächen schlagen? Mach doch! Ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie mich das zu einem besseren Menschen macht, Yoongi.", knurrt er buchstäblich das letzte Wort.

,,Du wirst bald lernen, dich zu benehmen, Park Jimin. Du hast hast heute schon eine Strafe bekommen, also werde ich dir keine weitere geben. Ich verstehe, dass es hart für dich ist, hier zu sein und es ist erst dein erster Tag, aber versuchen wir, so ruhig und verständlich wie möglich zueinander zu sein, sonst wird dieses Training für dich nicht funktionieren."

,,Training?" Jimin springt vom Stuhl, Gabeln fallen mit einem lauten Geräusch auf den Boden. ,,Ich brauch kein 'Training'. Was zum Teufel haben dir meine Eltern überhaupt erzählt, warum ich hier bin? Ich bin hier, weil meine Eltern zwei engstirnige Wichser sind, die nicht akzeptieren können, dass ich gerne mit Jungs ficke." Jimin lacht plötzlich hysterisch, als er das Gesicht sieht, das Yoongi bei seinen Worten macht.

,,Es wird so viel Spaß hier mit dir machen, Min Yoongi."

𝙎𝙄𝙉; 𝙮𝙢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt