Zehn

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Der Körper unter ihm beginnt zu zittern. Und plötzlich spürt Jimin, wie er sich von Yoongis warmen Körper löst und auf den kühlen Boden trifft.

Er blickt auf und bemerkt die Wut in den tränenden Augen des Priesters. Seine Fäuste sind geballt und die ganze Aura um ihn herum ist unangenehm und ziemlich beängstigend.

,,Ich wollte dir den Garten zeigen, meinen besonderen Ort.", seine Stimme ist zitternd und kaum verständlich, mittlerweile laufen die Tränen frei über sein Gesicht. ,,Ich wollte eine Verbindung zu dir aufbauen, dich dazu bringen, mich, die Nonnen und den Ort mehr zu mögen."

Jimin versteht nicht, warum Yoongi von dem, was er gerade getan hat, so betroffen zu sein scheint. Der Mann scheint weder verlegen noch schüchtern zu sein, er reagiert buchstäblich, als hätte Jimin gerade sein wertvollstes Gut vor seinen Augen getötet.

Vor ihm steht Yoongi mit rotem Gesicht, geschwollenen Augen und glitzernden Wangen vom ständigen Tränenfluss. Seine Schultern sind gesenkt, die Körperhaltung leicht wackelnd und die Arme an seinen Seiten. Er kann das Zittern in seinem Körper nicht stoppen, er zittert alle paar Sekunden heftig.

Sein ganzer Körper erstarrt, als der Mann seine Hände zu seinen Haaren bewegt und grob daran zieht, als würde er sich selbst bestrafen.

Wenige Augenblicke später ist er allein.

Der Priester rannte durch die Hintertür hinein und nachdem die Tür geschlossen war, umgab ihn Stille.

Es ist ungefähr mitten am Tag, also versucht Jimin nur, die Schuldgefühle in seinem Körper abzuschütteln und schaut sich stattdessen im Garten um.

Es gibt kleine Pfade durch die Rosenreihen, die alle zu derselben Stelle führen. Es gibt außerdem eine große Holzschaukel, wessen schöne hellbraune Politur unter den Sonnenstrahlen glänzt.

Als Jimin näher herankommt, kann er sehen, dass sie trotz ihrer Schönheit aus der Ferne auffällt, dass sie unberührt und unbenutzt ist. An den Rändern sind Spinnweben sichtbar und die Metallkette scheint mit der Zeit langsam zu verrotten.

Er schaut sich ein wenig um und findet unter einem der Obstbäume in der Nähe einen dünnen Zweig. Vorsichtig entfernt er damit die Spinnweben und alle anderen Insekten, die zwischen den Holzteilen der Schaukel ein Zuhause gefunden haben.

Nachdem er es für sauber genug hält, setzt er sich darauf und zuckt zusammen, als es laut knarrt. Er legt sich hin, ein Bein angewinkelt und das andere zur Seite schwingend.

Er schließt die Augen und sofort verfolgt ihn eine klare Vision dessen, was vor wenigen Minuten passiert ist. Yoongi hockt vor den Rosen, Jimin hält ihn wie zuvor, aber diesmal sind es keine Rosen, die Yoongis Hand berührt.

Seine Hand streichelt einen Mopp hellbrauner Haare, die unordentlich und auf dem Boden verstreut liegen. Jimins Aufmerksamkeit gilt nicht Yoongi, sondern dem Versuch zu verstehen, wessen Haare auf dem Boden liegen, das Gesicht und der Körper schwarz und verschwommen.

Er spürt, wie Yoongis Körper wie zuvor zu zittern beginnt und versucht ihn loszulassen, aber Yoongi springt auf, zieht an seinen Haaren und gerade als sich sein Mund zu einem entsetzlichen Schrei öffnet, wird Jimin wach.

Er atmet schwer und fasst sich an die Brust, um sein schnell schlagendes Herz zu beruhigen. Er sieht sich um und bemerkt, dass er immer noch auf der Schaukel liegt, die Beine in der gleichen Position, wie vor dem Einschlafen.

'Was zum Teufel war das?', denkt Jimin und richtet sich auf, um normal zu sitzen. Es fühlte sich alles so echt an. Es ist, als wäre er genau im Moment zurück, aber die Szenen spielten sich in einer anderen Reihenfolge ab.

Er lässt seinen Kopf auf seine Hände fallen und seufzt laut.

Er erkennt, dass alles, was er in Richtung des Priesters getan hat, den Mann erschreckt hat. Es ist Jimin nicht klar, warum er eine solche Wirkung hatte, den Mann in einen Zustand des weinenden Chaos zu versetzen, aber er kann nur vermuten, dass Min Yoongi etwas großes verbirgt.

Er schaut zum Himmel und zu seiner Überraschung geht die Sonne bereits unter.

'Wie lange habe ich geschlafen?'

Er tritt von der Schaukel weg und geht zur Tür, um das Haus zu betreten. Als er reinkommt, sieht er Yoongi an der linken Wand des Flurs lehnen.

Er schaut auf, als er hört, wie sich die Tür öffnet und nimmt Augenkontakt mit Jimin auf.

,,Komm zum Abendessen." Seine Stimme ist wieder ruhig, jede Erinnerung an das, was im Garten passiert ist, wie vergessen.

Jimin folgt dem Priester ohne ein Wort zu sagen.

Als sie im Zimmer ankommen, bemerkte der Jüngere, dass sie allein sind und nur zwei Teller auf dem Tisch stehen. Jimin nimmt seinen üblichen Platz ein, während Yoongi zu seinem geht.

Sie essen schweigend, Gabeln kratzen an den Tellern, das einzige Geräusch, das die Stille stört. Jimin schafft es, sein Essen zu beenden, als Yoongi sich räuspert.

,,Leider muss ich dir eine weitere Strafe geben. Zu denken, dass es auch Sonntag ist, der Ruhetag." Jimin schwört, dass der ältere sich anhört, als würde er genervt mit den Augen rollen.

,,Meine Handflächen sind noch nicht verheilt. Musst wohl bis morgen warten."

Yoongi zieht seine Augenbrauen hoch und scheint etwas fragen zu wollen, beschließt aber, nur leicht den Kopf zu schütteln und vom Tisch aufzustehen.

,,Komm. Zeit für deine zweite Strafe heute."

𝙎𝙄𝙉; 𝙮𝙢Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt