Kapitel 8

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Jakob POV

Die Sekretärin hatte mich in eine kleine Sitzgruppe gebeten und mein Herz schlug schneller, jede Minute die ich länger wartete. Hoffentlich würde es gleich keine Eskalation geben, hoffentlich würde er mich nicht einfach rausschmeissen wie einen räudigen Köter.

"Sie können jetzt durchgehen.", die ältere grauhaarige Dame deutete auf eine mit dickem Leder bezogene Tür und ich nickte.

"Vielen Dank!" Aufrecht gehend öffnete ich die Tür und blickte direkt in ein mit dunklem Mahagoniholz ausgestattetes Büro. Hinter dem riesigen Schreibtisch saß ein Mann, vielleicht in seinen Fünfzigern, graue schick geschnittene Haare und helle blaue Augen die mich feindselig musterten.

"Schließen sie bitte die Tür.", sagte er und ich merkte gleich, dass ich es hier vermutlich mit einem ebenso dominanten Charakter zu tun hatte, wie ich einer war. Das konnte ja interessant werden, zwei Asphaltiere unter sich.

"Sie wollten mich sprechen.", er deutete auf die Sessel die vor seinem Schreibtisch standen und ich ging möglichst selbstbewusst darauf zu. Versuchte meine ganze Dominanz nach außen scheinen zu lassen, doch ich merkte, dass ich mich trotz allem leicht von ihm einschüchtern ließ.

"Ja, ich habe sie um diesen Termin gebeten, um etwas Wichtiges zu besprechen.", gab ich zurück, als ich mich in das Sitzmöbel sinken ließ.

Er zupfte an seinem dunkelblauen Anzug, ehe er mich auffordernd ansah. "Dann bitte..."

Ich nickte, überschlug die Beine und lehnte mich leicht nach vorn. "Es geht um ihren Sohn Luca.", ich machte eine Pause, versuchte in seinen Augen zu lesen, doch sie waren schier undurchdringlich.

"Wir sind zusammen und ich habe von ihm erfahren, dass sie ihn aus der Familie verstossen haben.", er versuchte mich mit seinem Blick dazu zu bringen, die Augen zu senken, doch ich würde nicht nachgeben, nicht jetzt.

"Ich bin hier um mit ihnen darüber zu sprechen, wie weh es ihm tut und wie sehr er seine Familie vermisst.", sprach ich weiter, dass Blickduell haltend.

"Sie sagen mir nichts Neues.", kam es kalt von ihm und ich schluckte, versuchte mir aber nicht anmerken zu lassen, wie mich seine Reaktion schmerzte. Wie konnte ein Vater nur so gefühlskalt sein?

"Ich wünsche mir, dass sie ihre Haltung ihm gegenüber noch einmal überdenken. Er tut nichts Unrechtes, in dem er einen Mann liebt. er ist glücklich mit mir. Wie sie vielleicht wissen sind wir im 21. Jahrhundert und gleichgeschlechtliche Ehe ist erlaubt.", in dem Moment schien er einen Moment in Gedanken zu versinken und der Blickkontakt brach. 1:0 für mich.

"Es gibt nichts zu überdenken.", seine Stimme war zwar immer noch fest, aber man merkte deutlich, dass es ihm schwerer fiel seine Beherrschung zu behalten, den eiskalten Klotz zu mimen.

"Sind sie sich sicher? Er sagte er ist ihr einziges Kind und das sie als Familie immer sehr eng zusammen waren. Bis er eben das Geständnis abgelegt hat. Wissen sie, Luca hat seit sie ihn rausgeworfen haben so hart gearbeitet. Er hat seine Ausbildung als Erzieher gemacht, er hat es geschafft ohne einen Cent von ihnen ein Leben aufzubauen, sich eine kleine Wohnung zu finanzieren und sogar ein Auto zu haben.", ich dachte an meinen kleinen Liebling und war so stolz, was er geschafft hatte.

"Sie können doch nicht sagen, dass sie nichts mehr für ihn empfinden.", nun versuchte ich ihn auf der Gefühlsebene zu packen und er richtete nun den Blick aus dem Fenster.

"Ich will nicht darüber reden.", die vormals kalte Stimme war nun wärmer geworden, klang eher resigniert, als wütend oder abweisend.

"Bitte Mr. Lemont. Ich habe meine Eltern beide an den Krebs verloren. Ich habe sie geliebt und sie mich. Beide haben mich akzeptiert und geliebt bis zum letzten Tag. Ich vermisse sie und hätte mir nie vorstellen können, so zerstritten gewesen zu sein. Wissen sie, was würde ich jetzt dafür geben, dass sie noch da sind. Und sie? Sie treten die Möglichkeit mit ihrer Familie zusammen zu sein mit Füßen.", ich merkte wie mir die Emotionen entglitten und somit kniff ich mir fest in den Oberschenkel um meinen Fokus wieder zurück zu lenken.

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