Kapitel 40

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Jakob POV

Die nächste Zeit lief unsere Beziehung wirklich in relativ ruhigem Fahrwasser. Vieles wurde Routine und Luca schaffte es immer besser, sich meinen Vorgaben anzupassen und genoss es, die Verantwortung voll abgeben zu können.

Manchmal dachte ich schon darüber nach, ob ich mit der 24/7 Lebensweise wirklich das Richtige tat, aber immer wenn ich dann Luca sah, wie er mich von unten anhimmelte, mit Freude meine Befehle befolgte, verwarf ich alle negativen Gedanken.

Heute jedoch schien ihm etwas quer zu liegen, denn er kam bereits mit einer furchtbaren Laune aus dem Kindergarten und warf wütend seine Tasche auf die Garderobe, was in meinen Augen gar nicht ging.

"Sweatheart!", ermahnte ich ihn, bei dem Geräusch, was bis zu mir in die Küche vordrang, doch statt mir wie sonst üblich erst einmal "Hallo" zu sagen, rauschte er direkt nach oben ins Schlafzimmer.

Ich runzelte die Stirn, kümmerte mich aber zunächst erstmal weiter ums Essen. Vermutlich würde er gleich runter kommen und mir erzählen, welche Laus ihm denn über die Leber gelaufen war.

Doch entgegen meinen Erwartungen kam er nicht. Das Essen war inzwischen fertig und stand auf dem Tisch, doch auch nach dem dritten Rufen rührte sich Luca nicht und ließ mich hier unten warten.

Mit einer leichten Wut im Bauch ging ich die Treppe hoch. Wenn er keinen Hunger hatte, aus irgendeinem Grund, konnte er es doch sagen, aber mir nicht mal zu antworten war absolut respektlos und würde sicherlich eine Bestrafung nach sich ziehen.

XXX

Ich hatte die Schlafzimmertür geöffnet und da saß er auf dem Boden. In der Hand hielt er ein Schreiben, was ich von der Entfernung nicht erkennen konnte.

"Hey, Sweatheart, was ist los?", fragte ich neutral, um nicht gleich eine Abwehrhaltung zu provozieren.

"Die sind nicht ganz dicht! Die spinnen!", gab er nur zurück, warf das Papier vor sich und schlug mit seiner Faust darauf.

"Sie wollen, dass ich meine Anteile verkaufe, die Geschäftsführer wollen mich raus haben. Sie wollen ein Angebot eines Konkurrenten annehmen und mich auszahlen. Sie setzen mich unter Druck.", seine Augen sahen zu mir auf und ich atmete tief durch.

Ja, das war ein Thema, was schon länger schwelte und immer mal wieder an meinen Liebling angetragen worden war. Aber er war fest entschlossen den Wunsch seiner Eltern zu erfüllen und die Firma weiter im Familienbesitz zu behalten.

"Sie schreiben, dass wenn ich nicht freiwillig verkaufe, irgendwann eine feindliche Übernahme ansteht.", seine Hände glitten in seine Haare und zogen daran.

"Was soll ich denn bloss machen, verdammt? Jakob, ich, ich kann doch nicht gegen den Willen von meinen Eltern... Aber wenn sie die Firma dann zerschlagen, dann...", stotterte er und ich merkte, wie aus der Wut pure Verzweiflung wurde.

"Psst.", ich ließ mich zu ihm auf den Flauschteppich sinken, öffnete meine Arme, in die er sich direkt flüchtete.

"Hast du schon mit deinem Patenonkel geredet? Was sagt er dazu?", fragte ich, kraulte durch seine Haare, weil ich wusste, dass ihn das meistens beruhigte.

"Er weiß es auch nicht genau. Eigentlich ist er auch dafür, den Wunsch meiner Eltern zu respektieren, aber er sagt ganz klar, dass sie die Firma auch dem Erdboden gleich machen können, wenn sie das wollen. Dann bliebe nachher einfach nichts mehr übrig."

Ich schluckte, sah kurz aus dem Fenster. "Wie lange hast du Zeit, bis du dich entscheiden musst?", fragte ich und da begann er zu weinen. 

"Nur 48 Stunden. Dann, dann muss ich ihnen meine Entscheidung mitteilen.", gab er zurück und ich begann ihn sanft zu wiegen.

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