1. Kapitel

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„ Und die Siegerin ist... Li Black!“ rief Jeffrey und grinsend senkte ich mein Schwert. Schon wieder gewonnen. Der Mann, der vor mir stand, rappelte sich mit hochrotem Gesicht auf und klopfte sich den Sand aus der Kleidung. Immer noch grinsend ging ich zu Jeffrey hinüber, um mir mein Preisgeld abzuholen. Jeffrey lächelte mich freundlich an und reichte mir einen Sack mit Gold. Ich begann nachzuzählen. Ich nickte Jeffrey dankend zu und setzte mich auf einen Stuhl neben seinem Stand und hielt mein Gesicht in die Sonne. Es war ein schöner Sommer dieses Jahr. Und das einzige, was das alles noch schöner machen würde war... Ich warf einen sehnsüchtigen Blick zum Hafen. Ich wollte wieder den Geruch von Salz in der Nase haben und Wasser auf Holz klatschen hören. Ich vermisste die See. Fast schon so sehr, dass es schmerzte. Ich rieb mir meinen steifen Nacken und suchte mit meinem Blick den Hafen nach einem Schiff ab. Da! Aber das war doch nicht möglich. Das war doch die Flying Dutchman. Waren Davy Jones zehn Jahre schon vorbei und kam er an Land? Aber wieso sollte er nach Port Royal kommen? Ich schüttelte den Kopf. Mein Verstand spielte mir bestimmt einen Streich. Ich stand auf. Ich würde jetzt erst einmal Einkaufen gehen. Einen neuen Dolch oder ein gutes Buch hatte ich jetzt wirklich nötig. Da ertönten plötzlich erschrockene Schreie und die Menge, die mir immer zusah, machte verängstigt eine Gasse, um eine Person durchzulassen. Mir stockte der Atem. Davy Jones.

Sein Anblick war einfach furchterregend. Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber er sah wirklich schrecklich aus. Sein Oberkörper war überwachsen mit Moos und übersäht von Muscheln und Steinen. Seine eine Hand war wie ein Tintenfischarm und die andere, wie die Schere eines Krebses. Und sein Gesicht! Es war mit Tentakel übersehen, so dass es aussah als würde ein Tintenfisch in seinem Gesicht sitzen. Sein Blick war kalt, wie Eis. „ Wer von euch ist Li Black?“ sagte er mit einer Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Die Menge murmelt erschrocken meinen Namen. Ich konnte mich nicht bewegen. Was wollte Davy Jones von mir? Ich löste mich aus meiner Erstarrung. Man hatte mich gelehrt, furchtlos zu sein. Und nun musst ich Mut beweisen. Ich reckte mein Kinn und trat vor. Davy Jones musterte mich. Ich wusste, was er sah. Ein dünnes, 16 jähriges Mädchen mit schwarzen Korkenzieherlocken, die ihr bis zur Brust reichen. Nicht gerade das, was man sich unter einem furchteinflößenden Gegner vorstellte. Ich machte mich noch ein Stück größer. „Ich bin Li Black.“ sagte ich mit fester Stimme und starrte in seine Augen. Urplötzlich zog er sein Schwert. Er wollte kämpfen?! Schnell machte ich mich bereit und nahm eine Kampfstellung ein. Und wartete. Darauf, dass er angriff. Denn wer zuerst angriff war leicht vorherzusehen. Davy Jones tat mir den Gefallen. Er stach gerade in meine Richtung und ich wich geschickt aus. Schon wurden Wetten abgeschlossen, dass hörte ich deutlich. „10 auf Davy Jones“, „Der macht sie so was von fertig“, „3 auf Li. Die kleine ist taff.“ Ich verzog das Gesicht. Na die machten mir ja Mut. Jetzt war es an mir anzugreifen. Ich rollte mich auf den Boden und stach in das Bein von Davy Jones. Er heulte vor Schmerz auf. Ich konnte es Selbst kaum fassen. Ich hatte DAVY JONES ins Bein gestochen. Wütend stürmte er auf mich zu, doch ich wich wieder aus und stach ihm ins andere Bein. Erschrockenes Raunen in der Menge. Ich grinste. So mochte ich es doch am liebsten. Davy Jones funkelte mich an. Er täuschte einen Angriff auf meine linke Seite vor, doch dass hatte ich schon geahnt. Ich tauchte unter seinem rechten Arm hindurch und stach ihm in die Hüfte. Mann war der Kerl leicht verletzbar. Durch meine jahrelange Fechterfahrung konnte ich fast alle seine Schritte voraussehen, wobei er mich auch ein paar Mal traf. Doch schließlich entwand ich ihm das Schwert und hielt es ihm keuchend an die Kehle. Davy Jones war der erste Gegner, der mich je angestrengt hatte. Ich nickte ihm respektvoll zu. Er murmelte irgendetwas, doch dann erhob er das Wort. „ Ich bin beeindruckt. Ich habe schon viel von dir gehört Li Black, aber das du so geschickte bist hätte ich nie geahnt. Leute, wie dich könnte ich gut auf meinem Schiff gebrauchen. Hättest du Lust Teil meiner Crew zu werden?“ fragte er. Ich starrte ihn an. Hatte ich das gerade richtig verstanden? Ich hatte Davy Jones besiegt und er wollte mich trotzdem in seiner Crew haben? „ Meinen sie das ernst?“ fragte ich und legte den Kopf zur Seite. Die Leute um uns herum schwiegen. Aus Angst. Davy Jones nickte feierlich. Mir klappte die Kinnlade runter. Mein Kopf schrie laut Meeeer!, aber mein Verstand arbeitete. Herumreisen mit Davy Jones Crew aus Monstern? War das wirklich so klug? Vielleicht wollte er sich ja auch nur wegen seiner Niederlage rächen. Aber würde er mich dann auf sein Schiff einladen? Das macht doch keinen Sinn. Schließlich sah ich Davy Jones an. „ Ich komme mit.“ sagte ich und sofort begann die Menge zu kreischen. „ Geh nicht“, „Das darfst du nicht tun“ und vor allem Jeffrey bekam Panik, denn wie sollte er sein Geschäft ohne mich betreiben? Doch ich hatte meine Entscheidung getroffen. „ Ich muss noch meine Sachen holen.“ rief ich Davy Jone über den Lärm hinweg zu und er nickte. Mit einem kribbelnden Gefühl im Bauch schob ich mich durch die Menge, wobei ich mehrmals meine Ellenbogen einsetzen musste, weil alle auf mich drauf liefen. Außer Atem  blieb ich an Jeffreys Wagen stehen. Langsam ging ich in meine Hütte, die sich hinter Jeffreys Wagen befand. Es war eine einfache Holzhütte und sie bedeutete mir nichts. Ich packte meine wenigen Habseligkeiten, einige Bücher, Kleidung, meinen Dolch, einen großen Beutel voller Schriftrollen und Schreibzeug in eine Tasche. Nur den Beutel bekam ich nicht rein, aber ich konnte ihn auch einfach über den Arm baumeln lassen. So bepackt schlenderte ich zurück. Ich sah Davy Jones, der wild gestikulierend mit Jeffrey diskutierte. Ich seufzte. „... meinen Laden dicht machen ohne sie.“ brüllte Jeffrey gerade. Ich ging zwischen die beiden, bevor Davy Jones Jeffrey aufspießte. Ich stemmte die Hände in die Hüften.

„ Ich kündige Jeff.“ sagte ich mit ruhiger Stimme. Dann drehte ich mich auf dem Absatz um und marschierte zum Hafen. Nach einer Weile blieb ich stehen und wartete auf Davy Jones. Gemeinsam gingen wir weiter. Vorfreude machte sich in mir breit und meine Knie zitterten. Das bemerkte Davy Jones. „ Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich sorge dafür, dass dich die Crew nicht umbringt.“ sagte er, ohne mich anzusehen. „ Ich habe keine Angst vor eurer Crew. Ich war nur so lange nicht mehr auf See.“ antwortete ich und hielt meinen Blick dabei auf das endlose Blau gerichtet.“ Du warst schon mal auf See? Also braucht man dir nicht mehr alles über das Segeln erzählen?“ fragte Davy Jones. Ich grinste. „ Aye.Ich war schon mal auf See. Um genau zu sein habe ich den größten Teil meines Lebens auf dem Wasser verbracht. Und nein, man braucht mir nichts mehr beibringen, was das Segeln betrifft. Ich weiß, wie man Leinen löst, einen ordentlichen Knoten macht oder die Segel setzt. Ihr unterschätzt mich da.“ sagte ich, wobei ich mich heimlich darüber freute das Wort „Aye“ wieder benutzen zu dürfen. Davy Jones schwieg. Ich fragte mich, über was er nachdachte. Vielleicht, ob er mich heute oder lieber morgen töten sollte? Aber eines war mir klar. Ich würde dafür sorgen, dass er mich nie beschützen musste. Ich bin nicht wehrlos. Ich würde der Manschaft zeigen, dass ich mehr als ein Mädchen war. Ich würde dem Namen Li Black alle Ehre machen. Aber würde ich es mit der ganzen Crew aufnehmen können? Im Duell bestimmt, aber Davy Jones's Crew hatte nicht gerade den Ruf besonders fair zu kämpfen. Und mit allen könnte ich es sicher nicht aufnehmen. Doch ich war entschlossen ihnen zu zeigen, dass ich tapfer war.  Ich reckte mein Kinn und lief noch ein Stück aufrechter. Doch ich sackte sofort in mich zusammen, als ich das riesige Schiff von Davy Jones erblickte. Hoch über mir ragte es in den Himmel.  Davy Jones blickte mich an. „ Bereit?“ fragte er. „ Aye.“ sagte ich mit zitternder Stimme. Dann betraten wir das Schiff. Die Flying Dutchman.

Die Macht der Lilie *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt