3. Kapitel

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Mann. Davy Jones hatte sich auch wirklich einen Raum in der hintersten Ecke seines Schiffes ausgesucht. Erst durch eine Tür unter dem Steuer, dann links und dann die dritte Tür rechts. Meine Hand erstarrte in einer Klopfbewegung. Hatte es vielleicht einen bestimmten Grund, dass der Käptn nicht zum Essen kam? Aber hätte Joey mir das dann nicht gesagt? Egal. Zweifel beiseite und klopfen. „ Herein!“ rief die Stimme von Davy Jones. Ich atmete noch einmal durch und drückte die Klinke hinunter. Ich erstarrte. Der Raum war riesig. Aber das einzige was hier drin stand, war eine Orgel. Das hatte ich ganz vergessen. Davy Jones Hobby war ja bekannterweise Orgel spielen. Die Orgel war zwar nicht ganz mein Instrument, aber wenn es ihm gefällt. „ Verzeiht Käptn. Ich habe mich gewundert, warum ihr nicht zum Essen gekommen seid. Und da hab ich es mir erlaubt, euch etwas zu bringe. Hab ich selbst gemacht.“ sagte ich schüchtern und ging langsam auf ihn zu. Der Käptn sah mich für einen Moment mit gerunzelter Stirn an, doch dann nahm er die Schüssel und kostete. Er schwieg. Ich wartete verzweifelt auf eine Reaktion. Schmeckte ihm mein Essen nicht? „ Das hast du gut gemacht Li Black. Es ist besser, als das von Cyle.“ sagte Davy Jones. Das reichte mir. Ich wollte geraden diesen Raum verlassen, als Davy Jones mich noch einmal zurückhielt. „ Was deinen Schlafplatz angeht...“ begann er, doch ich unterbrach ihn. „ Keine Sorge Käptn. Es macht mir nichts aus bei der Crew zu schlafen.“ sagte ich. Davy Jones starrte mich an, als hätte ich gerade gesagt, dass Tentakeln total in Mode seien. „ Eine Frau schläft doch nicht bei der Crew.“ sagte er empört. Ich sah ihn verwirrt an. Aber wo sollte ich dann schlafen? Der Käptn stand auf und verließ den Raum. „ Folge mir.“ sagte er und ich lief ihm nach. Davy Jones ging drei Zimmer weiter und hielt mir die Tür auf. Es war ein einfaches Zimmer mit einem Bett, einem Schrank, einem Fenster, einem Tisch mit zwei Stühlen und einem Spiegel. Ich sah ihn verwirrt an. „ Das ist die Kajüte für den 1. Maat. Ein anderes Zimmer haben wir nicht.“ brummelte Davy Jones und verließ die Kajüte. Ich war sprachlos. Das war unglaublich nett, mir ein Zimmer ganz für mich allein zu geben. Dann fiel mir mein Plan wieder ein. Was wäre, wenn der Bootsmann mich finden würde. Hier war ich komplett allein und niemand könnte mir helfen. Ich öffnete das Fenster. Die Meeresluft strich mir durch die Nase und machte meinen Kopf klar. Ich könnte nicht jeden Tag an der Bootswand entlang klettern. Das war zu gefährlich. Ich könnte einfach von oben in das Maul klettern. Aber ich müsste aufpassen, dass man mich nicht sieht. Es steht keiner am Steuer, weil wir keinen Kurs haben. schoss es mir durch den Kopf und mir wurde klar, dass es zu schaffen war. Da polterte plötzlich Joey in den Raum. Ich lächelte. „ Oh, hey Joey.“ sagte ich. Er grinste. Er hielt meine Sachen in der Hand.“ Hab ich vor dem Bootsmann in Sicherheit gebracht. Der hätte sie fast zerfetzt.“ sagte er und legte die Sachen aufs Bett. Mir wurde warm. Joey war so ein netter Kerl. Ich bedankte mich und folgte ihm an Deck. Dort kletterte ich wieder hoch ins Krähennest, denn sonst fand ich keine Aufgabe für mich. Alle hatten irgendetwas zu tun, wo ich nicht helfen konnte. Also starrte ich ein bisschen aufs Meer und versuchte die hasserfüllten Blicke des Bootsmanns zu ignorieren. Joey hingegen war sehr freundlich zu mir. Der Käptn ließ sich nicht mehr blicken, aber ich konnte seine Orgel bis hoch ins Krähennest hören. Sie begann erst langsam und süß, doch dann wurde sie immer schneller und wütender. Am Ende lag ein tiefer Schmerz in ihr und ich konnte kaum erahnen, wie der Käptn nun aussah. Doch ich erkannte das Ende der Melodie. Es war die gleiche, die aus der Herzkette meiner besten Freundin Calypso kam. Und ich kannte die Geschichte. Davy Jones war verliebt in Calypso gewesen. Er konnte seine Liebe zu ihr kaum ertragen und deswegen hatte er sich das Herz rausgerissen und in eine Truhe geschlossen. So ungefähr lautete die Geschichte. Doch genau das war es gewesen, was Calypso verärgert hatte. Dass er sich das Herz rausgerissen hatte. Das wusste Davy Jones nicht. Doch ich wusste es nur zu gut. So oft hatte Calypso darüber geklagt, dass er kein Herz mehr hatte. Aber was soll man tun? Sein Herz liegt vergraben auf der Isla de Cruces und niemand hat es bisher gefunden. Aber selbst wenn man es hatte, brauchte man noch den Schlüssel. Und wo der war, das wusste nur Davy Jones selbst. Während ich so über diese ganze Geschichte nachdachte, fiel mir auf, wie sehr ich Calypso vermisste. Mir traten Tränen in die Augen, als ich an sie dachte. Sie hatte mir so viel beigebracht und mir so viel über das Schicksal erzählt. Ich vermisste sie so sehr. Doch mit größter Wahrscheinlichkeit würde ich sie, wenn ich mit Davy Jones reiste, nie zu Gesicht bekommen. Denn wie jedem Mann stand Davy Jones eines im Weg. Sein Stolz. Er würde niemals zu Calypso gehen, denn das wäre weich und „ unmännlich“. Doch langsam brach die Nacht herein und es wurde Zeit meinen Plan in die Tat umzusetzen.

Die Macht der Lilie *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt