Jeder einzelne Tag ist ein Kampf. Jede einzelne Mahlzeit ist ein Kampf. Aber ein Kampf den es zu kämpfen lohnt. Es wird besser. Step by step. Ich muss mich an Geduld üben. Ich habe jahrelang diese Essstörung perfektioniert, ich kann nicht erwarten das sie innerhalb weniger Wochen verschwindet. Aber als ich nur einmal den festen, tief verankerten Willen gefunden habe geht es. Ich mache Fortschritte und bin mir relativ sicher erfolgreich zu recovern. Ana ist noch da, jeden Tag und jede Nacht. Sie lässt mich nicht in Ruhe. Aber ist sie einmal zu laut, stelle ich mir ihre Stimme wie ein Radio vor das ich einfach leise drehe. Man kann es zwar nicht ausschalten, noch nicht, aber man kann es leider machen. Ich will nicht alles schön reden, es läuft nicht nur immer gut. Es gibt immer noch einige unschöne Situationen in denen ich mein Essen wieder auskotze, wechselduschen mache oder Ana mich fertig macht. Aber diese Situationen werden weniger und mir ist danach der Fehler bewusst. Ich glaube das war ein wichtiger Punkt. Dieser Wille der jetzt da ist. Ich habe gut zugenommen, ich bin aus dem sehr kritischen Bereich raus. Ich bin endlich auf der 4. Perzentile und darf deutlich mehr jetzt. Was natürlich ordentlich Druck mit sich bringt... ich habe Angst durch die vermehrte Bewegungsfreiheit wieder in negative Muster zu fallen. Körperlich geht es mir immer besser, mit jedem Gramm das ich zu nehme. Ich habe lange hin und her überlegt ob ich zahlen nenne, und mich dafür entschieden. Ich möchte nicht erreichen das sich Leute getriggert fühlen oder das als Vorbild nehmen! Ich möchte nur einfach von vorne herein sehr ehrlich sein. Ich liege zur Zeit bei 47,7 was ein großer Fortschritt ist. Es kostet mich eine Menge Überwindung das zu schreiben und dann zu veröffentlichen und ich hoffe wirklich ich kann irgendjemanden damit mal helfen da raus zu kommen. Denn es lohnt sich!!! Alleinerben den kleinen und größeren Fortschritten!! Ich bin zwar immer noch viel müde und schlapp manchmal und freiere auch noch etwas schneller als andere aber nicht mehr halb so viel wie vorher. Ich habe endlich wieder Lebensenergie und Kraft, kann Freude empfinden und denke das ich das schaffen kann. Natürlich hat das alles auch seine Nachteile. Plötzlich ist nämlich auch wieder Platz und Kraft für Emotionen die man lieber nicht hätte. Der Kopf ist pralle voll, denn plötzlich sind neben dem Essen noch tausend andere Sachen wichtig. FAs werden wieder häufiger. Stress essen setzt wieder ein. Panikattacken kommen und gehen wie die Flut am Meer. Ana ist nach wie vor da, leise meist, manchmal noch laut. Man kann mit ihr reden, mit ihr diskutieren. Sie ist wie ein trotziges Kleinkind, man muss in Ruhe und Vernunft mit ihr reden. Sie möchte mich nicht umbringen. Ich dachte immer sie trachtet nach meinem Leben, aber denken wir mal logisch, was hätte sie davon? Genau, nichts. Wenn ich nicht mehr lebe, welchen Nutzen habe ich dann noch für sie? Sie möchte das ich nach ihren Regeln lebe, sie möchte „unsere" Ziele erreichen. Ich glaube ihr ist nicht bewusst das ich dabei sterben könnte. Sie ist wie ein trotziges Kleinkind das seine Bonbons haben möchte und nicht weit denken kann. Das macht es tatsächlich etwas leichter. Auch ist es gut zu wissen das Ana von meiner Angst und meinen Zweifeln lebt. Ohne meine Angst und meine Zweifel existiert sie nicht. Natürlich wird sie jetzt besonders laut und verletzend, denn jetzt muss sie ja Angst haben das ich keine Angst mehr vor ihr habe. Früher war Ana eine große mächtige Person, aber seit sie nur noch ein trotziges Kleinkind in meinen Augen ist verliert sie an macht. Ich kann auch ohne sie leben. Trotzige Kleinkinder sind anstrengend und schnell auch nervig. Das ist es was ana zur Zeit ist. Nervig und anstrengend. Sie schrumpft immer weiter und ich wachse. Ich fühle mich nicht wohl in meinem Körper, es wäre gelogen zu sagen ich würde mich mit jedem Gramm mehr auf der Waage wohl fühlen. Geduld mein Kind, geduld. Es kann nicht innerhalb weniger Wochen gut werden was Jahre lang kaputt gegangen ist. Wichtig ist dran zu bleiben. Ausdauer und Disziplin zu zeigen. Und zwar für die richtige Richtung. Ich liege nur noch wenige hundert Gramm unter der Untergrenze zum Normalgewicht. Ich habe viele Kilo zugenommen in wenigen Wochen. Es ging mir zu schnell, die Unsicherheit wächst und somit auch ana. Im Moment versucht sie mich wieder zu manipulieren aber ich brauche sie nicht. Sie ist nicht meine Altersklasse. Ich habe Freunde gefunden, Freunde die ich zu meiner Familie zählen kann. Ich bin nicht mehr alleine. Ich brauche Ana nicht mehr. Willkommen in der recovery. Ein weiter Weg liegt vor mir, hart und steinig, aber ich weiß das ich das schaffe ,denn ich bin nicht alleine. Ich habe offiziell den Willen gefunden zu leben. Stark zu sein. Nicht nur zu überleben sondern zu leben. Mein Leben in die Hand nehmen und gestalten wie ich es möchte. Ich habe Ziele. Ich habe einen Vertrag geschrieben, einen Pfleger und meine Therapeutin unterschreiben lassen und ihn an die wand neben meinem Bett geklebt. In schlechten Phasen kann ich mir ihn jetzt anschauen und durchlesen. Mich erinnern wofür ich das mache. Mich erinnern was meine Ziele sind. Mich erinnern anhand der Unterschriften das ich nicht alleine bin. Mich erinnern das ich Ana nicht brauche denn sie hat mich fast umgebracht. Ich will leben! Ich kämpfe!
~danke an dieser Stelle für jeden einzelnen der so lange gelesen hat und mich bis hier hin begleitet hat. Ihr seit spitze 🥰 ich plane eine recovery WhatsApp Gruppe zu gründen, wer Bock hat kann mich ja auf insta anschreiben :) insta: ein_kleines_dana ihr seit alle wundervoll wie ihr seid vergesst das nicht ;) <3~
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Ana~??
Teen FictionEine Geschichte von mir mit meiner Begegnung mit Ana. Ich weiß nicht in welche Richtung sie gehen wird, ob pro ana oder eine recovery Geschichte. Ich will euch auf meinem Weg mitnehmen:)