Kapitel 14~Ana ist back~

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Zu meinem letzten Eintrag sind einige Monate vergangen und ich habe mich dazu entschlossen wieder mit dem Schreiben anzufangen, auch wenn ich weiß dass das alles hier ein Riesen Fehler ist. Ana ist zurück und mit ihr alle Probleme. Kurzzeitig hatte ich angefangen zu recovern und war das erste mal seit Jahren kurz im Normalgewicht. Mein mindset war so gesund wie lange nicht mehr. War. Alles vergangen. Ana wird niemals locker lassen. Niemals. Aber es ist okay. Ich will ja schließlich dünn sein. Nicht so fett wie jetzt. Ich wiege ekelhafte 48kg auf eine Größe von 1,66. Ich bin so fett geworden... kein Wunder das mich immer alle so anschauen... nach den Weihnachtsfeiern war ich endlich wieder in der Schule gewesen. „Du siehst richtig gut aus!" „schön das du nicht mehr so abgemagert aussiehst." „Wow du isst etwas!" ich fühle mich immer Unwohler. Sie meinen es bestimmt nicht böse. Bestimmt.

„Das ich nicht lache... natürlich meinen sie es böse. Sie wollten nur versuchen nett zu formulieren wie fett du geworden bist, nichts weiter."

Hallo Ana. Schön das du auch wieder da bist. Ein Blick auf die Uhr sagt mir dass es zeit wird in den Ausgang zu gehen bevor meine Mutter mich später abholt. Mein Kopf tat weh. Mein ganzer Körper tut weh, bei jeder Bewegung. Vermutlich Magnesium Mangel. Wann hatte ich das letzte mal wirklich gut gegessen? Vor drei Wochen? Ich habe viele Mangelerscheinungen bekommen, aber das hier ist am schlimmsten. Ächzend stemme ich mich aus dem Sessel und verziehe vor muskelschmerzen das Gesicht. Der Schwindel überkommt mich wie so oft.

~~~~~~~Zeitsprung~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ich lag in meinem Bett, mein Magen leer und knurrend. Von dem ganzen Stress war mir schlecht geworden und ich hatte versucht mein Abendessen loszuwerden, aber außer Galle kam nicht wirklich etwas. Ich las eine Geschichte einer 13 jährigen, sie hatte Rechtschreibfehler und war relativ kindlich geschrieben, aber sie war gut. Fesselnd, berührend. Was konnte ich schon dagegen? Meine Geschichte ist langweilig, nichts besonderes, nichts was aus der Reihe tritt, etwas was es zu tausend auf dieser Plattform gibt. Ich fühlte mich schlecht und wusste nicht einmal wieso. Ich würde wieder hungern. Es gab keinen Ausweg. Ich kannte niemanden der es wirklich erfolgreich aus einer solchen sucht geschafft hatte. Alle die ich kannte wurden irgendwie rückfällig. Genauso wie es grade bei mir passierte. Mein Kopf war voll und Ana war laut. Mein Bauch war laut. Ich hatte kaum gegessen, dabei war der Tag verdammt anstrengend gewesen. Es war die reinste Achterbahn gewesen. Ich hatte meiner Freundin, die zu Besuch war, eine Quiche gegessen, ich kannte nichtmal den Kaloriengehalt . Es war sicher zu viel gewesen.  Hunger... alles drehte sich um Hunger. Ich war müde und ich wusste ich musste dringend schlafen, aber ich konnte nicht. Ich musste denken, musste eine Entscheidung treffen. Mit Ana oder ohne?

„natürlich mit du idiot. Was denkst du eigentlich wer du bist, denkst du echt du hättest diese Wahl?? Diese Wahl hast du schon lange nicht mehr. Du hast verloren darling."

Die Verzweiflung kroch mir in die Knochen. Ich hatte noch immer muskelschmerzen, mittlerweile Tag 5, bzw da es schon ein Uhr nachts war waren wir bereits bei Tag 6. Ich fühlte mich einfach nur grausam. Selbst meine Therapeutin die normalerweise sehr entspannt ist und sich nicht so schnell sorgt hat mir heute in einem Gespräch gesagt das sie all das hier tut weil sie sich sorgt, weil sie sich hilflos fühlt und nicht dabei zuschauen kann wie ich hübsches intelligentes Mädchen mich selbstzerstöre. Ich bin nicht hübsch. Ich bin zu dick .

und das wirst du auch immer bleiben wenn du nicht auf mich hörst."

Es tat mir in diesem Moment wirklich leid. Ich wollte nicht das die Menschen um mich rum sich sorgten oder hilflos fühlten. Aber ich konnte auch keine Hilfe annehmen und das erklärte ich ihr. Sie wusste es, natürlich, sie ist sehr gut in ihrem Job. Gleichzeitig nahm es mir aber auch Mut. Ich versuchte rational zu denken. Ich lag nur knapp über der 5 perzentile. Mein Zustand hatte sich in kurzer Zeit enorm verschlechtert. Ich drohte zu fallen- und wir wussten alle das ich so schnell fallen würde dass mich niemand auffangen können würde. Würde ich weiter machen wie bisher würde ich in zwei drei Wochen bereits wieder in Lebensgefahr sein. Wollte ich das? War es mir das wert?

ja... denk daran was du beim letzten Mal alles erreicht hast! Überleg dir mal was du diesmal alles erreichen könntest... es ist so leicht kleine."

Wie ich es hasste dass sie mich kleine nannte!! Aber genau das war ja ihr Ziel. Mich so klein halten wie es ging, vor ihr war ich ein Mäuschen. Dabei lebte sie von meiner Angst. Je größer meine Angst umso größer war sie. Allerdings konnte sie nie mehr Stärke haben als ich selbst, denn sie war ja ein Produkt meiner selbst. Wenn ich also nicht stärker wurde wäre es eine null runde. Ich würde mich am Ende mit meiner eigenen Stärke umbringen weil ich sie „falsch" eingesetzt hatte.

kleines, wie kommst du drauf das es falsch eingesetzt wäre?"

Vielleicht weil du mich umbringen willst??

Du weißt, dass dies nie mein Ziel wäre. Warum schreibst du grade eigentlich alles nieder? Denkst du echt irgendjemand interessiert sich für dein kleines vertrocknetes fettes Leben? Du bist Stinknormal. Einer von den Fetten aus der letzten reihe."

Aua, das sitzt. Ja wieso schrieb ich? Ich weiß es nicht. Um mich zu sortieren? Fast halb zwei, ich würde diese Nacht wieder nur maximal viel  Stunden schlafen können. Mein Bauch knurrte. Dieser Hunger war fast unerträglich. Und gleichzeitig war es unglaublich befriedigend ihn zu hören- ein Gefühl von macht, von Kontrolle und vor allem- von Sicherheit. Wieso konnten mich nicht einfach alle in Ruhe lassen? Ich wollte doch nur dünn sein...

Weil du die Sache komplett falsch angegangen bist. Dabei Weißt du eigentlich wie es richtig geht. Aber du tust alles um es falsch zu machen. Hör auf dich selbst zu belügen, und leg dich verdammt nochmal endlich fest was du willst!!"

Was dachten wohl die anderen wenn sie mich sahen? Man sah mir meine Essstörung nicht an, ich musste also noch ganz schön dick sein. Was würde ich morgen essen? Einen Apfel. Und einen Joghurt. Das würde reichen. Dann war ich bei knapp 200kcal. Oder war das schon zu viel? Ich konnte keinen Sport mehr machen, die Schmerzen waren zu schlimm. Ich konnte in der Schule kaum noch denken. Dafür nachts umso besser. Ja- wie würde mein Tag morgen aussehen?

Du wirst nichts essen. Sport machen, lügen. Nur sei morgen bitte nicht so dumm und lass dich beim Essen verschwinden lassen erwischen."

Sag mal schläfst du auch irgendwann mal??

Ich schlafe nie."

Hast du nicht irgendwas zu tun oder was vor?

Nein."

Der Klang ihrer Stimme in meinem Kopf war so weich, so sanft, so einschläfernd. Ich war nicht alleine. Alle richteten sich gegen mich, setzten mir die Pistole auf die Brust, aber sie war da, sie legte eine knochige Hand über mich wenn ich schlief und schob mein Essen weg wenn ich am Tisch saß. Sie kümmerte sich um mich wie sonst keiner. Ich brauchte sie.

Schlaf darling."

Ich wollte noch weiter denken... ich wollte noch...

Mit dem Klang ihrer Stimme im Ohr schlief ich schließlich erschöpft ein. Sie war da, die ganze Nacht. Sie würde da sein wenn ich aufwachte.


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Wie hat euch das Kapitel gefallen? Habt ihr wünsche oder Verbessrungsvorschläge?
Wie findet ihr es, dass Ana wieder da ist- und vor allem- hat sie recht?

Soll ich mal ein Kapitel nur über Ana machen, also ihre Regeln, Stuff und so? Paar Kalorien Angaben? Ich weiß das viele die mein Buch lesen nämlich genau das suchen, denn genau danach habe ich auch gesucht also ich „ana" eingegeben habe.

Würde mich über paar Kommentare freuen :)
Ihr seid toll wie ihr seid, vergesst das nicht <3

Ana~??Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt