Kapitel 7 ~Kontrolle~

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Ich habe die Kontrolle verloren. Ana schreit und tobt in mir. Ich halte es kaum aus. Ihre Stimme ist so laut, so viel lauter als meine eigene. Das Kind in mir kauert weinend in der Ecke. Ich hab die Kontrolle verloren. Kontrolle.... Verloren... immer und immer wieder wiederholen sich diese Worte. Ich habe gegessen. Ich habe allen Ernstes geglaubt ich könnte mich gegen sie wehren. Wäre stark genug. Könnte ohne sie leben. Fehlanzeige. Ich bin voll und ganz auf Ana angewiesen denn sie ist alles was ich habe und bin. Sie vergiftet meine Gedanken. Ich muss warten bis sie sich beruhigt hat. Sie tobt. Ich bin so müde... ich bin so verzweifelt. „Was hast du getan?! Wie konntest du mich so hintergehen, du fettes Miststück?! Was glaubst du wer du bist?! Du bist ein niemand! Keiner braucht dich! Keiner braucht ein fettes Schwein wie dich! Weinst und kotzt aber das wird dir auch nicht helfen! Warum hast du dich gegen mich gestellt für wen hälst du dich??? Los, geh hin zum Spiegel, GEH!" zögernd gehe ich auf den Spiegel zu. Ein fettes trauriges Wesen blickt mir entgegen. Alles schwabbelt... alles trieft vor fett. Ich will doch nur dünn sein! Wie konnte ich denken die Kontrolle zurück zu erlangen wenn ich esse? Oder ist es so? Kontrolle... woher weiß ich wann ich Kontrolle habe? Wie kann ich Kontrolle haben wenn es sich anders anfühlt? Ich muss ana vertrauen, sie weiß was gut für mich ist. Warum geht denn nur das Ganze fett nicht weg... „warum schaust du weg? Sieh hin! Sieh genau hin! Schau dir an was du getan hast!! Du fettes Schwein! Denkst du so mag dich jemand?? Einen fettklotz? Keiner mag fettklötze. Denkst du so wird dich jemals jemand lieben?? Wie lächerlich... niemand wird dich je lieben. Aber ich liebe dich. Denn ich sehe das Potenzial in dir. Ich weiß das du es schaffst." urplötzlich ist aus dem schreien wieder die säuselnde Stimme geworden die es jedes Mal aufs Neue schafft mich zu manipulieren. „Aber meine Mama liebt mich... und meine Freundin... und meine Freunde..." ich musste schlucken. Ihre Worte tun verdammt weh... sie lacht höhnisch. „ denkst du das wirklich? Wie armselig... sie tun doch nur so fette, sie haben bloß Mitleid mit dir. Niemand liebt dich, niemand wird sich für dich interessieren wenn du so fett bist. Hast du schonmal ein hübsches fettes Mädchen gesehen? Nein? Ich auch nicht. Schau dir die Mädchen an, wie dünn sie alle sind. Du könntest das auch haben. Aber nein, du denkst ja wieder du wüsstest es besser. Du musst ja alles zunichte machen und kommst dann wieder weinend angekrochen. Du hast mich wirklich enttäuscht fettsack." aua. Das tut weh... ich merke wie sich ein riesiger Druck in mir ausbreitet. Ich könnte zur kl*nge greifen...es würde besser werden... ich würde.. nein. Oder? Nein. Ich will das nicht. Aber ich weiß das es nur eine Frage der Zeit sein wird bis es soweit ist. Bis ich einbreche. Bis ich es nicht mehr aushalte. „Denkst du, wenn du dir ins eigene Fleisch schneidest wird es besser? Das ich nicht lache... dadurch wirst du auch nicht dünner... geh lieber Sport machen!" nein du dumme Kuh, ich mache das nicht in dünner zu werden sondern um dem Druck zu entfliehen den du machst. Egal. Sie hat ja recht. Es bringt mir nichts. Ich muss einfach das dreifache an Sport heute machen. Ich muss die Kontrolle die ich verloren habe wieder Erlangen. ~Komme was wolle, ich darf die Kontrolle nie wieder verlieren.~ mein absoluter trigger Satz. Er erinnert mich daran wieder anzufangen und auf ana zu hören und die Außenwelt denkt, ich meine damit die Kontrolle der recovery... weit verfehlt. Ich bin krank. Ich habe das verstanden. Aber vielleicht bin ich bereits zu krank um es zu ändern. Ich schaffe es nicht. Auch da habe ich die Kontrolle verloren. Ich habe über alles die Kontrolle verloren. Sie ist mir entglitten und ich weiß nicht einmal genau wann. Mir ist schlecht, mein Magen ist überfordert mit der Masse an Essen. Warum bin ich so fett? Warum sind alle anderen so dünn? Warum habe ich so sehr die Kontrolle verloren? Welche Kontrolle will ich zurück? Will ich gesund werden? Ich denke ja. Ich will eigentlich nicht sterben auch wenn ich mir da grade nicht sicher bin aber grade bin ich auch zu gestresst um das neutral beurteilen zu können. Ana hat mich zu sehr fertig gemacht. Ich vertrage das Wechselduschen nur schlecht. Mir wird zu oft zu sehr schwindelig und ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten. Ich hab die Kontrolle verloren... in meinem Kopf beginnt sich alles schneller zu drehen, ich verliere den Bezug zur Realität. Ich bekomme keine Luft mehr und Panik breitet sich in mir aus. KONTROLLE! KONTROLLE! Nichts anderes ist in meinem Kopf. Kontrolle.... Die Panik nimmt immer mehr zu... mir wird heiß aber ich friere trotzdem. Mir ist schwindelig. Wenn mir nicht bald jemand hilft bin ich tot. Mir ist das bewusst und das macht am meisten Angst. Ich habe die Kontrolle verloren. Ich halte es kaum aus hier. Ich halte diese Schmerzen kaum aus. Diese Müdigkeit. Dieses frieren. Und Anas Worte. Sie treffen mich denn ich weiß sie hat recht. Wer gibt mir die Kontrolle zurück, ich kann sie nicht mehr greifen....

Ana~??Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt