Kapitel 5

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Kapitel 5

Am späten Nachmittag machte ich mich fertig für die große Abendshow der Interviews. Ich steckte in einem kurzen geblühmten Overall. Ein breiter brauner Gürtel saß locker an meiner Hüfte. 

Bevor wir gingen, schaute noch mal überprüfend in den Spiegel und war relativ zufrieden mit dem was ich sah.

Ich stand mit Cinna und Katniss im Vorbereitungsraum. Ihr rotes Kleid ließ sie natürlich wirken. Katniss war nervös. Sie tat mir richtig leid. Ihre Haare waren zu einem verwirrten Dutt zusammengesteckt, aber man konnte Katniss ansehen, dass sie sich nicht wirklich wohl fühlte. 

"Ich geh schon mal vor", teilte ich den Beiden mit, dann verschwand ich durch die Tür.

Draußen am Flur traf ich auf Clove und mir war bewusst, dass Cato in der Nähe sein musste. Ich musste das mit ihm klären bevor es zu spät war. Da kam Glimmer und ihr Stylistenteam. Cato unterhielt sich prächtig mit Marvel, dem Tribut aus Distrikt 1.

Er fing meinen Blick auf, als ich an ihm vorbei ging.

"Ehm.. ich hab da was vergessen", hörte ich Catos Stimme, gefolgt von Schritten.

"Blade, warte", sagte er hinter mir.

Ich drehte mich um und schaute ihn durchdringend ihn an.

"Wir müssen reden", meinte ich dann.

"Ja müssen wir.. nach meinem Interview?", sagte er einsichtig.

Ich nickte, dann schloss er mich in die Arme, ehe er sich wieder von mir abwandte.

"Viel Glück", wünschte ich ihm. 

"Danke", war das Letzte, was ich von ihm hörte, dann war er verschwunden.

Ich begab mich auf die Tribüne und setzte mich ins Publikum. Cinna kam erst später dazu. Er nahm meine Hand. Meine Mutter war wie immer arbeiten. Meine Mom leitete die Großconditorei des Kapitols, die mitunter die Unterkunft der Tribute mit Backwaren versorgte. 

Caesar eröffnete den Höhepunkt der Spielvorbereitungen mit seiner herzlichen Art. Dieses Jahr trug er blau.

Nach und nach kamen die einzelnen Tribute auf die Bühne, Distrikt 1 fing wie immer an. Da kam Glimmer. Ihre blonden Haare waren zu großen Locken gedreht und sie trug ein kurzes zartrosa Kleidchen. Wie als hätte sie nie etwas anderes getan, saß sie da oben und unterhielt die Menge. Marvel, der Junge mit dem Cato sich vorher noch unterhalten hatte, war sehr bühnensicher und erntete für einen Karriero üblich sehr viel Applaus. Vor ihm hatte ich etwas Angst.

Nach Clove trat Cato ins Rampenlicht. Ich musste mich zusammenreißen nach Außen normal zu wirken, aber mein Herz pochte so laut, dass ich Angst hatte, jemand könnte es hören.

Er machte seine Sache gut, war aber auch beängstigend, weil ich ihn nicht als ihn erkannte. Es war als trüge er eine Maske, um als der brutale Karriero durchzugehen. Oder war das keine Maske? War das sein wahres Gesicht? Nein, ich hatte ihn kennengelernt. Oder?

Damit es nicht so auffiel, verließ ich nach dem Jungen aus Distrikt 5 den Saal. Bis ich Cato fand, führte Caesar ein Gespräch mit dem Jungen aus Distrikt 7. Ich kannte seinen Namen nicht.

Ohne zu zögern packte ich Catos Handgelenk und zog ihn in Katniss' Vorbereitungsraum, in dem ein Fernseher lief.

"Es kannn so nicht weitergehen", begann ich.

Er schaute mich nur an und wartete bis ich weiter redete.

"Ich brauche Gewissheit..", fuhr ich fort, während Cato mich beobachtete und nickte. Es sah so aus, als wolle er sich mein Gesicht gut einprägen.

"Du hast Recht", murmelte er leise und strich mir vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sanft berührte er meine Lippen mit seinen. Das war der schönste Kuss, den ich je erlebt hatte.

Als wir uns wieder von einander gelöst hatten, striff er mit seiner Hand über meine. 

"Du musst mich vergessen..", meinte Cato, drückte mir einen traurigen Kuss auf die Stirn, dann ließ er mich einfach stehen.

Obwohl ich es noch nicht ganz realisierte hatte, was gerade passiert war, sah ich aus dem Augenwinkel Peeta auf dem Bildschirm.

"Das glaube ich nicht..", sagte er mit betretener Stimme. Die Kapitolbewohner hingen an seinen Lippen. "..weil wir zusammen hergekommen sind", vollendete er den Satz und ich verstand, dass er von Katniss sprach.

Es traf mich wie ein Stich ins Herz. Alles brach auf einmal auf mich herein. Cato. Peeta. Ihre Worte.

Nach der kleinen Feier für die gelungenen Interviews von denen ich teilweise noch erschüttert war, saß ich mit Cinna, Haymitch und Effie am Tisch. Mir war eigentlich nicht nach feiern zumute.

Nachdem Peeta und Katniss sich auf ihr Zimmer zurückgezogen hatten um sich für morgen, dem eigentlichen Beginn der Spiele, mental vorzubereiten, begannen Haymitch und Cupcake wieder hitzig zu diskutieren. Cinna rührte gelangweilt mit einem Löffel in seinem Glas herum. Peeta's Stylistin war schon gegangen.

"Könntest du bitte damit aufhören?", murmelte ich schläfrig.

"Gehen wir.. morgen wird ein wichtiger Tag", gab Cinna zurück und dann schrammte der Stuhl über den edel gefließten Boden. Cinna verabschiedete sich von Haymitch und Effie, die ihn gar nicht zu hören schienen.

"Cinna, warte", ich war aufgesprungen und hielt ihn am Arm fest.

Cinna drehte sich zu mir um und schaute mich freundlich an.

"Darf.. ehm darf ich mich noch von ihm verabschieden?", fragte ich mit brüchiger Stimme. Cinna wusste sofort von wem ich sprach und nickte.

"Beeil dich aber.."

Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und grinste mich traurig an, dann ging er durch die Tür. Kurz nachdem er gegangen war, begab ich mich Richtung Unterkunft der Tribute von Distrikt 12.

Zaghaft klopfte ich an seine Tür, um festzustellen, dass niemand antwortete. Langsam drückte ich die Türklinke runter.

"Peeta?", fragte ich in die Dunkelheit, erhielt jedoch keine Antwort.

Wo konnte er wohl sein? Dann kam mir eine Idee, wo er sein könnte. Er hatte mir gestern erzählt, dass er sich dort gern aufhielt um den Kopf freizukriegen. Entschlossen begab ich mich auf's Dach.

Da sah ich ihn auch schon sitzen, auf der Kante. Er saß mit angezogenen Knien da und starrte über die Dächer des Kapitols. Der Ausblick war gigantisch. Kein Wunder, dass er gern hier oben war.

Ich wollte schon auf ihn zu gehen, als ich jemanden mit ihm reden hörte. Es war eine weibliche mir bekannte Stimme, Katniss' Stimme. Wieder bahnte sich das Gefühl von Eifersucht an, obwohl ich kein Recht darauf hatte, es zu empfinden. Zumindest nicht Katniss gegenüber.

Also blieb ich stehen, wo ich war und lauschte Katniss' Worten. Sie hörte sich wütend an, ehe ihr Tonfall wieder weicher wurde. So kannte ich sie gar nicht und es fühlte sich nicht richtig an bei diesem Moment anwesend zu sein, da es ihr Moment war und wahrscheinlich einer ihrer letzten sein könnte, wenn sie sich schon morgen in der Arena gegenüberstanden.

Katniss saß Peeta gegenüber und beide schauten in die Ferne, wie als könnten sie von hier aus Distrikt 12 sehen.

"Auf Wiedersehen und viel Glück, Peeta Mellark", flüsterte ich in die ruhige Nacht und hoffte indirekt, dass die Worte ihn erreichen würden, stattdessen wurden sie vom warmen Wind davongetragen.

The Hungergames: Till The End [Wird Überarbeitet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt