Kapitel 4 - Vorbereitungen

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Aiden

Josh lief in dem Herrensalon auf und ab. Er war nervös und ich schaute mir das Spektakel aus sicherer Entfernung an. Ich nippte an meinem Glas Wasser und blieb in dem hölzernen Türrahmen stehen.

„Aiden, was meinst du, sollen wir für die Elite einen Podest bestellen?" Josh öffnete sein Handy und kam auf mich zu.

„Das fällt dir aber früh ein.", raunte ich. „Wir haben noch genau fünf Stunden bis zum Beginn des Balls." Ich sah mir den Display seines Handys an. Zwei verschiedene Ausführungen von Podesten waren zu sehen. Ich runzelte die Stirn. Es gefiel mir eher weniger so sehr im Mittelpunkt zu stehen. Während ich aß und trank, brauchten mich nicht hunderte Leute beobachten zu müssen. Obwohl ich mich nach den fast 10 Jahren schon gut daran gewöhnt hatte. Ich war vor großen Veranstaltungen nicht mehr nervös. Besprechungen mit ca 50 Leuten, die wir hier im Rudelhaus, in der Elite, waren, war mittlerweile völlig normal für mich geworden.

„Und?" Josh sah mich erwartungsvoll an.

„Du hast die Ehre und darfst das selber entscheiden." Ich zwinkerte ihm zu und stieß mich mit meinem rechten Fuß vom Türrahmen weg. Er seufzte und willigte ein. Was hatte er auch für eine andere Wahl? Ich setzte mich an den massiven, dunklen Eichentisch und winkte die Haushälterin zu mir. Sie stand etwas abseits im Herrensalon und kam dann fix auf mich zugelaufen. Ich nahm mir einen Apfel, der auf einer Servierplatte, neben vielen anderen Sorten Obst und Gemüse, lag.

„Mr. Norwood." Ihre braunen Haare waren streng zusammengebunden. Ihre Augen, waren noch etwas dunkler, als ihre Haare. Ihre schmalen Lippen passten nicht zu ihrem Gesicht. Sie waren viel zu schmal und das machte sie unattraktiv. Sie war nervös. Ich konnte es riechen. Ich konnte ihren Puls spüren. Auch sie war der Hitze seit vorgestern verfallen, obwohl sie sich vor einiger Zeit dazu entschieden hat, enthaltsam zu leben, aufgrund ihrer andauernden Jungfräulichkeit. „Möchten Sie noch etwas trinken?" Ihr war mein Blick unangenehm. Die Stille die zwischen uns herrschte, ließ sie rot anlaufen. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Niemals könnte ein Wolf für immer der Hitze widerstehen, da war ich mir sicher.

„Ich möchte, dass mein zweites Schlafzimmer heute Nacht frisch bezogen ist." Eine Frau in meinem Master Bedroom, niemals. Das durfte keine Frau bisher. Das war mein einziger Rückzugsort, an dem ich wirklich für mich sein konnte. Falls es heute Nacht zu einem Gast kommen sollte, würden wir mein Ersatz-Schlafzimmer nutzen. Auch mich machte die Hitze mittlerweile nervös, obwohl mich die Arbeit gut ablenkte.

„Natürlich." Sie machte einen Knick, den sie sich angeeignet hatte, obwohl sie diesen nicht machen musste. Sie musste mich auch nicht Siezen, aber sie wollte es. Als wäre es eine weitere Strafe, für die Entscheidung, die sie selber getroffen hatte.

„Hast du eine Partnerin für die Saison?" Josh setzte sich neben mich und griff ebenfalls nach einem Apfel.

„Noch nicht." Ich konnte es mir nicht verkneifen und lächelte Lidia, der Haushälterin, zu. Sie sah sofort weg. Ich widmete mich wieder Josh. „Warum fragst du mich das ständig, machst du dir Sorgen um mein Sexleben?"

„Nein, nein, mein Alpha. Reines Interesse." Er konnte mir nicht in die Augen blicken und kratzte sich an seinem Arm. Ich kannte Josh zu gut um zu wissen, dass irgendwas nicht stimmte und ein kratzen an seinem Arm bedeutete, dass er sich unwohl in dieser Situation fühlte oder sogar log?

„Hast du dieses Interesse oder Jocelyn?" Ich stand auf und ging zum Fenster.

„Ich", er zögerte, „wieso Jocelyn?"

„Denkst du, dass ich sie nicht an dir riechen kann?" Ich lehnte meine Ellbogen auf den Tisch und kam ihm dadurch näher. Ich wandte den Blick nicht von ihm. „Du riechst seit Tagen nach ihr. Obwohl sie seit mindestens vier Wochen weder hier bei mir, noch im Rudelhaus war." Es belustigte mich fast, wie erschrocken er aussah. „Außerdem", fuhr ich fort, „habt ihr euch vorgestern auf dem Waldfest unterhalten. Und diese Unterhaltung sah sehr intim aus."

Josh zeigte keine weitere Reaktion, als Sprachlosigkeit. Ich war zwar sein Vorgesetzter, doch auch sein bester Freund. Hatte er wirklich Angst vor meiner Reaktion? Nein, es war nicht die Angst vor meiner Reaktion, sondern die Angst, dass ich Jocelyn dieses Jahr wieder als meine Partnerin auswählen würde, obwohl er sie so sehr begehrte.

„Hey man", Josh wollte sich anscheinend entschuldigen, doch ich unterbrach ihn.

„Lass gut sein." Ich lehnte mich wieder zurück in den Stuhl. „Ich will Joce nicht. Sie ist eine tolle Frau. Sie ist gut im Bett und in jederlei Hinsicht leidenschaftlich und sehr bemüht. Ich kann dich verstehen. Aber sie ist eben nicht meine." Ich sah die Erleichterung in seinem Gesicht. Er atmete hörbar aus und seine Schultern lockerten sich. Es war nichts außergewöhnliches sich Frauen zu teilen. Auch innerhalb der Elite. Wenn mein Finanzberater eine tolle Frau in der letzten Saison hatte, wieso sollte sie nicht auch toll für mich sein? Andernfalls hätten sie sich höchstwahrscheinlich schon Gepaart und auf eine weitere Zukunft geeinigt. Da ich dies mit Jocelyn definitiv nicht vor hatte, da sie außer großer Lust in mir nichts anderes auslöste, war es mir wirklich egal.

„Ich wollte es dir ja sagen." Josh kratzte an seinem drei Tage Bart. „Aber ich wusste nicht wann und vor allem nicht wie."

„Einfach gerade raus", schlug ich vor. „Wir sind doch nicht erst seit gestern befreundet, Josh."

„Ich wollte dir den Vortritt lassen, Aid. Wenn du diese Saison keine Frau an deiner Seite hast, wird unser Rudel unter Beobachtung stehen. Kein Alpha kann eine Hitze überstehen, in der er keine Partnerin hat. Deine Führung würde darunter leiden, weil du darunter leiden wirst."

Es machte mich nicht wütend, dass mein Beta sich die Frau aussuchte, die meine Ex Partnerin war. Vielmehr machte es mich wütend, dass er mir vorgab, was zu tun war. Das er mich belehren wollte. Er sah die Wut in meinen Augen und duckte sich ein wenig. So würde er es in seiner Wolfsgestalt tun. Sich untergeben. Mir reichte dies als Antwort und ich verließ den Raum. Lidia wollte mir folgen. Ich winkte ab.

Ellanie

„Und? Wie findest du es?" Melissa stand freudestrahlend neben mir.

Ich strich sanft mit meinen Händen über das weiche Kleid. Es war ein dunkler nude Ton, der sich unter meinen Händen abzeichnete. Meine Schultern waren frei. Ich hatte Angst, dass es rutschen würde, doch die Carmenträger an meinen Oberarmen fixierten das Kleid sehr gut. Es reicht bis zur Mitte meiner Oberschenkel. Die leichte A-Linie zeichnete sich an meiner Hüfte ab. Die farblich passenden Schuhe hatte sie mir noch kurz vorher besorgt. Ich fühlte mich wohl. Vor ein paar Jahren kleidete ich mich eher wie ein Junge. Heute war ich definitiv eine Frau. Keinerlei Zweifel. Es war zwar sehr auffallend, da meine langen Beine durch die hohen Schuhe noch mehr zur Geltung kamen, aber es sah toll aus.

„Es gefällt mir." Ich schenkte ihr ein Lächeln.

„Wow", Melissa und Mom lachten auf, „ein größeres Kompliment hättest du nicht von dir geben können." Meine Mama war stolz auf uns. Auf ihre beiden Mädels, die nun schon so erwachsen waren. Ich sah es in ihrem Blick. Sie wirkte fast traurig, als sie uns in ihre Arme zog.

„Mom," ich protestierte, „mein Zopf!" Sie hatte meinen hoch sitzenden Pferdeschwanz gestriffen und ich richtete ihn schnell im Spiegel wieder her. Der Zopf reichte mir bis zu meiner Taille. Er war voluminös und leicht gewellt. Ich fühlte mich gut und hatte tatsächlich Lust auf einen tollen Abend mit meiner Familie und mit meinen Mädels.

Mein Dad hupte im Auto. Er war bereits soweit und wir eilten die Treppe aus meinem Zimmer hinunter.

Mein Millennium WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt