Seit gefühlten Stunden sitze ich hier und weine. Die Tränen wollen irgendwie nicht stoppen und mein Schluchzen wird auch immer mehr.
Emilia war schon immer das vorzeige Kind meiner Eltern.
Sie schreibt gute Noten, hat anständige Freunde, ist respektvoll und lieb, macht alles was unsere Eltern ihr sagen, hat den passenden Kleidungsstil für die reichen und wunderschöne, lange, glänzende und perfekte braune Haare.Und ich?
Ich habe mittelmäßige Noten, meine Freunde bauen scheiße genauso wie ich, ich bin vorlaut und frech, mache was ich will, ziehe mich an wie ich will und habe blonde mittel lange Haare.Das komplette Gegenteil von der ach so perfekten Emilia.
Ich spüre eine Vibration an meinen Hintern, als ich bemerke das es mein Handy ist. Schnell ziehe ich es raus und schaue drauf. Anonym.
Ich drücke auf den grünen Button.
,,Hallo, wer ist da?'' frage ich verweint und verunsichert. ,,Dulzura?'' Die Stimme erkenne ich überall.
,,Dario? Warum rufst du mich an?'' frage ich schon mit einer weniger verweinten Stimme.
,,Ich wollte nur wissen, ob du sicher zuhause angekommen bist. Diego ist nämlich noch nicht aufgetaucht, aber mal was anderes. Warum hast du geweint?'' am ende klingt er wirklich besorgt.
Soll ich ihm erzählen was passiert ist? Wird er es verstehen? Wird er mich auslachen und sagen es sei Kinderkram?
Bevor ich richtig darüber nachdenken kann, sprudelt schon alles aus mir heraus.
,,Ich hasse mein Leben hier. Meine verhassten Eltern, meine ach so perfekte Schwester und dieses Leben als reiches Kind.'' Tief hole ich Luft.
,,Wieso sagen meine Eltern mir nicht mal, wie schön meine Haare sind oder das meine Noten gut sind? Ich bin doch auch ihr Kind. Ich habe doch auch ein Recht darauf geliebt zu werden, genau so wie meine Schwester. Ja meine Schwester sieht aus wie ein Model aus einem Magazin, aber trotzdem bin ich doch auch deren Tochter. Ich-'' Am Ende bricht meine Stimme und meine Schluchzer werden wieder lauter.
,,Hey Dulzura beruhig dich. Alles wird gut.'' Seine Stimme klingt so beruhigend, dass ich für eine Sekunde denke das wirklich alles gut wird, doch dann denke ich an all die 17 Jahre zuvor und damit verschwindet der Gedanke.
,,Nichts wird gut. Wie kannst du das sagen? Es ist furchtbar.'' Ich werde immer hysterischer, meine Atmung verschnellert sich, als sei ich ein Marathon gelaufen, meine Hände fangen an zu zittern, meine Worte undeutlicher und ich fange an schwarze Punkte zu sehen.
Langsam bekomme ich Panik.
,,Dulzura atme tief ein und wieder aus.'' versucht Dario mich zu beruhigen, aber selbst seine beruhigende Stimme bringt einfach nichts. Egal was ich versuche, die Jahre ohne das meine Eltern sich für mich interessiert haben, die ganzen Schmerzen, die ganzen Streitereien einfach alles kommt genau jetzt hoch.
Es fühlt sich furchtbar an. Als würde jemand vor mir sitzen und mir die Luft abdrücken. Ich habe alles gegeben, alles was ich machen konnte, aber nie was es ihnen recht. Ich hatte ein neues Land entdecken können, es wäre falsch gewesen. Ich bin das schwarze Scharf in der Familie.
,,Blake fahr das Auto vor. Ich muss weg. SOFORT!'' ich höre nur gedämpft was Dario zur Blake und den anderen sagt, aber das ist mir in dem Moment egal.
Mein Handy gleitet mir aus der Hand und fällt mit einem Knall auf den Boden.
Quälend langsam schließe ich meine Augen, aber die Panik frisst sich immer weiter durch meinen Körper und das unkontrollierte Zittern lässt nicht nach.
Scheiße!
Ich Krabbel zur meinem Bett und verkrieche mich unter meiner Decke. Selbst mit einer Panikattacke will ich nicht das meine Eltern oder meine Schwestern mich sehen, sonst wäre das auch falsch.
Nach ungefähr 10 Minuten spüre ich wie mir die Decke vom Kopf gezogen wird und ich plötzlich in eine unerwartete Umarmung gezogen werde. Die Wärme, die der Körper ausstrahlt lässt mein inneres endlich zur Ruhe kommen. Meine Atmung normalisiert sich wieder, das Zittern lässt nach und meine furchtbaren Schluchzer und die Tränen werden weniger.
Ich weiß wer gekommen ist um mich zu beruhigen.
Ohne dieser Person ins Gesicht zu gucken Kuschel ich mich weiter an den Körper.
,,Du hättest nicht kommen müssen.'' kommt es von mir nach einer Weile leise.
,,Doch, immerhin habe ich ja dein gequältes Lächeln gesehen und trotzdem habe ich dich hierher geschickt.'' kommt es genau so ruhig von ihm.
Ich wusste, dass man mir angesehen hat, wie wenig Lust ich hatte nachhause zu gehen, aber ich hatte keine andere Wahl.
,,Dario, du hattest keine andere Wahl. Selbst wenn dieses Haus schrecklich ist, ist und bleibt es mein Zuhause.'' Langsam setze ich mich auf und schaue ihm in die Augen.,,Ich weiß'' flüstert er ganz leise und streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
Ich verliere mich in sein karamellfarbenden Augen, die ein leichten grünen Kranz besitzen. Seine sonst so kalten Augen, strahlen gerade so viel Wärme aus, dass mir heiß wird.
Unbewusst lehne ich mich ein Stück vor und halte trotzdem den Blickkontakt. Er kommt mir auch mit seinem Gesicht entgegen.
Unsere Lippen trennen nur noch ein paar Millimeter. Ich spüre schon seinen heißen Atmen auf meinen Lippen.
Mein Blick wandert von seinen Augen zur seine wunderschönen Lippen und zurück. Sein Blick verharrt währenddessen auf meinen Lippen.
,,Wie gerne ich deine Lippen küssen würde'', nuschelt er vor sich hin, in der Hoffnung das ich so wenig wie möglich verstehe, aber ich höre jedes einzelne Wort.
Seine Worte richten ein Chaos in mir an, mein Herz schlägt so schnell, dass es nicht mehr gesund ist, meine Atmung verschnellert sich wieder, aber dieses Mal vor Aufregung und mein Mund wird trocken. Mit meiner Zunge befeuchte ich meine Lippen.
Plötzlich packt Dario mit seiner rechten Hand mein Nacken und presst seine Lippen auf meine.
Heilige scheiße ich bin im Himmel angekommen.
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Be mine - Du wirst mein sein
JugendliteraturABGESCHLOSSEN Band 1. Alison Perez ist bekannt für ihre sarkastische, ehrliche, aufbrausende und neugierige Art. Ihre vorlaute Klappe, hat sie schon oft in große Schwierigkeiten gebracht. An einem Abend ist sie auf dem weg nachhause, als sie ein Sc...