Kapitel 2

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[Alice Weidels POV]

Konnte diese Frau nicht besser aufpassen? Vor mir, oder viel eher beinahe in mir stand die wohl letzte Person, die ich heute sehen wollte. „Passen Sie doch Baerbock!", fauchte ich, doch sie entschuldigte sich sofort hastig. Sie sah aus, als sei sie völlig durch den Wind, ihre Haare waren etwas verwuschelt und selbst ich ertappte mich bei einer Empfindung, die beinahe an Mitgefühl grenzte. Sie schaute mich verwirrt an, vermutlich erwartete sie, dass ich bekundete, dass ich ihr ihre Unachtsamkeit verzieh. Tat ich auch, sagte ich aber nicht. „Bitte entschuldigen Sie vielmals, Frau Weidel." – „Jaja, ist ja okay", sagte ich etwas genervt. Immer diese Linksversifften, die es jedem recht machen wollten. „Was tun Sie überhaupt hier? Ich bezweifle stark, dass Sie ebenso auf dem Weg zur AfD-Feierlichkeit sind, ganz abgesehen davon, dass Sie dafür in die falsche Richtung laufen", äußerte ich schnippisch und amüsierte mich dabei über meine eigene Aussage.


[Annalena Baerbocks POV]

„Ich bin auf dem Weg ins Büro, ich habe meinen Autoschlüssel dort vergessen", log ich. Ich konnte wohl schlecht eine meiner verhasstesten Rivalinnen erzählen, dass ich heute herausgefunden hatte, dass mein Mann fremd ging, woraufhin ich fast meinen Kollegen gevögelt hätte. „Ich hoffe, Sie fahren keinen Diesel.", entgegnete Alice Weidel schnippisch und begann daraufhin zu lächeln. Ihr eigener Witz amüsierte sie wohl außerordentlich, zudem sie mir nichts von Doppelmoral erzählen konnte.

„Wissen Sie was, ich begleite Sie. Nicht dass Sie womöglich von einem Flüchtling belästigt werden. So etwas wünsche ich nicht einmal Ihnen" War das ein Anflug von Freundlichkeit? Gerade von dieser AfD-Politikerin? Da war definitiv ein Fünkchen Mitgefühl, verpackt in einer zutiefst rassistischen Hülle!

Ich willigte ein, ein bisschen Gesellschaft konnte ich vielleicht doch vertragen, selbst wenn es solch eine war. Ganz davon abgesehen, wusste ich weder wo ich war, noch wo ich hinmusste.


[Alice Weidels POV]

Ein bisschen trauerte ich darum, heute doch nicht die Nationalhymne anhören zu können, aber irgendwas an Baerbock wirkte heute anders auf mich. Sie wirkte beinahe... attraktiv. Und irgendwas – vielleicht das gleiche – veranlasste mich dazu, sie nicht alleine im nächtlichen Berlin lassen zu wollen.

Wir liefen – die meiste Zeit schweigend – zum Reichstagsgebäude. Dennoch konnte ich nicht davon ablassen, sie anzuschauen. Sie sah nachdenklich aus, so als sei sie viel tiefgründiger, als das, was jeder von ihr zu sehen bekam. Und wie wir liefen, fühlte ich mich fast wohl in ihrer Anwesenheit.

Am Reichstagsgebäude angelangt, schaute Baerbock mich an. „Ich denke, ich fahre jetzt nach Hause. Ich möchte Sie nicht länger aufhalten, Frau Weidel. Vielen Dank für die Begleitung!" Ich lächelte, erhaschte einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr und bemerkte, dass es wohl noch nicht zu spät war und die AfD-Party noch im vollen Gange sein musste. Das vergrößerte meine Freude.

Nicht wissend, wie wir uns verabschieden sollten, streckte mir Baerbock ihre Hand hin. Sie fühlte sich weich an, als ich sie schüttelte und für einen Moment verharrte ich, mit Annalena Baerbocks Hand in meiner. Ich schaute in ihre blauen Augen und sie in meine. Kurz schien alles um uns stehen zu bleiben, das sonst so belebte Berlin eingefroren für den Bruchteil einer Sekunde. Dann zog sie ihre Hand aus meiner und verschwand.

Verbotene Koalition || Baerbock x WeidelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt