Kapitel 5

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Freitag, 8. Oktober 2021

[Annalena Baerbocks POV]

So sehr ich es versuchte, das schlechte Gewissen wurde ich auch die folgenden Tage nicht los. Ich fragte mich, wieso mir Weidels Meinung so am Herzen lag, ich habe doch noch nie Wert auf die Meinung von Nazis gelegt. Doch vielleicht steckte hinter der Fassade von Doppelmoral und Rassismus eine liebenswerte Frau...

Inzwischen lies mich das Gefühl nicht los, dass da irgendetwas war. Irgendetwas, das ich an ihr mochte. Absurd, wie konnte ich eine Frau mögen, deren Wertvorstellungen sich so von meinen unterschieden? Wie konnte ich eine Frau mögen, die ich bisher immer gehasst hatte?

Nichtsdestotrotz trugen meine Beine mich diesen Freitagabend geradewegs zu Weidels Büro. Ich starrte die massive Holztür an, fuhr mit meinen Fingern über das goldene Namensschild, das rechts neben der Tür angebracht war und klopfte schließlich zaghaft an.


[Alice Weidels POV]

„Herein!" Annalena Baerbock betrat mein Büro. Damit hatte ich nicht gerechnet. Trotzdem versuchte ich, bestmöglich die Fassung zu bewahren. „Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Sie keinen Termin haben." Ich wollte sie necken, doch während ich die Worte aussprach, kamen sie mir bereits zu ernst vor.

Stumm schloss Baerbock die Tür und machte einen Schritt auf mich zu. Was hatte sie vor? Es war eigentlich schon deutlich nach meiner und ihrer Arbeitszeit, beinahe ein Zufall, dass wir beide noch hier waren. Ich stand auf, machte einen Schritt um meinen Schreibtisch und ging auf die Grünen-Politikerin zu. Sie sah gut aus, sie trug ihre Haare offen, ihr Körper war in ein dunkelblaues Kleid gehüllt, darüber trug sie einen Blazer. Immer noch ohne ein einziges Wort zu sagen, schritt sie auf mich zu, bis sie unmittelbar vor mir stand. Ich hörte ihren Atem, ich konnte ihn auch spüren, so nah stand die Frau vor mir.

„Dieses Mal habe ich nichts getrunken." Konnte sie meine Gedanken lesen? Woher wusste sie, dass ich die Nettigkeit am Wahlabend auf den Alkohol zurückgeführt hatte, den man ihr zu dem Zeitpunkt bereits deutlich angesehen hatte. Sie nahm meine Hand, schüchtern, zu schüchtern für meinen Geschmack. Sie wusste nicht was sie will, das merkte ich. Aber ich wusste ich. Mit einem Ruck zog ich sie näher und schloss die Lücke zwischen unseren Körpern. Ich küsste sie, meine eigentliche Rivalin und jetzt küsste ich sie mitten in meinem Büro. Ob ich anderes erwartet hätte, weiß ich nicht, aber Baerbock erwiderte den Kuss und fasste meine Hand fester.


[Annalena Baerbocks POV]

Ich wusste nicht, was ich mir vom Besuch in Weidels Büro erhofft hatte, aber das übertraf jede Erwartung. Die Frau mir gegenüber küsste mich leidenschaftlich, während ihre Hände langsam über meine Hüften zu meinem Rücken und zum Reißverschluss meines Kleides fuhren. Nicht weiter verwunderlich, wäre diese Frau nicht die Spitzenpolitikerin der Partei, die ich am meisten verabscheute. Doch das war völlig egal, im Moment zählte für mich nur das elektrisierende Gefühl, das Weidels Hände auf meiner nackten Haut verursachten. Sie schien es zu genießen, mir mein Kleid langsam abzustreifen, wissentlich, dass uns jeden Moment jemand überraschen könnte – und wenn es nur eine Putzfrau wäre. Es fühlte sich so falsch an und – vielleicht deshalb – so gut. Ich fühlte mich überwältigt, alles um uns herum schien zu verschwimmen und es wirkte vielmehr wie ein Traum als wie die Realität. Doch es war real, es passiert wirklich, hier und jetzt. War es das, was ich wollte? War es richtig, was ich tue? Ich war nicht sicher, eine Antwort darauf gab es womöglich nicht.

Bevor ich die Situation weiter überdenken konnte, verstummen meine Gedanken, denn Alice begann, meinen Hals zu küssen. Ich stöhnte leise auf. Langsam tasteten sich meine Hände nun zu ihrem Dekolleté und ich begann, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen und ihr diese schließlich anzustreifen. Darunter entblößte sich ihre makellose weiche Haut, die meine Finger zärtlich erkundeten. An ihrem Rücken angelangt, öffnete ich den Verschluss ihres weißen Spitzen BHs. Einen Moment lang verharrte ich mit der Hand an ihrem Schulterblatt. Sie löste ihren Mund von meinem Hals, an dem sich bestimmt schon das ein oder andere Mal dieses Vergnügens abzeichnen musste. Alice löste ihre Hand von meinem Körper, fasste mein Kinn und drückte meinen Kopf vorsichtig hoch, bis ich ihr direkt in die eisblauen Augen sehen musste. Sie lächelte, bevor sie mich wieder begann zu küssen und mit ihrer Hand bestimmt meinen Hals griff. Meine Gefühle begannen sich zu überschlagen. Auf einmal war es, als sei das mein erster Kuss, bloß besser, eine nie da gewesene Empfindung, die meinen gesamten Körper erfüllte. Völlig darin versunken, die endlosen Küsse dieser Frau zu genießen, nahm diese auf einmal meine Oberschenkel und setzte mich mit einem Ruck auf ihrem Schreibtisch ab, ohne dabei ihre Lippen von meinen zu lösen. „Jetzt wirst du mal merken, dass es dazu keinen Habeck braucht.", flüsterte Weidel mir ins Ohr, während sie mich der letzten Kleidungsstücke entledigte, die meinen Körper noch bedecken. Ihren Atem zu spüren, bereitete mir Gänsehaut, die sich in Sekundenschnelle auf meinem ganzen Körper ausbreitete. Unaufhörlich berührten ihre Lippen meinen Körper, als sie sich langsam meinen Hals herunterarbeitete, über meine Brüste, bis zu meinem Bauch. Ich stützte meine Arme hinter mir auf dem Tisch ab, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren – das stand längst im Rahmen des Möglichen. Alice' Hände fassten meine Oberschenkel, während ihre Lippen sich noch weiter nach unten bewegten. Ich stöhnte auf. „Alice!" Sie wusste was sie tat. Sie wusste es ganz genau. Anders als ich schien sie bereits etliche Erfahrungen mit Frauen gesammelt zu haben und wollte mich das wissen lassen. Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas so Intensives gefühlt, mein ganzer Körper bebte, bis sich die gesamte Spannung schließlich in einem Feuerwerk der Gefühle entlud. Erneut stöhnte ich ihren Namen, dieses Mal schrie ich fast. Blitzschnell verlies ihre Hand meinem Oberschenkel und hielt mir den Mund zu. „Pssscht!", zischte sie und sah mir dabei mit einem strengen Blick ins Gesicht. Ich legte meine Hand auf ihre. Sofort glätteten sich ihre Gesichtszüge und ein Lächeln huschte über ihren Mund. Auch ich lächelte.

Verbotene Koalition || Baerbock x WeidelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt