Sonntag, 26. September 2021.
[Alice Weidels POV]
Es war schon spät. Der Tag war anstrengend und vor allem nervenaufreibend gewesen. Eigentlich hätte ich mich gerne in mein Bett gelegt und das Wahlergebnis verdaut, doch wie es die Gepflogenheiten wollten, war es Zeit für die After-Wahl-Party der AfD. Ein bisschen freute ich mich, denn an keinem anderen Abend spielte der DJ auf meine Anfrage die deutsche Nationalhymne.
Ich schaute in den Spiegel, nahm einen tiefen Atemzug und richtete meinen dunkelblauen Blazer. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es höchste Zeit wurde, mich auf den Weg zu machen. Unten angelangt, stieg ich in meinen BMW mit den abgedunkelten Scheiben. Die Vorfälle, bei denen meinem fahrenden (!) Auto verschiedenste Gegenstände entgegengeworfen wurden, hatten sich gehäuft, deshalb handelte es sich hierbei um eine Vorsichtsmaßnahme. Schockierend, dass sowas in Deutschland nötig war. Höchste Zeit, die Grenzen zu schließen! Einen kurzen Moment ereilte mich die Hoffnung, die AfD könnte dieses Jahr vielleicht eine Koalition bilden und somit das Land regieren, doch ich fuhr schließlich mit der ernüchternden Realisation los, dass das so unwahrscheinlich war, wie ein weiterer CDU-Kanzler. Wie die 16 Jahre an der Macht geblieben waren, war mir immer noch ein Rätsel. Ganz schön dämlich, wie sich das deutsche Volk verarschen lies, allerdings war ich bekanntlich eine Optimistin und sah diese Tatsache als einen großen Vorteil für meine Partei.
[Annalena Baerbocks POV]
Kein Rot-Rot-Grün. Enttäuschend, das beschrieb den heutigen Wahlabend nur zu treffend. Zwar war ich stolz auf das, was meine Partei und unsere Wählerschaft geleistet hatten, doch bedeutete das Ergebnis am Ende doch nur wieder, dass einer dieser alten Säcke Kanzler werden würde. Ich trank den letzten Schluck meines Rotweins, der in meinem Körper für einen Moment warm – beinahe heiß – dieses bedrückende Gefühl betäubte. Ich wollte mir nichts anmerken lassen, es war nicht die Wahl, die mir so zu schaffen machte.
Ich stand auf, schlüpfte wieder in meine schwarzen Pumps, knipste die Schreibtischlampe aus und verlies mein Büro. Es war nicht meine Art, so spät noch zu arbeiten, vor allem nicht am Wahlabend. Gearbeitet hatte ich auch nicht, ich wollte bloß nicht zuhause sein. Ich musste nachdenken, alleine. Doch jetzt hieß es, die Fassade zu wahren, denn Robert Habeck wartete bereits unten auf mich. Zuvorkommend wie er immer war, hatte er mir angeboten, mich mitzunehmen, schließlich gehörten die anschließenden Feierlichkeiten zu jeder Wahl dazu. Ich seufzte.
Habeck wartete bereits auf mich und als ich die Beifahrertür öffnete und einstieg, begrüßte er mich herzlich. Ich lächelte bloß. Die Fahrt dauerte keine 15 Minuten, bis das Auto im Halbdunkeln auf einem Parkplatz zum Halten kam. Robert schaltete den Motor ab, doch er schien noch keine Anstalten zu machen, das Auto zu verlassen. Ich sah mich um. Waren wir überhaupt schon da? Ich blickte ihn an und bemerkte, dass er mir tief in die Augen schaute. Ich wusste nicht, ob es dem Alkohol zu schulden war, oder der Tatsache, dass mein Ehemann mir mit der Putzfrau fremd gegangen war, doch nach eine, kurzen Moment des Zögerns beugte ich mich zu ihm und küsste ihn. Robert wirkte nicht einmal überrascht, als er meinen Kuss erwiderte und langsam mit seiner Hand meinen Hals entlangfuhr. War das seine Absicht gewesen? War es... Er ließ mir keine Zeit, die Situation zu überdenken, stattdessen küsste er mich heftiger, während er mit beiden Händen durch meine Haare fuhr. Seine Finger gruben sich tiefer zwischen meine dunklen Strähnen. Um den Abstand zwischen uns zu verkleinern, beugte ich mich weiter über die Mittelkonsole des Autos und zog ihn am Kragen seines Hemdes zu mir. Die Küsse intensivierten sich, während unsere Zungen um die Führung kämpften. Robert löste eine Hand von meinem Kopf und begann, mit hektischen, aber geschickten Griffen die Knöpfe meiner Bluse zu öffnen. Nach kurzer Zeit stoppte er und schaute mir erneut in die Augen. „Wollen wir nicht lieber auf die Rückbank, Annalena?" Seine Stimme klang rau, ich vermutete, dass auch er heute Abend unter dem Einfluss von Alkohol stand. Fraglich, ob er überhaupt noch Auto fahren sollte... Doch das war für einen Moment völlig irrelevant. Auf seine Frage hin nickte ich und er öffnete die Autotür, um schließlich auf die Rückbank zu steigen. Ich folgte ihm, doch zögerte. „Robert, ich kann das nicht.", flüsterte ich, kaum hörbar, doch er reagierte mit einem Nicken. Konnte ich nicht... oder wollte ich nicht?
Ich stieg aus dem Auto. „Annalena, ich kann dich trotzdem zur Party fahren.", bot er mir an, doch ich verneinte. „Ich weiß, das war dumm, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich kann dich nicht hier mitten in der Nacht stehen lassen" Habeck wirkte beinahe beunruhigt, es schien ihm ernst zu sein. Nicht dass ich das bezweifelt hätte, nur hatte ich bis heute stark bezweifelt, dass unsere Freundschaft mehr als das werden könnte. „Ist schon okay, es ist ja nicht weit.", log ich – ich hatte ja nicht einmal ein Ziel, das ich erreichen wollte – küsste ihn flüchtig auf die Lippen und schlug die Autotür zu.
Schnellen Schrittes lief ich den Gehweg entlang und drehte mich kein einziges Mal um. Ich musste meine Gedanken sortieren, nicht zum ersten Mal heute. In Gedanken versunken stieß ich plötzlich gegen etwas Warmes, einen Köper. Ein dumpfer Aufprall dröhnte durch meinen überfüllten Kopf und das Dunkel der Nacht. Ich sah dunkelbraune hohe Schuhe direkt vor mir und schaute langsam hoch.
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Verbotene Koalition || Baerbock x Weidel
FanfictionEigentlich sind sie Rivalinnen auf politischer Ebene, deren Einstellungen kaum verschiedener sein könnten. Doch eines Tages ändert sich alles, als Annalena Baerbock - Spitzenkandidatin der Grünen - und Alice Weidel - Spitzenkandidatin der AfD - sich...