Wir überprüfen, ob sich an das Abkommen gehalten wurde.
𓂉ELF UHR ZWEIUNDVIERZIG. Auf dem Tisch liegt meine hochfunktionale Funkuhr, die mir zum Glück auch die Sekunden anzeigt. Noch siebenundzwanzig, um genau zu sein – und dann wird meine Blase aus heiterem Himmel zu drücken anfangen. Ich tippe ungeduldig mit dem Bleistift auf das Matheheft. Vom Unterricht bekomme ich nahezu nichts mit. Herr Schmidt schwadroniert über die Wichtigkeit von Mathematik im Alltag und schreibt Terme an die Tafel, denen ich in der Natur niemals begegnet bin.
Noch fünfzehn Sekunden. Meine Hand wird schwitzig bei dem Gedanken, dass Frau Weber mittlerweile wahrscheinlich schon längst auf dem Weg zu den Mädchentoiletten ist. Ich atme tief ein und aus und hoffe, dass mir hier niemand ansieht, dass ich mir vor Nervosität fast in die Hose mache, obwohl kein Test geschrieben wird.
Die Zahlen laufen vorwärts: fünfzig, einundfünfzig, ... Noch wenige Sekunden. Mir wird schlecht. Habe ich das alles durchdacht? Was ist, wenn ich erwischt werde? Fliege ich dann von der Schule? Die Kreide fährt langsam über die Tafel und bildet ein X. Ist das nicht das Zeichen fürs Eliminieren von Personen in Spielfilmen? Oh je, der Wink des Schicksals! Die Aktion werde ich nicht überleben.
Eli wirft mir von der Seite einen finsteren Blick zu, als wüsste sie, was in meinen Kopf abgeht und wollte sagen: Jetzt kneif bloß nicht! Ich habe den Wasserhahn gewiss nicht umsonst aufgedreht und die Toiletten verstopft.
Achtundfünfzig, neunundfünfzig – und auf Anfang. Elf Uhr dreiundvierzig und null Sekunden. Meine Hand schießt in die Höhe. Da Herr Schmidt mit dem Rücken zur Tafel steht, rufe ich: »Ich muss mal.« Er dreht sich wütend nach mir um. Dass ich reingerufen habe, sieht er nicht gern. »Dringend«, füge ich daher hinzu.
Kopfschüttelnd deutet er mir an, die Klasse zu verlassen. Mit klopfendem Herzen erhebe ich mich. Meine Knie sind wackelig, hoffentlich meistere ich den Weg bis ins Sekretariat.
Im Schulflur stelle ich fest, dass die Luft rein ist. Weder Schüler noch Lehrer zeigen sich. Hoffentlich hat Lennja es geschafft, die Seitentür im Sekretariat mit einem Gegenstand offenzuhalten, ohne dass Frau Weber das bemerkt hat. Zum Glück hat der Raum zwei Türen und die Seitentür liegt ein wenig abseits. Wenn sie diese nicht ausdrücklich vorm Verlassen ihres Büros kontrolliert hat, dürften wir auf der sicheren Seite sein.
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Was Eisberge verbergen
Teen Fiction»Warum lässt du dir nicht helfen?« »Die bessere Frage wäre, warum mir niemand hilft.« 𓂉 Ayliz lebt als ambitionierte Streitschlichterin nach folgendem Kodex: 1.) Streitschlichtende sind stets neutral. 2.) Die Streitschlichtung bleibt vertraulich. 3...