Chapter 32

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Melo's P.O.V.

Ich hatte mir schnell etwas Ordentliches angezogen und mir die Haare zu einem kleinen Messybun in meinem Nacken gemacht. Samuél schrieb ich eine Nachricht und fragte, ob er gerade kurz Zeit hätte, damit wir reden können. Nach wenigen Minuten meinte er, dass ich gerne vorbeikommen kann. 'Gerne' und 'Ich freu mich, dich zu sehen ;)' Ja, denkste. Innerlich wurde mir ein wenig übel, aber ich schluckte es weg und machte mich mental dafür bereit, es endlich zu beenden mit ihm. Das hätte ich lange vorher machen sollen.
Als ich fertig war, lief ich die Treppen wieder herunter.

"Ach und Melo, was meintest du damit, dass du mir bezüglich dessen was noch zu erzählen hast?" Rief sie mir aus der Küche zu. Ähh... bloß weg hier!
"Erzähl ich dir später, bye Mom!" Rief ich zurück, schnappte mir meine Schlüssel und verließ das Haus.

Nach etwa 20 Minuten zu Fuß war ich auch schon bei Samuéls Haus angelangt und schrieb ihm, dass ich da bin. Ich musste zum Glück nicht einmal klingeln, er kam selber heraus und bat mich, reinzukommen, ich aber lehnte ab.
"Ich glaube es ist besser wenn wir hier bleiben." Meinte ich nur. Es war ein echt sonniger Tag gewesen, der Himmel war fast wolkenlos und die Sonne schien in höchsten Tönen.

"Ookay. Also, was gibts?" Mir gehts auch gut, danke der Nachfrage.
"Ich weiß nicht ganz, wie ich es dir sagen soll..." fing ich an und knetete meine Finger.
"Dann kann ich vielleicht anfangen. Hast du gesehen wie die Polizei plötzlich auf AJs Haus zukam? Es war, als wäre eine riesen Razzia gestartet!", fing er nun an, "zum Glück bin ich rechtzeitig mit den Jungs raus, sonst hätten sie vielleicht noch was gefunden."
"Warte-" Ich atmete verwirrt ein "Hast du- habt ihr gestern...joints?" Es kam kein gerader Satz raus, aber er wusste, was ich meinte. "Kind of...ja... aber nur ein bisschen...für den Spaß..." Er wusste auch nicht Recht, wie er sich ausdrücken sollte, also übernahm ich jetzt wieder die Rolle des Redens.

"Naja, was auch immer. Aber zurück zum Thema. Ich weiß wie-" Ich biss mir auf die Lippe. "Also ich weiß was..." Ich spürte mein Herz so hart klopfen wie nach den 5km Läufen in der Schule. Ich fasste mich kurz und kam endlich zum Punkt: "Ich habr gesehen wie du eine andere geküsst hast gestern. Auf der Couch. Bei der Party."
Es war draußen. Endlich.
Er brauchte einen Moment, um sich nun selbst zu fassen, wobei ich verschiedenste Gesichtsausdrücke innerhalb von diesen Sekunden erkennen konnte. Gerade, wo er mit einem verwirrten, vielleicht auch sauren Blick antworten wollte, unterbrach ich ihn.

"Ich muss mir deine Erklärung nicht anhören. Ich möchte dir nur sagen, dass du mich ziemlich verletzt und im Stich gelassen hast." Ich atmete wieder tief ein, dieses Mal aber, dass der Kloß in meinem Hals verschwinden sollte. Meine Güte, es war schon schwer, die ganze Sache hier.
Aber meine Gefühle interessierten ihn wahrscheinlich sowieso nicht, also schluckte ich den Rest meiner Rede und Gefühle weg und versuchte es kurz zu machen.

"-Und ich möchte das mit uns beenden. Weil es für mich nicht richtig ist, jemand anderes zu küssen, wenn man in einer festen Beziehung ist. Es tut mir Leid." Ich weiß nicht, wofür ich mich am Ende entschuldigt habe. Dafür, dass er mir etwas bedeutet hat? Dafür, dass ich mich um ihn gekümmert habe? Oder vielleicht dafür, dass ich ihn geliebt habe? Ich weiß es nicht. Aber nachdem ich das von mir gelassen habe, fühlte es sich zunächst an wie eine Erleichterung, dann aber, als würde sich ein riesiger Regenschauer über mir bilden und der größte Hagel und Regen auf mich drauf prasseln, noch dazu viele lila Blitze als Nachtisch. Alles in allem fühlte ich mich wie ein erschlagenes Einhorn.

Er schaute mich zunächst fassungslos an. Dann drehte er den Kopf weg, völlig in Gedanken versunken, schüttelte leicht den Kopf. Ich sah Tränen in seinen Augen. Hat er mich doch so sehr gemocht? Er setzte sich auf die eine Treppenstufe und schaute in den gegenüberliegenden Garten, bei dem das Gras schon fast ganz gelb war von der Sommerhitze.

"Okay." Flüsterte er. "Okay." Er schaute mich mit Tränen in den Augen an, die er schnell wegwischte. Mein Atem war schneller und intensiver geworden. So eine Reaktion hatte ich nicht erwartet.

Er atmete tief ein und aus. "Aber damit du es weißt: Ich habe dich immer sehr geliebt. Auch wenn es nicht immer so gewirkt hat-" Er brach ab und wischte sich noch einmal kurz über die Augen. Auch ich hatte ein bisschen Pipi in den Augen. Aber innerlich wusste ich, ich habe das Richtige getan.

Eigentlich würde ich ihn jetzt echt gerne umarmen, weil ich glaubte, dass es uns beiden gut tun würde. Aber das konnte ich dann doch nicht übers Herz bringen, stattdessen atmete ich tief ein und wischte mir auch eine Träne aus den Augen.
"Ich mag dich. Und das wird auch noch längere Zeit so bleiben..." Es war als würde er mit sich selbst reden, sich selbst versuchen zu trösten oder konfrontieren. Er lächelte irgendwie schmerzerfüllt: "Vielleicht frag' ich dich ja in einem Monat, ob du noch 'was Zeit für mich übrig hast."
Auch ich musste lachen. Ich hielt meine linke Hand hinter dem Rücken mit meiner Rechten und wippte leicht auf den Zehnspitzen.
"Ja. Vielleicht." Ich schniefte etwas.
Er schaute kurz an mir vorbei, nur um mir dann wieder direkt in die Augen zu sehen.

"Dann... wahrscheinlich bis Montag, glaub ich." Er versuchte seine Mundwinkel nach oben zu ziehen, schaffte aber bloß ein schiefes, getroffenes Lächeln hervorzubringen.

"Bis Montag." Ich drehte um und ging bis zum Zaun, hielt aber kurz an um ihm noch etwas zu sagen.

"Danke." Ein kleines Grinsen zierte auf meinem Gesicht. Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie ganz am Anfang, als er mich gefragt hat, ob wir die Pause zusammen verbringen wollen, ob wir nicht mal etwas außerhalb der Schule machen wollen, ob wir vielleicht doch nicht mehr als nur Schüler in einigen gemeinsamen Kursen sind. All die guten Erinnerungen kamen noch einmal hoch, bevor diese kleine Kerze in meinem Herzen erlosch und all die Erinnerungen sich in Rauch auflösten. Heute Abend würden sie meinen inneren Rauchmelder auslösen. Jetzt gerade sind sie das Beste, was mir je passiert ist und deswegen hatte ich nur noch ein Wort für uns beide übrig:

Danke.

Ich spürte seinen Blick lange Zeit auf mir heften, bevor nun auch er wieder in sein Haus ging, mit hängenden, aber doch auch zufriedenen Schultern. Vielleicht haben wir beide längst mit dieser Beziehung abgeschlossen. Vielleicht waren es auch einfach die überwältigenden Emotionen, die uns die Sicht versperrten, aber nun war es endlich vollbracht. Ich konnte wieder nach vorne sehen. Danke.

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Wer hätte das gedacht? Ganz ehrlich, die Trennung war ganz anders geplant, aber das Ende von "Tote Mädchen Lügen Nicht" hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht ;)
Ich hoffe es gefällt euch trotzdem!
Like & Comment,
Mel :)

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