Chapter 34

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Melo's P.O.V.

"Wie siehst du denn aus??" Meine Mutter öffnete schockiert die Türe und schaute mich völlig entsetzt an. Ich war kom-plett nass. Nichts an mir war verschont geblieben, wirklich alles klebte an mir, und nein, es war nicht der Schweiß vom Basketball spielen.

Nachdem ich einige Zeit im Regen geweint hatte, überkam mich irgendwie eine Welle der Freude und ich spielte im Regen einfach weiter und rutschte dabei auch zwei bis drei Mal aus, was mir in dem Moment aber nichts ausmachte. Es wurde langsam spät, also packte ich mein Zeug zusammen und ging locker durch den Regen wieder nach Hause. Wahrscheinlich würde ich mir eine Erkältung holen, aber auch das war mir ziemlich egal, denn irgendwann werde ich mich hieran zurückerinnern und glücklich sein, dass ich es geschafft habe. Und bis dahin will ich noch einige coole Erinnerungen gesammelt haben.
Leider waren meine Hände zu rutschig und kalt um meine Schlüssel rauszuholen, also musste ich klingeln und... wie gesagt, eine entsetzte Mutter öffnete die Türe.

"Bist du des Wahnsinns?! Na los, rein mit dir oder du holst dir eine Erkältung..." , sie schob mich ins Haus hinein, "Meine Güte... nimm erstmal eine warme Dusche...du bist doch echt nicht normal!" Meine Mom redete nur so vor sich hin während sie ein Handtuch holte und versuchte mich halbwegs trocken zu rubbeln, was natürlich nicht funktionierte. Jedenfalls schaffte ich es irgendwie ins Bad, ohne den Boden komplett zu durchnässen und lag bestimmt eine halbe Stunde in der Badewanne. Ich machte es mir zu gemütlich, ein kleines Selfcare-Bad mit viel Wasser, Schaum und guter Laune. Und es hat verdammt gut getan. Ich zog danach meine Pyjama an, aß mit meiner Mutter zu Abend und lag den Rest des Abends auf meinem Bett, hörte Musik und las etwas, bevor ich gegen 23 Uhr total fertig einschlief. Schon lange habe ich mich nicht mehr so gut gefühlt. So... sorgenlos. Einfach Ich, niemand sonst. Und mit diesem bezaubernden Gefühl sank ich in die Nacht hinein...

Tom's P.O.V.

Es war Samstagmorgen als ich nach einer schwierigen Nacht aufwachte und erst einmal auf mein Leben klarkommen musste. Und ich war absolut entschlossen, etwas an meinem Leben zu ändern, denn so lasse ich es nicht mehr weitergehen. Und ich hatte auch schon die perfekte Idee dazu...

Als ich jedoch zum Frühstück in die Küche kam, musste ich mir erstmal eine Standpauke meiner Eltern anhören, so typische Dinge halt: Bist du noch bei allen Sinnen?? Du warst die ganze Nacht weg, es hätte was passieren können, wie bist du überhaupt in diesem Zustand nach Hause gekommen bla bla bla. Aber sie hatten in gewisser Weise Recht: Ich habe verantwortungslos gehandelt. Teilweise. Denn sie kennen die ganze Geschichte nicht. Den Teil mit Melo zumindest nicht.

Ich musste ihnen dennoch eine Erklärung liefern und erzählte ihnen folgendes: AJ's Eltern waren nach Hause gekommen und die Party war logischerweise vorbei, irgendwer musste die Jungs aber nach Hause bringen, also tat ich es.
Meine Eltern wussten aber natürlich
d i r e k t, dass ich selbst Alkohol im Blut hatte und uns alle hätte umbringen können.
Habe ich aber nicht. Hätte ich aber.
Sie gaben mir Hausverbot, ich durfte das ganze Wochenende über nicht raus, was meine Brüder natürlich nutzten, um mich gründlich fertig zu machen. Paddy nervte mich den ganzen Samstag. Er wollte, dass ich ihm bei irgendwelchen Bildern helfe, Dad wollte, dass ich mit ihm die oberste Schranktür in der Küche repariere, die im Endeffekt nur geölt werden musste und so weiter.

Spät Nachmittags fragten mich dann Harry und Sam, ob ich Fußballspielen gehen will. Und das nahm ich gerne an, ein wenig frische Luft schnappen würde mir auch gut tun. Mom war am Anfang dagegen, weil ich doch eigentlich zu Hause bleiben sollte, aber Dad schaffte es sie zu überreden, weil er meinte, dass auch mir ein wenig Sport gut tun würde. Außerdem hätten die beiden etwas Zeit für sich allein. Gut, bei vier Söhnen kann man auch nicht viel Zeit alleine finden...

Jedenfalls gingen wir auf den nächsten großen Rasen in der Nähe und spielten uns die Seelen aus dem Leib. Sam und Ich spielten gegen Harry und Paddy und natürlich verlor mein Team 9:2 oder so, nach vier Toren hörte ich auf zu zählen. Das lag aber nur daran, dass Sam absolut kein Talent für Fußball hat, er ist viel zu verkrampft und unsportlich dafür, trotzdem hatten wir Spaß. Stellt es euch einfach so vor: Vier Jungs auf einem torlosen Rasen (die Tore waren bloß zwei T-shirts, eine Jacke und eine Wasserflasche) in einer netten Wohngegend, viel Gelächter und ein gelb-roter Himmel. Ein perfekter Sommernachmittag.
Ich habe so sehr gelacht und so viele grüne Flecken kassiert, sodass ich am Ende ein bisschen enttäuscht war, als es anfing zu regnen und die Anderen (die Memen, die sie sind) direkt nach Hause wollten.

Nein, ich wollte noch ein wenig bleiben, also spazierte ich noch ne Runde umher, bis ich den Basketballplatz in einiger Entfernung sah. Er war hinter dem Hügel, wo die neue Wohngegend begann und ich kletterte ihn gekonnt hoch, in der Hoffnung, dass dort noch ein Ball zum Spielen liegen würde, aber ich fand was besseres:
Ich stand mitten auf dem Hügel, es regnete nun sehr stark und es fing sogar an zu gewittern, es war aber eine dennoch sehr entspannte Situation. Ich sah zunächst eine liegende Person, die sich als Melo entpuppte und nach kurzer Zeit stand sie auf und spielte einfach sorglos weiter. Ich wusste nicht, wie sie die Körbe überhaupt sehen konnte, so sehr prasselte der Regen auf uns ein, aber sie schien ihren Spaß zu haben. Sie fiel einige Mal hin, aber es schien, als sei sie immun gegen den Schmerz und stand direkt wieder auf, um weiterzuspielen. Wir waren nun beide komplett durchnässt, ich auf dem Hügel und sie auf dem Platz; ich hätte zu gerne mitgespielt, wäre zu gerne auf sie zugegangen und hätte mit ihr geredet, für einen kurzen Moment alles vergessen, aber das konnte ich persönlich einfach nicht bringen. Sie brauchte ihren Freiraum und ich meinen, wenigstens für ein paar Tage, denn ich sah ihr die Freude beim Spielen an. Und das konnte ich ihr um alles in der Welt nicht wegnehmen. Sie sah zu glücklich aus. Frei. Und sorglos. Und das reichte mir auch aus.

Als sie merkte, dass es nun auch dunkel wurde, packte sie schnell ihre Sachen und ich tat es ihr nach und lief den Hügel wieder runter Richtung nach Hause. Jap, das würde auch wieder einige Erklärungen erfordern.

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Mit Chapter 34 hoffe ich euch diese Woche etwas versüßen zu können. Na, habt ihr Tom's Sicht vermisst? Lasst es mich wissen!
Like & Comment,
Mel :)

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