Kapitel 16

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~ Victoria ~

Joe reiste wieder ab. Er hatte nicht viel Zeit und hatte nur ein kurzes Wochenende mit seiner Familie verbracht. Ich fühlte mich, wie jedes Mal, zum Heulen, als ich ihn mit meiner Mom zum Bahnhof fuhr. Meine Mom hatte ein paar Tage frei und hatte entschlossen sich eine Auszeit in New York zu gönnen. Ich wäre am liebsten mitgekommen, aber leider hatte ich Schule.

"Pass auf dich auf, meine Kleine!", sagte mein Bruder und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, "Und lern endlich was, damit der Abschluss, was wird!" Unter halbtränenden Augen musste ich lachen.

"Hast du mal meine Noten angesehen? Ich glaub nicht, dass ich mich da allzu sehr anstrengen muss!", grinste ich. Mein Bruder drückte mich noch mal an sich.

"Komm mich besuchen, wenn alles vorbei ist, dann feiern wir!", lachte er. Man merkte ihm nicht so sehr an wie mir, dass auch ihm dieser Abschied verdammt schwer fiel. Jetzt zog mich auch meine Mom in eine Umarmung.

"Bitte lass das Haus ganz!", meinte sie flehend. Ich grinste.

"Ich tu mein Bestes!", versprach ich ihr. Ihr Zug rollte langsam in die Gleise.

"Wir sehen uns in einer Woche, Schatz!", meine Mutter gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

"Viel Spaß!", wünschte ich ihr und an meinen Bruder gewandt, sagte ich: "Komm gut heim!"

Ich winkte den Beiden noch hinterher, dann war ich ganz alleine auf dem Bahnhof. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so einsam gefühlt. Langsam bewegte ich mich zu unserem Auto zurück und ließ es an. Normalerweise wäre ich jetzt zu Ash gefahren, hätte mich an seiner Seite zusammengerollt und gewartet bis das Gefühl der Leere aus meiner Brust verschwunden war. Aber da Ash einer der Gründe für die Leere war, konnte ich das natürlich nicht machen. Ich überlegte, ob ich bei Cat oder Alex vorbeifahren sollte, aber eigentlich wollte ich nur mit Ash reden. Ich legte den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam aus der Parklücke heraus. Ich konnte nicht nach Hause. Das leere Haus hätte meine Einsamkeit nicht besser gemacht, also entschloss ich mich aus der Stadt hinauszufahren. Gerade als ich auf den Highway abbog, spielte mein Handy, das auf Zufallswiedergabe eingestellt war Lonley Day. Ich verdrehte die Augen. 

"Wie passend!", seufzte ich. 

~ Ashton ~

"Kannst du bitte endlich aufhören!", sagte meine Mutter zum fünften Mal. Ich haute seit Stunden wie verrückt auf mein Schlagzeug ein. Ich schaffte es allerdings kaum den Takt von auch nur einem unserer Lieder zu halten. 

"Ich muss üben!", fauchte ich meine Mutter an, die mittlerweile total entnervt war. Sie kam in mein Zimmer und schnappte mir die Drumsticks aus der Hand. 

"Hey!", protestierte ich und versuchte ihr meine Sticks wieder aus den Händen zu reißen, aber meine Mutter war schneller. 

"Klär deine verdammten Problem mit Vicky. Ruf sie an. Sag ihr endlich, dass du auf sie stehst!", sagte sie entnervt, "Aber lass nicht die ganze Familie darunter leiden!" Mit diesen Worten knallte sie die Tür hinter ihr zu. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was sie gesagt hatte. Ich wollte absolut nicht mit Vic reden. Sie hatte doch den Fehler gemacht nicht ich. Ich öffnete mein Fenster. Ein warmer Windhauch wehte in mein Zimmer und ich holte meine Zigaretten aus meiner Schreibtischschublade und ich setzte mich auf das Fensterbrett. Ich zündete mir eine Kippe an und bließ den Rauch aus dem Fenster. Es war mir egal, ob meine Mutter Zuhause war oder nicht und eigentlich war es mir vorher klar, dass sie es mitbekommen würde, wenn ich in meinem Zimmer rauchte. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dass sie damit reagierte, dass sie mich rausschmiss und sagte, dass ich erst wiederkommen sollte, wenn ich mich eingekriegt hatte. Völlig am Ende irrte ich fast eine Stunde durch die Gegend. Mein Weg hatte sich direkt zu Vickys Haus geführt. Ihr Auto stand nicht in der Einfahrt und es war auch sonst kein Lebenszeichen zu erkennen. Ich setzte mich auf den Absatz vor der Eingangstüre ihres Hauses. Ich holte mein Handy heraus und scrollte meine Kontakte durch, bis ich den mit dem Namen Vicky :* fand. Ich starrte beinahe zehn Minuten auf den Namen, bis ich mein Handy weglegte. Ich steckte meine Kopfhörer in die Ohren und ließ meinen IPod auf Shuffle laufen. Das erste Lied, das per Zufall lief, war Lonley Day. Ich seufzte und schloss die Augen. Am liebsten hätte ich sofort losgeheult.

~Victoria ~

Als ich wieder Zuhause ankam, war es bereits dunkel. Schon in den Scheinwerfern des Autos sah ich, dass jemand vor unserer Haustür saß und einen kurzen Moment lang dachte ich, es sei wieder Tyler. Als ich ausstieg, erkannte ich, dass Ashton an unserer Hauswand lehnte und scheinbar schlief. Ich ging vor ihm in die Hocke und rüttelte leicht an seiner Schulter. Ashton schlug verwirrt die Augen auf und gähnte. 

"Na, du Schlafmütze? Wird es hier draußen nicht langsam kalt?", fragte ich. Ashton sah mich immer noch verwirrt an. 

"Wo bin ich?", fragte er und streckte sich. 

"Anscheinend vor meiner Haustür eingeschlafen und ich würde vorschlagen, dass du mit rein kommst!", sagte ich grinsend. 

"Du bist nicht mehr sauer?", fragte er.

"Nicht mehr ganz so sehr!", meinte ich und half Ash dabei aufzustehen.

"Ich bin müde!", murrte er. 

"Kannst gleich wieder schlafen, nur eben nicht hier!", grinste ich. 

"Ist alles wieder gut zwischen uns?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf. 

"Definitiv nicht, aber deswegen werd ich dich trotzdem nicht erfrieren lassen!", erklärte ich. Ashton lief direkt in mein Zimmer und rollte sich in meinem Bett zusammen. Innerhalb weniger Minuten war er wieder eingeschlafen. Gedankenverloren strich ich durch seine Locken und sah zu wie sich seine Brust langsam im Schlaf auf und ab bewegte. 

"Warum müssen wir denn streiten?", fragte ich leise. Ashton gab mir keine Antwort. Warum auch, schließlich schlief er. Ich drückte ihn einen Kuss auf die Stirn und kuschelte mich an ihn. Es fühlte sich so schön an und ich fragte mich ehrlich, warum es nicht immer so sein konnte.

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