Kapitel 15

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Danke Chrissi  für das wunderschöne Cover.
Auch danke an meinen großen Bruder, der zwar nicht kein Tätowierer ist, aber der beste große Bruder, den man sich wünschen kann!

 ~ Catherine ~

Ich saß schon seit drei Tagen Zuhause und hatte nichts mehr unternommen. Eigentlich war es bescheuert. Schließlich war Luke sowieso ein Idiot. Ich verstand gar nicht, warum mich das, was er zu Ashley gesagt hatte, so traf. Also kam es mir ganz gelegen, als Vicky mit Alex plötzlich vor meiner Tür standen. Ich war gerade erst aufgestanden und öffnete gähnend unsere Haustüre in Jogginghose und mit verwuschelten Haaren. Es war Samstag und neun Uhr morgens. Es war ziemlich verwunderlich, dass Vicky schon auf war und aich noch gut drauf, da sie sonst eigentlich ein totaler Morgenmuffel war. Also wirklich. Dagegen war ich ein Witz. Sie drückte mir einen Kaffee in die Hand. 

"Zieh dich um. Joe ist in der Stadt!", sagte sie viel zu fröhlich, aber mit herrischem Unterton. Ich verdrehte die Augen und schnappte mir den Kaffee. Na, das erklärte einiges.

"Zu Befehl!", meinte ich spöttisch. Joe war Vickys Bruder und er  lebte seit einiger Zeit in New York. Um genau zu sein schon seit fast drei Jahren. Vic und er sahen sich kaum noch, allerdings war der 21-Jährige ein ziemlich angesagter Tätowierer in New York und hatte auch kaum Zeit für seine kleine Schwester. Als Vicky nach den letzten Sommerferien zurück nach Hause gekommen war von einem Besuch von ihm, hatte er ihr ein supercooles Tattoo gestochen. Es waren zwei ineinander verschlungene Notenschlüssel, die zusammen ein Herz bildeten. Und Vicky hatte uns versprochen, wenn er sie einmal besuchen würde, würde er uns auch ein Tattoo stechen. Also sprang ich schnell unter die Dusche und machte mich zurecht. Meine nassen Haare stopfte ich unter eine Mütze, bevor ich zu meinen beiden Freundinnen hinunterlief, die sich mit meiner Mutter in der Küche unterhielten. 

"So, wir können los!", rief ich in die Menge. 

"Viel Spaß, beim Shoppen!", wünschte meine Mum uns. Oh man, welche Lügengeschichten haben meine Freundin ihr denn wieder aufgetischt?

Eine halbe Stunde später saßen wir bei Vicky Zuhause mit Joe. Er hatte seine ganzen Utensilien in Vickys Zimmer verstreut, wodurch das kleine Zimmer noch chaotischer aussah als sonst. Vicky hatte die Zähne zusammengekniffen und Tränen in den Augen, während Joe auf ihrem Mittelfinger den Schriftzug I can't change stach. Bei dem Anblick verwarf ich die Idee mir jemals etwas auf die Finger zu tätowieren, da sogar Vicky vor Schmerz fast am Heulen war. 

"So fertig!", meinte Joe und grinste seine Schwester an. Vicky zog ihre Hand weg, als hätte er sie verbrannt. 

"Aaah Joe, das hat wehgetan!", brüllte sie jetzt. 

"Ach, wirklich?", feixte der, "Ich hab doch noch gesagt: Lass dir nicht die Finger tätowieren, das tut höllisch weh! Aber wer nicht hören will muss fühlen!"  Vicky streckte ihm die Zunge heraus und betrachtete schmollend das Kunstwerk auf ihrem Finger. Als nächstes war Alex dran. Zuerst ließ sie sich das kleine Herz aufs Handgelenk stechen, dass sie sich normalerweise im Unterricht immer dorthin zeichnete. Das ging ziemlich schnell. Joe schwatzte ihr anschließend noch auf sich doch bitte noch ein Tattoo stechen zu lassen, weil er sich sonst etwas unterfordert fühlte. Also ließ sie sich auf das Fußgelenk eine leere Notenline tätowieren. Nur den Violinschlüssel ließ sie sich darauf noch tätowieren. Sowohl ich, als auch Vicky sahen sie verwirrt an, aber Alex grinste nur. 

"Ich will nicht, dass die Noten vorgeschrieben sind. Ich will meine Musik selbst machen!", erklärte sie.

Zuletzt war ich dran. Ich entschloss mich für kleine Vögel auf meinem rechten Handgelenk. Das tat zwar weh, aber es war nicht ganz so schmerzhaft, wie es bei Vicky ausgesehen hatte. Ich betrachtete, wie sich die kleinen Tintenvögel unter der Nadel Stich für Stich entstanden. Ich beobachtete Joe, wie er sich konzentriert auf die Unterlippe biss, um ja keinen Stich daneben zu machen. Ich fragte mich, wie viele Tattoos Luke wohl hatte oder ob er sich welche stechen lassen würde. Ob er das auch mit mir zusammenmachen würde? Oder er mir gar beim nächsten Mal die Hand halten würde? Ich stellte mir vor, dass er mich um ein Date fragte, wie es laufen würde, gerade so, als hätte ich nicht gehört, was er am Balkon zu Ashley gesagt hatte. Ich stellte mir vor, wie seine Lippen sich auf meinen anfühlen würden und wie es wär in seinen Armen langsam und zufrieden einzuschlafen... 

"Hallo? Cat? Bist du noch da?", fragte Joe und fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Ich lief knallrot an und nickte. 

"Gut, weil du bist fertig!", meinte er grinsend, "An wen hast du denn so angestrengt gedacht?", fragte er lachend. Ich wurde noch röter. 

"An niemanden!", sagte ich leise. 

"Sein Name ist Luke!", erklärte Alex lachend. Ich funkelte sie böse an. 

"Und er ist heiß!", fügte Vicky hinzu. Joe zog eine Augenbraue hoch. 

"Und warum angelst du ihn dir dann nicht einfach?", fragte er mich. 

"Weil er ein rießiges Arschloch ist!", gab ich zurück. 

~Luke~

Ich wäre am liebsten alleine gewesen, allerdings lag Ashley neben mir und redete über irgendein belangloses Zeug, während sie sich die Nägel lackierte. Es war nicht so, als wären Ashley und ich irgendwie zusammen oder so. Sie himmelte mich an und ich genoss es. Außerdem brauchte ich mich bei ihr nicht anstrengen, dass sie mit mir ins Bett stieg, denn das tat sie brav wie ein abgerichtetes Hündchen auf Kommando und sagte auch noch danke dazu, dass ich sie von vorne bis hinten ausnutzte. Dafür duldete ich ihre Nähe und ließ sie auf meinem Bett ihre Fingernägel lackieren. Sie hätte mich heute allerdings ablenken sollen, doch kein mittelmäßiger Sex der Welt hätte mich von den Gedanken ablenken können, was passiert war. Es war, als hätte mich das Arschloch von ihr so hart getroffen, dass es sich in mein Herz gefressen hatte. Ich wusste nur nicht warum. Mich hatten schon so viele Mädchen Arschloch genannt, warum traf es mich überhaupt? Seit wann war es mir wichtig, was ein dummes Mädchen von mir hielt? Und warum dann ausgerechnet Cat? Ich meine, ich hatte ja noch nicht einmal viel mit ihr zu tun. Sie war cool, okay, aber warum sollte ich jetztso verletzt sein, wegen einem simplen Arschloch? Zudem hatte ich es auch noch verdient. 

"Alles okay, Luke? Du wirkst so neben der Spur!", stellte Ashley fest. Ich verzog meinen Mund zu einer Grimasse.

"Ja, alles in Ordnung!", meinte ich und zog sie auf meinen Schoss. Ashley kicherte und schraubte ihren Nagellack zu. Als sie mich küsste, schloss ich die Augen, nicht etwa, weil ich es mehr genießen wollte. Eher schob das Bild von Cat vor meine Augen. Sie saß auf meinem Schoss. Sie küsste mich. Ich konnte mir nur vorstellen, wie weich ihre Lippen waren und wie es sich wohl anfühlen würde mit den Fingern durch ihre Locken zu fahren. Ashley fuhr mit ihrer Hand zwischen meine Beine. Ich öffnete meine Augen und sah sie grinsen. 

"Na, das ging aber dieses Mal schnell!", meinte sie und knöpfte ihre Bluse auf. Ich hätte am liebsten geschrien, weil es sie war, die vor mir saß und nicht Cat. 

Du wirst nie, niemals in deinem Leben jemals Sex mit mir haben! Arschloch! 

Ihr Satz verfolgte mich schon den ganzen Tag. Ashley zog mich langsam aus und mir wurde klar, dass ich verkackt hatte. Und zwar gewaltig und ich hatte keine Ahnung, wie ich das wieder gutmachen sollte. 

Ich musste es aber wieder gut machen. 
Ich war verliebt in Cat. 
Ich war zum ersten Mal in meinem Leben richtig verliebt. 

Und ich fühlte mich nicht in der Lage Cat gehen zu lassen! 
Niemals.

Senior Year-Der PaktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt