Kapitel 14

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~ Alexandra ~

Ich hatte ein schlechtes Gewissen dabei, dass ich Calum mochte. Meine beiden besten Freundinnen waren unglücklich und ich saß da und sagte sogar ein Date ab. Das war doch eigentlich total bescheuert! Vor allem, weil die Beiden sich jetzt auch noch schmollend verkrochen hatten und ich ganz alleine in meinem Zimmer saß und mich langweilte. Toll.
Es war wirklich eine saudumme Idee gewesen auf diese Party zu gehen! 
Eigentlich sollte gerade ich mich nicht beschweren! Schließlich hatte ich als Einzige keinen Stress gehabt. Vielleicht sollte ich ja Calum einfach anrufen und ihn fragen, ob wir nicht doch was machen konnten. Nur so als Freunde. Gott, nein, dass würde er mir dann doch übel nehmen. Damit würde ich mir jede Chance auf ein Date mit ihm zerstören. Dann würde er sich entgültig denken, dass ich kein Interesse an ihm hatte, was ja eindeutig nicht so war. Ugh, dieser Pakt war doch langsam einfach nur noch zum Kotzen!
Eigentlich war es unfair. Vicky machte auch trotz des Pakts, was sie wollte. Nur zählt es bei ihr ja nie, weil "die Typen nicht von der Highschool sind". Ugh. Schön, Vicky, Applaus. Du hast die Lücke in unserem Vertrag gefunden. Dafür hast du es trotzdem mit deinem besten Freund verschissen. Warum eigentlich? Vicky war es doch normalerweise egal, ob Ash mit einem Mädchen herummachte oder nicht? Es kann doch nicht sein, dass sie sich tatsächlich in Ashton verliebt hatte, oder? Naja, aber selbst wenn, der letzte Mensch, der sich das eingestehen würde, war Vicky. Mit ihr brauchte ich darüber gar nicht reden. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass sie sich nicht wie eine solche Furie aufführen würde, wenn da nicht doch etwas mehr dahinter steckte, als Wut darauf, dass Ash dieses Mädchen einem Drink mit seiner besten Freundin vorgezogen hatte. Ich kannte Vicky. Normalerweise hätte sie gelacht und Ash mit einem blöden Kommentar zu seinem Fang beglückwünscht. Aber auf keinen Fall hätte sie ihm ihr Bier ins Gesicht geschüttet. 
Vielleicht sollte ich ja mit Ashton reden! Ich hatte ja eh nichts besseres zu tun. Also schlüpfte ich in meine Schuhe, zog eine Jacke über und machte mich auf den Weg. Kaum zehn Minuten später war ich vor Ashs Haus angelangt. Ich klingelte und seine Mutter öffnete die Tür. 

"Hallo, ist Ashton Zuhause?", fragte ich freundlich. Ashtons Mutter schüttelte den Kopf. 

"Er ist gerade mit Indie raus! Er sah aber gar nicht gut aus!", meinte sie, "Du bist doch Vicky's Freundin, oder?" Ich nickte.

"Haben die Beiden in letzter Zeit öfter Streit?", fragte sie mich darauf. Ich seufzte. 

"Ja, leider!", meinte ich erschöpft.

"Er sollte ihr endlich sagen, dass er sie mag, aber auf mich hört er ja nicht!", erwiderte Ash's Mutter.

"Ich versuch mal mit ihm zu reden!", versprach ich ihr. 

"Viel Glück!", lächelte sie zum Abschluss und schloss die Tür. Super, es ist jetzt nicht so, als würde ich die Routen auswendig kennen, die Ashton mit seinem Hund ging und Vicky konnte ich ja schlecht anrufen deswegen. Naja, aber der Ort. in dem wir lebten war jetzt auch nicht so besonders groß und ich vermutete, das Ashton eigentlich eher alleine sein wollte. Es gab hier allerdings kaum Orte, an denen sich nicht alle Jugendlichen beziehungsweise Erwachsenen tummelten. Mir fiel auch auf Anhieb nur ein Ort in der Nähe ein, der wirklich ruhig war und das war der kleine See, der ein wenig abgelegen in einem Waldstück lag. Vicky hatte ihn uns gezeigt, nachdem sie ihn mit Ashton entdeckt hatte und so getan, als wäre dieser Ort das größte Geheimnis der Welt. Wir mussten sogar schwören, dass wir niemanden den Weg zeigten. Mittlerweile verstand ich, warum. Man konnte sich ihr wunderbar zurückziehen und wenn es alle Anderen gewusst hätten, wäre es hier voll, wie in unserem winzigen Freibad. Schließlich konnte man hier auch wunderbar schwimmen gehen oder sich abkühlen. 
Ashton saß am Ufer des kleinen Sees im Wald. Indie hatte sich neben ihn gelegt und hechelte. Ash ließ Steine auf der Wasseroberfläche springen, was im Sitzen nicht so gut zu funktionieren schien. In seiner anderen Hand hielt er eine Zigarette und ich musste die Augen verdrehen. Diese blöde Angewohnheit mit dem Rauchen hatte er sich von Vicky angeeignet. 
Als ich näher kam, drehte sich Ashton um. Ich blieb stehen.

"Was willst du hier?", fragte er giftig, "Hat Vicky dich geschickt!" Ich schüttelte den Kopf. 

"Ich will nur mit dir reden!", erklärte ich ruhig. Ashton wandte sich wieder den Steinen uns seiner Zigarette zu und sagte auch nichts, als ich mich neben ihn setzte. Nach einiger Zeit sah er mich frustriert an. 

"Warum streite ich mich ständig mit ihr? Warum mach ich sowas, wenn ich sie doch eigentlich am liebsten die ganze Zeit in meinen Armen halten will? Sie küssen will? Ihr sagen will, dass ich sie liebe? Was ist daran denn so verdammt schwer?", fragte er verzweifelt, "Warum muss es unbedingt meine beste Freundin sein? Kann ich mich nicht in jemand unkomplizierteren verlieben? Jemand, bei dem ich nicht am liebsten schreien, weinen und mir die Haare ausreißen will? Jemanden, der mich auch liebt?" Ashton schmiss den Stein mit aller Kraft ins Wasser und es spritzte hoch auf. 

"So funktioniert Liebe aber nicht!", sagte ich leise. 

"Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll, Alex!", seufzte Ash auf, "Ich soll sie nicht küssen und mich am Besten einfach wieder zurück in die Freundschaftsebene verziehen, aber wenn ich dann versuche über sie wegzukommen und jemand Anderen zu finden, dann rastet sie komplett aus. Wie soll ich das bitte verstehen?"

"Du kennst Vicky, sie weiß nie was sie will!", antwortete ich. 

"Aber was will sie denn? Kann sie sich nicht einmal, bei dieser einen Sache im Klaren sein, was sie will?", fluchte Ash. Ein weiterer Stein durchbrach die Wasseroberfläche und warf hohe Spritzer.

"Vicky wäre nicht Vicky, wenn sie das könnte, oder?", grinste ich. Ashton sah aus, als würde er gleich zum Weinen anfangen. 

"Ich will doch einfach nur nicht mehr streiten!", flüsterte er. Ich legte meinen Arm beruhigend um ihn. 

"Es wäre aber nicht unser Sturkopf Vicky, wenn sie das jetzt einfach so auf sich beruhen lassen würde!"

Ashton sah mich gequält an. 

"Leider!", meinte er, "Aber leider liebe ich dieses Miststück!"

Senior Year-Der PaktWo Geschichten leben. Entdecke jetzt