19 Geburtstag

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Da Justin über das Wochenende in Sydney war, hatte Abby fast den ganzen Samstag damit verbracht, das Haus von oben bis unten zu putzen. Bis zum Mittag hatte sie die Böden, die Decken und alles dazwischen geschrubbt. Solange Justin weg war, hatte sie einfach zu viel Zeit für sich. Oh Gott. Wie sollte sie ihre Langeweile und Einsamkeit überleben, wenn er erst einmal für immer in Sydney war? Sie würde es nicht schaffen. Das Haus würde ohne ihn darin nicht mehr dasselbe sein. Und deshalb musste sie ausziehen.

Seit Heiligabend hatte sie darüber nachgedacht - sie hatte sich sogar ein paar Immobilien-Websites angesehen -, aber sie hatte die Entscheidung noch nicht endgültig gemacht, indem sie es Justin sagte. Als sie sich jetzt im leeren Haus umsah, wusste sie jedoch, dass sie es ihm sagen musste. Sie wollte zwar bleiben, aber jetzt, wo die Beförderung bekannt geworden war, war einfach alles zu anders. Es brach ihr das Herz, zuzusehen, wie er so leicht und mühelos weiterzog.

Er hatte sie gestern Abend angerufen, als er mit ein paar Leuten aus dem Büro in Sydney unterwegs gewesen war. 'Sein Team', wie er sie nannte. Er hatte bereits begonnen, sich einzuleben und sich mit seinen neuen Kollegen anzufreunden.

Sie ließ den Putzlappen in den Eimer zu ihren Füßen fallen, weil sie befürchtete, dass sie die Farbe von der Wand ablösen würde, wenn sie noch weiter darüber rieb. Justin wäre nicht erfreut, wenn der Immobilienmakler des Hauses Geld von seiner Kaution abziehen würde, nur weil sie nicht aufhören konnte zu putzen. Und er würde seine Kaution eher früher als später zurückbekommen, jetzt, da sie beschlossen hatte, auszuziehen. Es ergab Sinn, am Montag einen Brief an den Makler zu schicken, in dem sie ihre Absicht ankündigte, den Mietvertrag zu beenden. Hoffentlich würde die Wohnungssuche nicht mehr so deprimierend sein wie beim letzten Mal.

Das Klingeln ihres Handys war eine willkommene Ablenkung von der Schwere der Entscheidung, die sie gerade getroffen hatte. Da sie wusste, dass es entweder Justin oder Yvette sein würde, eilte sie zum Telefon.

"Hey, Abby.", sagte Yvette, als sie den Anruf entgegennahm. "Wie geht's?"

Abby atmete tief durch. "Ich habe gerade beschlossen, dass ich mich ernsthaft nach einer anderen Wohnung umsehen muss."

"Oh, Abby."

Das Mitgefühl in der Stimme ihrer Freundin rührte Abby zu Tränen. In letzter Zeit waren ihre Tränen nur allzu nah an der Oberfläche. Das Brennen in ihren Augen, in ihrem Hals und in ihrer Nase, das durch das Zurückhalten der Tränen entstand, war schrecklich.

"Ich kann nicht hierbleiben.", stieß sie hervor. "Ich möchte es, weil ich jede letzte Minute mit Justin ausnutzen möchte, aber ich glaube, ich kann es einfach nicht."

"Er wird es verstehen. Ich bin sicher, das wird er."

Abby nickte, die Emotionen schnürten ihr die Kehle zu und machten es ihr unmöglich zu sprechen.

"Hör zu.", begann Yvette. "Tony und ich sind auf dem Weg zum Strand. Es ist ein schöner Tag und wir wollten sowieso in deine Richtung. Warum schließt du dich uns nicht an?"

Das Letzte, was sie heute wollte, war das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen zu sein, weder wollte sie das Paar, das nach der Bekanntgabe seiner Verlobung noch immer in der Luft schwebte, runterziehen, aber sie brauchte dringend Gesellschaft. Sie musste ihren Kopf freibekommen. Außerdem hätte Yvette es nicht angeboten, wenn es ihr wirklich etwas ausmachen würde.

"Das würde mir gefallen.", erwiderte Abby deshalb.

"Toll.", sagte Yvette und klang erfreut. "Wir holen dich in einer Stunde ab. Sei bereit, okay?"

Abby versprach, dass sie das sein würde und legte auf. Kurz überlegte sie, ob sie Justin eine SMS schicken sollte, um ihn zu sagen, dass sie mit Tony und Yvette an den Strand ging, aber er war wahrscheinlich mit seinem Team beschäftigt und sie wollte ihn nicht stören. Er würde morgen zu Hause sein. Dann könnte sie ihm von ihrer Entscheidung erzählen.

Winning Her Rival's Heart | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt