Prolog

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Wohin du auch gehst, er ist immer an deiner Seite. Er folgt dir mit jedem Schritt, ruht neben dir. Mal ist er groß, mal ist er klein. In der Dunkelheit verschwindet er und im Licht ist er nicht zu übersehen. Mal siehst du ihn, mal nicht. Niemand kann seinem eigenen Schatten entkommen. Er bleibt vom ersten Atemzug bis auch zum letzten.

Für viele ist der Schatten das Spiegelbild der Seele, ein zweites Ich, ein Doppelgänger, ein farbloses Ebenbild. Andere verbinden mit dem Wort Schatten Unheil – der Grund ist mehr als berechtigt. Seit Jahrtausenden ist der Schatten das Versteck des Todes. Der Schatten sieht die Gefahr, doch er kann nicht warnen. Er ist nur ein stummer Betrachter. In den Schatten lauert der Tod.

Was würdest du tun, wenn du dem Tod aus dem Schatten in die Augen schauen würdest?

Was würdest du tun, wenn die Klinge nach unten saust?

Würdest du dich in den Augen des Todes verlieren?

Würdest du lächeln, wenn die Klinge sich in deine Brust bohrt?

Sein Schatten. Heute hatte er seinen Tod vorausgesehen, doch er war ebenso gebannt gewesen, wie er selbst.

Blain schaute dem Tod in die Augen, dem Tod, der aus seinem Schatten heraus angegriffen hatte, den er nicht hatte kommen sehen. Ich hätte niemals gedacht, dass der Tod solch schöne Augen besitzt. Zitronengelbe Augen, die wie die strahlende Sonne leuchteten.

Lynn - ein schicksalhafter Auftrag (Novelle 6.5) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt