Blain musste für einen Moment schlucken. Hatte er sich verhört? Er schaute seinen Dämon an. „Wie bitte?"
Liebevoll legte Lynn seine Hand an die Wange seines Dämons. „Mach mich zu deinem Gefährten, lass uns den Bund schließen."
Das Herz des Leviathans klopfte laut in seiner Brust und er öffnete den Mund. „Wieso der Meinungswechsel?" Lynn hatte bisher verneint und das aus gutem Grund.
„Wenn du mich zu deinem Gefährten gemacht hast, werden wir deinen Eltern einen Besuch abstatten. Wenn deine Eltern den Mord in Auftrag gegeben haben, werden sie sofort Gohen kontaktieren und ihn zurücknehmen, denn dann haben sie ihr Ziel erreicht. Wenn es dein Bruder oder deine Schwester war, werden sie sich höchstwahrscheinlich verraten. Dein Bruder, indem er erneut versucht, mich für sich zu gewinnen, deine Schwester, indem sie mich zu töten versucht, denn dann wärst du aus dem Weg."
Jedes Wort machte Sinn und doch schwand die Freude über die anfängliche Freude in Blains Brust schlagartig. „Nein."
Damit hatte Lynn nicht gerechnet, doch sein Dämon erklärte es ihm daraufhin. „Ich werde diesen heiligen Bund, dieses wunderschöne Ritual nicht aus einem solch niederen Grund schließen. Du bist mein Herz, mein Leben. Das ist deiner nicht würdig."
Die Liebe in Lynns Brust flammte heiß auf. Er ist so perfekt. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er zog Blain an seine Lippen. „Ich liebe dich."
Diese Worte warfen den Leviathan aus der Bahn. Sein Dämon knurrte und er musste die Kontrolle behalten. Der Blick seines Liebsten reizte ihn tief, die Lippen waren so heiß.
„Tsuka, der einzige Grund, weshalb ich bisher gegen den Bund gestimmt habe, war deine Sicherheit. Doch da wir nun wissen, wo und wie wir den Auftraggeber finden und eliminieren, steht dem nichts im Wege. Endlich kann ich dich annehmen, dich ohne Angst zu dem Meinen machen", sprach Lynn mit sanfter Stimme. Er würde mit Blain leben oder sterben, das hatte er entschieden. Sein Liebster zog ihn an sich und nickte leicht. Sie spürten es beide.
„In Ordnung, aber nicht hier." Dieses einmalige Ereignis würden sie nicht in diesem Bett erleben. Blain hatte sich Jahrhunderte lang ausgemalt, was er tun würde, wenn er seine zweite Hälfte fand. Er hatte auf seiner Reise zahlreiche Orte besucht, viel gesehen. An einem hatte er sein Herz verloren, hatte gewusst, dass es der Ort war, an den er seine zwei Hälfte bringen wollte, an dem er sich vereinigen wollte. Sanft nahm er Lynns Hand und küsste seinen Handrücken. „Folge mir, Floare."
Lynn ließ sich von Blain auf die Beine ziehen und sie durchschritten ein Portal, welches sein Dämon gerufen hatte. Sein Herz schlug schnell, denn er wusste nicht, wohin er ihn bringen würde.
Als sie aus dem Portal traten, konnte Lynn kein Wort sagen.
Vor ihnen erstreckte sich ein Paradies. Es war eine Grotte in einer offenen Höhle. Die Höhle war riesig und in der Decke war ein großes Loch, durch das das Licht der untergehenden Sonne drang und diese erleuchtete. Überall waren Mineralien in den Wänden, die glitzerten und das Licht reflektierten, sodass es aussah, als würde die Höhle leuchten. Wildblumen und Bäume wuchsen in der Höhle an verschiedenen Stellen, reckten sich nach dem Sonnenlicht und verbreiteten einen angenehmen Duft. Ein nierenförmiger kleiner See, mehr ein Teich, befand sich in der Höhle, an dessen Rand ein paar Pflanzen wuchsen, auch wenn das Gestein es hartnäckig zu verhindern versuchte. Über der Wasseroberfläche schwebte ein leichter Nebel – Wasserdampf, denn der See war in Wirklichkeit eine heiße Quelle. Die Insekten summten leise, ließen sich auf den bunten Blüten nieder und flogen wieder davon.
„Wunderschön." Mehr konnte Lynn nicht sagen. Sein Herz schlug wild und er spürte, wie er in eine Umarmung geschlossen wurde.
„Dieser Ort ist mein Geheimnis. Ich habe ihn vor zweihundert Jahren entdeckt und beschlossen, dass ich hier mit meinem Herzen den Bund schließen möchte.
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Lynn - ein schicksalhafter Auftrag (Novelle 6.5) ✅️
Fantasy„Wenn ich schon nicht deinen Namen erfahren darf, darf ich dann wenigstens von deinen Lippen kosten?", fragte er. Die Augen schienen heller zu erstrahlen, doch mit einem Mal waren sie fort. Eine Hand hatte sich auf seine Augen gelegt. Der Assassine...