Kapitel 7

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Lynn überprüfte sein Aussehen und blieb vor dem Spiegel stehen. Eine Gestalt stellte sich neben ihn und er vernahm nur ein Flüstern. Er schaute nicht nach rechts, denn die Gestalt stand nicht mehr neben ihm, das wusste er. Endlich. Vor wenigen Momenten hatte der Informant ihm die Information geliefert, auf die er den ganzen Tag gewartet hatte.

Seine Brosche war sein Erkennungszeichen gewesen. Wer der Informant war, wusste er nicht, doch das war auch nicht wichtig. Er hatte nun einen Namen und dieser gefiel ihm ganz und gar nicht. Zeit endlich zu verschwinden. Als er sich umdrehte stand ein großer Dämon von ihm. Dieser hatte schwarze Haare, dunkelblaue Augen und Züge, die seinem Herzen ähnelten. Was?

Der Dämon trat auf ihn zu, in seinen Augen ein tiefes Begehren, das Lynn zurückweichen ließ. Er sah zur Tür und erkannte, dass diese geschlossen war. Er war also mit diesem alleine im Raum. Langsam wanderten Lynns Finger zu dem Dolch an seinem Schenkel, doch er zögerte. Erst reden, dann töten. Eine Leiche konnte er hier nicht gebrauchen.

„Ich begrüße Euch", sagte er mit einem Lächeln, was dem Dämon vor ihm zu gefallen schien.

„Mein Name ist Bant. Es freut mich, mit dir persönlich sprechen zu können", sagte der Dämon, der sehr wahrscheinlich Blains Bruder war.

Wieder so ein Blender. Sind denn alle Familienmitglieder solche... Weiter dachte er nicht, denn eine Hand legte sich an seine Wange. Automatisch schloss sich seine Hand um den Griff des Dolches an seinem Bein.

„Du bist wirklich wunderschön. Ich habe noch nie eine solch zauberhafte Blume wie dich gesehen", sagte Bant und kam näher, während Lynn zurückschritt. Bald spürte er die Wand im Rücken. „Es ist wahrlich eine Verschwendung, wenn du deine kostbare Zeit mit diesem brutalen Wilden verschwendest. Er kann dich gar nicht wertschätzen, dir nicht das geben, was du brauchst und verdienst."

Ruhig, töte nicht den Bruder deines Liebsten, sagte Lynn zu sich selbst, auch wenn es ihm wirklich schwerfiel. Die Wut auf dem Dämon vor sich wuchs mit jeder Minute, auch wenn es sich nicht auf seinem Gesicht zeigte. Die Hand fuhr von seiner Wange zu seinem Hals.

„Ich kann dir geben, was du begehrst", sagte dieser und lehnte sich vor.

Langsam wusste Lynn nicht mehr, was er tun sollte. Gerade als er zum Schlag ausholen wollte, damit er diese widerliche Hand von sich entfernen konnte, wurde sie von einer anderen umschlungen und Bant wurde zurückgerissen. Ein Paar wütende grüne Augen starrten auf den Dämon, während sich eine Schwärze langsam über diese ausbreitete.

Scheiße. Blain stand kurz davor die Kontrolle zu verlieren. „Nimm die Finger von ihm", sagte dieser mit kalter Stimme.

Blains Bruder riss sich los und starrte diesen finster an. „Lass mich los."

Blain schritt auf ihn zu, ließ seine bedrohliche Aura aufwallen, sodass Bant einen Schritt zurückwich. Dann sagte dieser wütend: „Er gehört dir nicht, oder habt ihr den Bund geschlossen?"

Diese Worte saßen, denn er hatte recht. Lynn trug nur eine Markierung, nicht sein Zeichen. Für einen Moment spürte er Unsicherheit in sich aufwallen. Dies zeichnete sich auch auf Blains Gesicht ab.

Nun hatte Lynn genug. Er lief an Bant vorbei und umfasste Blains Unterarm. „Ich möchte nun nach Hause. Dieses Gespräch verläuft in eine Richtung, die mir nicht gefällt", sagte er und zog seinen Dämon mit sich. Er schaute nicht einmal zurück, würdigte Bant keines Blickes.

Sie reisten durch das Portal, doch nicht zu Lynns Anwesen, sondern in Blains Räume in Leviathans Anwesen. Der Mond schien durch das Fenster seines Schlafgemachs. Lynn legte seine Hand an das Fenster, durch das der Mond erstrahlte. Sie haben es repariert. Dem gegenüber stand Blains Bett und Lynn musste ungewollt lächeln. „Da kommen Erinnerungen auf", sagte er.

Lynn - ein schicksalhafter Auftrag (Novelle 6.5) ✅️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt