Die Tür öffnete sich und die Angestellten wuselten aufgeregt hin und her. Laute Schritte erklangen und sie machten diesem Platz. Sofort wurden Anweisungen verteilt und jeder machte sich an die Arbeit.
Blain lief, nachdem er dem Hausverwalter zugenickt hatte, direkt in seine Schlafgemächer. Er legte seine blutige Rüstung ab und ging in den Waschraum. Sein ganzer Körper schmerzte. Er war müde, hungrig und mehr als erschöpft. Das warme Wasser umspülte seinen Körper und er wusch sich den Schmutz und das Blut ab. Nur einen Moment nahm er sich Zeit, genoss die Ruhe.
Der Krieg dauerte nun schon lange. Sein Höllenfürst Leviathan führte einen Krieg gegen den benachbarten Höllenfürst Bael, der bereits zahlreiche Leben gekostet hatte. Er war neben den anderen fünf Oberbefehlshabern ein Krieger, der unter Leviathan diente.
Das Wasser floss ab und er schaute zur Decke, fuhr mit den Augen die Muster der Steine ab. Dieses Anwesen war nicht sein eigenes. Er lebte in einem Nebengebäude von Leviathans Anwesen. Blain hatte kein Interesse an einem eigenen Haushalt, denn er war ein Krieger durch und durch. Mehr wollte er nicht, denn sein Leben hatte nur diesen einen Sinn gehabt.
Er entstammte aus einer gehobenen Blutlinie, doch er war kein Mann der Politik, wie sein Bruder und seine Schwester es waren. Er war ein Mann der Tat. Lange hatte ihn seine Familie als Schandfleck gesehen, doch seit er die Stellung eines Oberbefehlshabers eingenommen hatte, hatte er wieder eine Daseinsberechtigung. Der Grund war einfach – sie erhofften sich, auf Leviathan oder andere hochrangige Dämonen Einfluss nehmen zu können.
Wortlos erhob er sich, trocknete sich ab und begann seine Wunden zu verarzten. Anschließend reinigte er seine Rüstung. Diese hatte im Kampf deutlich Schaden genommen. Morgen würde er in die Schmiede gehen und sie reparieren. Wenn er sie pflegte, würde sie ihm auch weiterhin gute Dienste leisten.
Es war faszinierend. Blain hatte nie beabsichtigt diese Stellung einzunehmen. Er hatte an der Seite seines Onkels das Schmiedehandwerk erlernt, war ein Meister im Umgang mit dem Stahl und anderen Materialien. Und doch hatte ihn sein Weg in diesen Krieg geführt. Hätte ich damals das Schwert aus der Hand gelegt, würde ich hier vielleicht nicht liegen. Doch dann wäre er vielleicht tot.
Mit jeder Sekunde, die verging, wusste er nicht mehr, wofür er kämpfte. Die Jahrhunderte waren vorbeigezogen, doch er hatte nie sein Glück gefunden. In diesen hatte er sich nie gebunden, hatte weder eine Gefährten noch eine Gefährtin genommen. Unzählige Male hatten seine Eltern und Geschwister versucht, ihn in einen politisch fruchtbare Verbindung zu drängen, doch er hatte immer abgelehnt. Ich werde nur meinem Herz dieses Versprechen geben.
Müde legte er sich ins Bett. Morgen würde ein weiterer Tag anbrechen, vielleicht würde er es finden. Doch in dieser Nacht fand ihn etwas anderes.
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Es war nur ein kleines Geräusch, kaum einer wäre davon aufgewacht. Der Mond schien durch das Fenster, tauchte den Raum in ein silbernes Licht. Es war ein Schatten, der ihn aufsehen ließ, der Schatten des Fensterrahmens, der wenige Zentimeter weit offenstand. Ein Fenster, das er verriegelt hatte.Es dauerte nur einen Herzschlag, dann spürte er das Gewicht. Das silberne Mondlicht traf auf dunkelblaue Haare, die in einem Zopf über den Rücken des Wesens fielen, welches nun sein Leben in der Hand hielt. Schwarze Kleidung bedeckte dessen Körper bis über die Nase. Nur die Schultern und der obere Teil des Gesichts leuchteten marmorfarben. Doch das war es nicht, was ihn gefangen hielt.
Blain starrte in zwei zitronengelbe Augen, die leuchteten wie die strahlende Sonne. Zwei Augen, die ihn an kostbare Edelsteine erinnerten. Ruhe kehrte ein. Ein sanfter Geruch von Zitronen mit einer zarten Salbei-Note umhüllte ihn – etwas so Exotisches, das er noch nie gerochen hatte.
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Lynn - ein schicksalhafter Auftrag (Novelle 6.5) ✅️
Fantasía„Wenn ich schon nicht deinen Namen erfahren darf, darf ich dann wenigstens von deinen Lippen kosten?", fragte er. Die Augen schienen heller zu erstrahlen, doch mit einem Mal waren sie fort. Eine Hand hatte sich auf seine Augen gelegt. Der Assassine...