Jesses Pov
Weinend und zusammen gekauert saß ich in der Ecke des Badeszimmers und starrte auf die Badezimmertür, welche ich von innen verriegelt hatte. Schreiend hämmerte Raphael drauf ein. Es war nur eine Frage der Zeit bis er sie durchbrochen hatte und dann wieder auf mich einschlagen würde, so wie er es schon die Stunden zuvor getan hatte. Es gab kein einziges Körperteil, welches mir nicht weh tat. Doch solange im Gegenzug für die Schmerzen mein Vater frei und in Sicherheit war, würde ich sie auf mich nehme. Natürlich hätte ich gerne einen Beweis dafür, dass er frei war, doch da ich den wohl kaum erhalten würde, musste ich mich einfach auf Raphaels Wort verlassen.
„Mach die Tür auf!", brüllte Raphael und probiert weiter zu mir ins Badezimmer zu gelangen. Bisher erfolglos. Hoffentlich würde es auch genau so bleiben, denn ich wollte nicht wissen, was mich erwartete, wenn er es doch schaffen würde.
Noch knapp zwei Minuten starrte ich auf die Holztür, bis sie aus den Angeln gerissen wurde und auf den Boden knallte. Vor Wut kochend blickte der ältere Mann mich an. Ich sah in seine Augen und sah nichts außer Hass.
Mein Körper reagierte ganz automatisch auf die Bedrohung. Wenn ich in der Ecke sitzen bleiben würde, würde ich einen Tritt nach dem anderen kassieren und vermutlich vergewaltigt werden, also war ich trotz Schmerzen in der nächsten Sekunde auf den Beinen und stürmte los. Ohne abzubremsen quetschte ich mich an ihm vorbei und rannte erst den Flur und anschließend die Treppe runter. Natürlich verfolgte mich mein Peiniger. Auf der Treppe erwischte er mich. Doch statt mich festzuhalten, schubste er mich, was die Folge hatte, dass ich die halbe Treppe runter fiel. Immer wieder stieß mein Kopf dabei auf die harten Stufen.
Am Fuß der Treppe blieb ich bewegungslos liegen. Schon das Atmen schmerzte, da wollte ich gar nicht wissen, wie schmerzhaft auch nur die kleinste Bewegung wäre. Verächtlich grinsend baute sich Raphael neben mir auf und blickte auf mich hinunter.
„Erbärmlich. Du bist ein Nichts und hast nichts anderes verdient, also hör auf mit diesem Spielchen und finde dich mit deinem Schicksal ab. Dreck ist wertvoller als du. Und glaub mir, es wird für alle Menschen eine Erleichterung sein, wenn sie dich nicht mehr ertragen müssen." Hart trat er mir in die Seite und entlockte mir dadurch einen von Schmerz verzerrten Schrei. „Halt die Fresse." Das Klingel an der Haustür hielt ihn von einen weiteren Tritt ab. Stattdessen packte er mich an den Haaren, schleifte mich den Flur entlang und schubste mich einfach die Kellertreppe herunter. Hinter mir schloss er die Tür ab. Das und die Schmerzen durch den zweiten Treppensturz realisierte ich noch, dann wurde alles schwarz.
Saphiras Pov (Jesse's beste Freundin)
Das Telefonat mit Liam hatte mich mehr als nur beunruhigt. Allein durch Jesses seltsamen Anruf und die Bitte seinen toten Vater anzurufen hatte ich mir schon Sorgen gemacht, doch nun auch noch zu hören, dass er Liam, den Typen der ihn mehr als nur glücklich gemacht hatte, verlassen hatte und nichts außer seine Kamera zurückgelassen hat, gab mir den Rest. Irgendwas musste passiert sein und ich musste ganz schnell heraus finden was.
Jesse war mein bester Freund und ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ihn etwas passieren würde.
Das Handy in meinen Händen vibrierte. Auf dem Display wurde eine unbekannte Nummer angezeigt. Schnell ging ich ran.
„Ja"
„Hey, hier ist noch mal Liam." Seine Stimme war gedrängt mit Angst und Panik.
„Gibt es schon was neues?", fragte ich direkt.
„Troy lebt. Er ist in Doncaster bei Jesses Mom aufgetaucht."
„Was?! Aber wie ist das möglich?!"„Er war nie tot. Raphael hat den Unfall vorgetäuscht. Währenddessen hatte er Troy bei sich Zuhause gefangen gehalten."
„Und jetzt?!"
„Troy hat mitbekommen, dass Raphael einen Deal für Jesse hatte. Dafür dass er sich freiwillig ausliefert, lässt er Troy gehen."
„Und Jesse hat angenommen ... Natürlich hat er das, für seinen Dad würde er alles tun. Wo seit ihr?"
„Wir sind gerade mit einem Privatjet auf den Weg nach Australien. Du lebst dort noch, oder?"
„Ja."
„Kannst du bitte die Polizei informieren? Wir dürfen keine Zeit vergeuden. Wir müssen Jes da heile rausbekommen. Ich brauch ihn doch. Ich liebe ihn." Zum Ende hin wurde Liam immer leiser und ein Schluchzer entfuhr ihm.
„Wir schaffen das.", versicherte ich ihm. „Wir befreien deinen Jesse aus den Fängen dieses Ungeheuers. Versprochen."
„O-okay." Hoffentlich hatte ich da nicht zu viel versprochen.
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Mein Leben gegen Deins ["Lilo" / Larry] ✔
FanfictionLouis und Jesse sind Zwillinge. Die beide Brüder sind getrennt voneinander aufgewachsen. Während Louis mit One Direction um die Welt reißt und glücklich mit Harry zusammen ist, ist das Leben von Jesse der reinste Albtraum. Er ist seelisch kaputt. Ha...