Die Sonne war schon lange untergegangen und der Mond stand hoch am Himmel, als Dean endlich wieder erwachte.
Leise stöhnend rollte er sich von Sam weg auf die Seite und hielt sich den Bauch, während er ein paar Male trocken vor sich hin würgte.
„Dean...!" Sam streckte besorgt die Hand nach ihm aus und berührte ihn an der Schulter. „Ist alles okay?"
Sofort drehte sich der andere Mann zu ihm herum und Sam wich erschrocken zurück, als er in den Lauf einer Pistole schaute, die Dean auf ihn gerichtet hatte und die er mit einer solchen Sicherheit und Selbstverständlichkeit hielt, dass sie noch nicht einmal zitterte.
„Verdammt, Mann, ich bin es!", rief Sam und hob die Hände. „Nicht schießen!"
Dean schüttelte kurz den Kopf und blinzelte mehrmals, als hätte er noch immer mit den Folgen der Bewusstlosigkeit zu kämpfen.
„... Sam?", fragte er dann mit rauer Stimme und ließ die Waffe wieder sinken. „Was tust du hier?"
Er setzte sich schwerfällig auf und Sam bemerkte, dass seine Augen immer wieder unfokussiert waren. Cathy musste ihn ordentlich mit ihrer Eisenstange erwischt haben.
„Ich habe auf dich gewartet und du bist nicht gekommen", erwiderte er. „Also habe ich nach dir gesucht."
Dean nickte schwach und rieb sich mit einer Hand das Gesicht.
„... ich verstehe", sagte er. Dann legte sich ein selbstironisches Lächeln auf seine Lippen. „Schlechtestes Date aller Zeiten, was?"
Sam schnaubte leise. Dass Dean in dieser Situation noch Witze machen konnte, überraschte ihn nicht besonders.
„Noch nicht ganz", erwiderte er. „Es konkurriert allerdings gerade stark mit dem ersten Platz."
„Was für eine Erleichterung", meinte Dean und seufzte. Dann schloss er die Augen und lehnte sich zurück gegen die Wand. Er war noch immer schrecklich blass, aber sein Gesicht gewann mehr und mehr an Farbe zurück. „Danke, dass du nicht den Notarzt gerufen hast. Das hätte mir jetzt noch gefehlt."
„Keine Ursache", sagte Sam leise. „Ich hatte den Eindruck, dass das nicht in deinem Interesse gewesen wäre."
„Wäre es auch nicht", bestätigte Dean. „Es ist nur eine Beule."
„Du hast eine Gehirnerschütterung, Winchester", korrigierte ihn Sam mit derselben geduldigen Stimme, die er auch immer bei seinen kleinen Schwestern verwendete. „Du solltest bei Gelegenheit einen Arzt aufsuchen."
„Also nie."
„Dean."
Der andere Mann grinste nur schwach. „Keine Sorge, Verletzungen wie diese gehören zum Berufsrisiko."
„Das macht es nicht besser", erwiderte Sam kopfschüttelnd.
Er schwieg für einen Moment, doch da Dean gerade in Plauderstimmung zu sein schien, sprach er schließlich die Frage aus, die ihn schon seit langem beschäftigte:
„Was genau ist dein Beruf, Dean?"
Der andere Mann gab keine Antwort, was Sam erwartet hatte, doch dieses Mal ließ er nicht locker.
„Was tust du an einem Ort wie diesem? Nach wem hast du gesucht? Und warum unterhältst du dich mit zwei minderjährigen Mädchen, noch dazu bewaffnet? Dir muss klar sein, dass das ziemlich zwielichtig wirkt..."
„Moment, Moment, nicht so schnell!", unterbrach ihn Dean auf einmal und öffnete wieder die Augen, um ihn scharf anzusehen. „Du hast die beiden gesehen? Das heißt, sie waren noch hier, als du mich gefunden hast?"
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Wayward Son | (Dean x Sam)
FanfictionDas Leben des 17-jährigen Sam Wesson ist zwischen Schule, Nebenjob und der Vorbereitung auf die Universität eher eintönig - bis er eines Abends einem gutaussehenden Fremden begegnet, der ihm die Augen für eine Welt öffnet, von deren Existenz Sam nie...