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Valentine hatte nach seinen Lakaien noch ein weiteres Mal meine Zelle besucht. Er wollte sicherstellen, dass ich mich nicht befreien konnte und da Unterweltlerblut nicht funktionierte, musste er es eben mit anderen Mitteln schaffen. Also saß ich nun in einer neuen Zelle, einem Käfig, wie die Käfige in denen Unterweltler waren und versuchten sich freizukämpfen.

Mein ganzer Körper war mit klaffenden Wunden übersäht. Schnitte an den Armen und am Bauch bluteten immernoch und eine Wunde an meinem Kopf signalisierte, dass dieser etwas unsanft gegen eine Wand geschlagen wurde um mich bewusstlos in die neue Zelle zu bringen.

Ich hatte kaum Kraft meine Augen offen zu halten und saß einfach nur in meiner Zelle und starrte an die Wand. Die Geräusche um mich herum versuchte ich auszublenden. Anhand meiner Verfassung war das leicht, da ich fasst nur ein Rauschen wahrnahm.

Hin und wieder lief einer von Valentines Männern gegen meinen Käfig und ließ diesen hin und her schwingen aber das alles war mir ziemlich egal. Ich wusste nicht wie lange ich schon hier war, wie viele Tage schon seit Camilles Apartment vergangen waren.
Und langsam verlor ich die Hoffnung, dass man mich finden würde. Hatten die anderen die Suche vielleicht schon aufgegeben? Ich hatte auch schon eine ganze Weile nichts mehr von Jace gehört, noch hatte ich ihn gesehen.

Doch wie es das Schicksal wollte, hörte ich aus dem Rauschen hervor eine Stimme, die ich kannte.
Ich schloss die Augen und versuchte mich einzig auf das Gespräch zu konzentrieren. Es war nah bei mir, wahrscheinlich direkt neben mir.

"Was hast du mit mir gemacht?", fragte die bekannte Stimme.
"Es tut mir so leid Clary.", antwortete eine Frau.
"Da oben mit Jace, da... da hab nicht ich geredet.", realisierte Clary. "Ich kann nicht in die Zukunft sehen oder?"
"Nein. Valentine hat mich gezwungen dich zu verzaubern, damit du tust was ich sage."
"Du hast mich benutzt!", kam es von Clary wütend und enttäuscht zugleich.
"Und Ich muss es wieder tun. Es lässt bei Shadowhuntern leider ziemlich schnell nach."

Ich konnte zwar nicht sehen, was passierte aber ich hörte Clary gegen die Metallstäbe ihres Käfigs laufen. "Nein, Nein! Dot bitte, du darfst das nicht tun!", sagte sie panisch
"Wenn ichs nicht tue, dann wird er wütend und das wollen wir doch nicht."
"Dot, Dot. Weißt du noch als ich Stubenarrest hatte, weil meine Mom rausfand, dass ich zu Simons Konzert ging. Du brachtest mir Eis aus Little Italy um mich aufzumuntern. Das werd ich nie vergessen.", erzählte Clary.

"Es war nicht aus Little Italy.", antwortete die Frau, Dot, nach einer kurzen Pause. "Das war aus Rom."
"Du warst wie eine große Schwester für mich. Dot, du hast mir immer den Rücken freigehalten, egal wobei.", gab Clary zurück. Ihre Stimme bebte, ein Zeichen, dass sie den Tränen nah war
"Wieso hast du dann aufgehört nach mir zu suchen?", fragte Dot.

"Magnus konnte deine Magie nicht mehr spüren. Wir dachten Valentine hätte dich getötet.", rechtfertigte sich die Rothaarige.
"Nein, er hat nur an mir experimentiert.", antwortete Dot. Sie war anscheinend auch nur ein Opfer seines Schaffens, ein Kollateralschaden.

"Dot, bitte. Hilf mir. Wir können vielleicht die Zeit nicht mehr zurückdrehen, aber so wie jetzt muss es doch nicht enden."
"Du verstehst das nicht. Er wird uns finden.", antwortet die Hexenmeisterin mit angsterfüllter Stimme.
"Wir bleiben bei Magnus, verstecken uns bei ihm."

Eine Stille folgte bevor Clary erneut flehte. "Bitte Dot."

Kurz darauf hörte ich das schloss der Zelle zu Boden fallen.
"Dot, ich hab noch eine Frage.", begann Clary. "Weißt du wo Ruby ist?"
Erleichtert atmete ich aus. Ich würde hier rauskommen.

Schon nach wenigen Sekunden wurde mein Käfig zu Boden gelassen und aufgeschlossen. Clary nahm ihre Stele von Dot entgegen und strich über meine Heilrune. Sie bewirkte nicht viel. Ich hatte zu viel Blut verloren und die Wunden schienen außerdem zu verschmutzt zu sein um vollkommen zu heilen.

"Ruby, hey, hörst du mich?", fragte Clary und legte sanft ihre Hand an meine Wange. Immerhin war ich stark genug um meine Augen zu öffnen und leicht zu nicken.
"Ich bring dich hier raus.", meinte sie und kurz darauf halfen sie und Dot mir auf die Beine.

Zu dritt liefen wir an Deck, wo Valentine und Jace standen. An der Reling stand eine Frau mit silbernen Haare. Sie war eine Wölfin aus Lukes Rudel und scheinbar hier, um von Jace getötet zu werden.

Clary schaute mich kurz an und ich nickte, bevor ich sie losließ, sodass sie Jace holen konnte. Ich lief mit Dot in die andere Richtung, damit ich so schnell wie möglich mit Clary und Jace fliehen konnte, sobald sie da waren.

"Jace!", rief Clary als wir nicht mehr zu weit entfernt waren. Sein Blick schweifte zu uns, während sein Schwert am Hals des Mädchens verweilte.

Das darauffolgende Gespräch konnte ich nicht mehr hören. Aber schon kurz darauf standen die beiden bei mir. Jace schaute mich geschockt an und kam näher zu mir. Seine Hände legten sich auf meine Wangen und er begutachtete mich von oben bis unten.
"Ruby, es tut mir so leid.", meinte er.
"Dafür haben wir keine Zeit.", antwortet ich ihm schwach. Er nickte und hob mich vorsichtig in seine Arme, eine Hand auf meinem Rücken, die andere unter meinen Beinen.

Allerdings stolperte Jace plötzlich und ließ mich fast fallen. aus seiner Nase lief Blut und seine Sicht verlor den Fokus.
"Jace alles gut?", fragte Clary.
Der Junge antwortet ihr allerdings nicht, sondern schaute zu wie Dot den Schutz der scheinbar um das Schiff lag durchbrach, um uns einen Fluchtweg zu bereiten.

Jace nickte und rannte mit mir auf dem Arm über die Reling, dicht gefolgt von Clary. Ich spürte uns ins Wasser fallen und als mein Körper auf die Oberfläche traf wurde erneut alles schwarz.

Erst als ich am Strand angespült wurde, kam ich wieder zu Bewusstsein. Clary rannte gearde zu mir und atmete erleichtert auf als sie sah, dass ich wach war.
"ich dachte ich hätte euch beide verloren.", seufzte sie.
"Wo ist Jace?", fragte ich, meine Stimme nicht mehr als ein Flüstern.
"Ich weiß es nicht. Er muss wohl noch weitergetrieben sein.", meinte Clary und half mir mich aufzusetzen.
"Bleib hier, ich hole Hilfe.", setzte sie noch nach und rannte los.

Erschöpft ließ ich mich wieder in den Sand fallen und schloss meine Augen.
Ich weiß nicht wie lange ich da so lag aber ich hörte wie sich ein Portal hinter mir öffnete und Schritte zu mir führten.
Ich hörte Clarys Stimme gemischt mit der eines Mannes aber viel verstand ich nicht und ich interessierte mich auch nicht wirklich dafür. Clary hatte es geschafft Hilfe zu holen, was bedeutete, dass ich nun in Sicherheit war. Das hieß auch, dass ich mich endlich beruhigt ausruhen konnte. Ich spürte wie mein Körper angehoben wurde und kurz darauf auf einer weichen Trage landete.
"Bringt sie ins Institut.", sagte die mir unbekannte Stimme. Das war auch das letzte was ich wirklich deutlich hören konnte.

Als ich das bekannte Gefühl des Portals wahrnahm dachte ich noch an das Institut bevor ich wieder in einen tiefen Schlaf driftete.

// Archer // Alec LightwoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt