// Archer // Alec Lightwood

52.

Nervös lief die Blondine in ihrem Zimmer auf und ab. Seit Stunden war keiner bei ihr. Wahrscheinlich durfte niemand hier herein. Und trotz der Schmerzen konnte sie nicht mehr still sitzen. Sie wollte raus, wollte Jace suchen, wollte Alec sehen. Aber sie konnte nicht.

Wachen standen vor ihrer Tür um sicher zu gehen, dass sie nicht fliehen konnte. Immerhin stand sie unter Verdacht mit Valentine gearbeitet zu haben.

Ruby's Kopf war voller Fragen.

Hatten sich ihre und Clarys Geschichte nicht gedeckt? War sie deshalb unter Verdacht? Ging es Jace gut oder hatten sie ihn schon gefunden? Wurde Jace auch angeklagt? Wahrscheinlich würde er noch vor ihr verurteilt werden. Immerhin war er ja mehr oder weniger freiwillig mit seinem "Vater" gegangen.

Aber das erklärte trotzdem nicht warum sie unter Verdacht des Hochverrats stand. Sie wurde immerhin von Valentine gefoltetert. Dachte Aldertree sie hätte sich diese Wunden selbst zugefügt? Oder dachten sie ihre Verletzungen waren nur Tarnung?
Immer wieder musste sie an die Schmerzen denken, die sie auf Valentines Schiff erlitten hatte, Tag für Tag. Bilder der Qualen schossen ihr ständig durch den Kopf und, dass sie immernoch Wunden und Narben als Erinnerung daran hatte, verschlechterte die Situation.
Welchen Grund hatte sie um mit Valentine zu arbeiten? Immerhin hat er ihre Eltern ermordet. Zumindest ihre Adoptiveltern.

Der Rat hatte ihre Mutter ermordet. Und warum? Weil sie die "Natürliche Ordnung" durcheinandergebracht hatte. Wusste der Rat das? Wussten die Lightwoods das? Wussten sie, dass Ruby nicht die Tochter von Ryan und Amelia war? Wussten sie wer ihre leibliche Mutter war? Wenn ja, warum haben sie ihr das jahrelang verheimlicht?

Und am wichtigsten war die Frage nach Alec. Wie ging es ihm? Hatte Izzy es geschafft ihn zu wecken? War Jace gekommen um ihm zu helfen oder schwebte er immernoch in diesem Traumzustand?

Was wenn er sterben würde? Als die beiden das letzte Mal wirklich geredet hatten, hat sie ihm gesagt, dass die ihn hasste. Natürlich war sie sauer. Aber sie hasste ihn doch nicht. Sie könnte ihn niemals hassen. Sie brauchte vielleicht etwas Zeit um ihm zu verzeihen aber wenn er jetzt sterben würde, könnte sie sich selbst nie verzeihen.

Die Tür zu ihrem Zimmer wurde plötzlich aufgerissen und Aldertree stürmte mit mehreren Shadowhuntern in den Raum.

"Rubina Montclaire. Wir werden dich in die Stadt der Gebeine bringen wo du auf deinen Prozess vor den Stillen Brüdern warten wirst.", begann er zu reden.
Rubys Augen schauten geschockt zu ihm.
"Welchen Grund haben sie um anzunehmen, ich habe den Rat hintergangen?", fragte sie während zwei Shadowhunter zu ihr kamen, um ihr Handfesseln anzulegen.

"Der Befehl kommt nicht von mir. Er kommt vom Rat. Und der hat scheinbar genug Gründe.", lächelte der Dunkelhaarige.
Ruby zwang sich nicht gegen die Männer hinter ihr anzukämpfen.

Aldertree drehte sich um und begann den Weg zu leiten für die anderen. Ruby wurde also einfach von den zwei Männern nach vorne geschubst und musste ihm folgen. Als sie im Kontrollraum des Instituts angekommen waren schaute sie sich um. Ihre Augen trafen die ihres Parabatais. Izzy hielt Clarys Hand während Tränen in ihren Augen glänzten. Beide schauten traurig zu Ruby, aber auch wenn sie gerne dazwischenspringen und sie retten würden, konnten sie nichts machen.

Zu Rubys Überraschung stand auch Alec bei ihnen. Er sah noch sehr schwach aus und Magnus und Lydia standen vorsichtshalber nah bei ihm um einen Fall auffangen zu können. Das hieß wohl, dass sie Jace gefunden hatten. Und dass er nicht dabei stand signalisierte der Blondine außerdem, dass der Rat ihn ebenfalls angeklagt hatte.

Sie schaute Alec direkt an und auch er erwiderte den Blick. Er konnte das alles selbst kaum glauben. Erst wachte er in Magnus' Apartment auf und hatte Jace endlich wieder als dieser von Aldertree festgenommen wurde und nun sollte auch Ruby wegen Hochverrats angeklagt werden. Keiner der beiden war schuldig. Dennoch schmerzte es ihn zu wissen welche Qualen die beiden in der Stadt der Gebeine erleiden würden.