Kapitel 1

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Zwei Jahre ist es her, zwei ganze Jahre, als irgendso ein Idiot von LKW-Fahrer auf einer Hauptstraße in das Auto meiner geliebten Eltern fuhr, worauf sie in Folge dessen starben.
Ich sitze gerade auf meinem, schon ziemlich leeren, Bett und erinnere mich an den Tag zurück an dem ich erfuhr, dass meine Eltern ins Reich der Verstorbenen gereist waren. Ich war alleine zu Hause, als zwei Beamte vor unserer Haustüre standen und mir berichteten, dass meine Eltern gerade an einem Autounfall gestorben seien. Ich dachte zu dem Zeitpunkt erst, dass es ein Scherz sei, doch als ich in das bemitleidende Gesicht der Beamtin sah, wurde mir bewusst, dass dies nicht der Fall war. Leider war ich schon immer Einzelkind, weswegen ich in diesem Moment auch keinerlei Bezugsperson hatte. Ich realisierte erst einige Minuten später, dass ich nun auf mich alleine gestellt war oder ich in eine neue Familie kommen müsste.
So weit ich mich zurück erinnere, standen wir damals zehn Minuten lang an der Tür, bis der andere Beamte nach meinem nächsten Verwandten fragte, was in dem Falle entweder meine Großeltern oder meine Tante war. Da meine Großeltern aber in New York leben, gab ich dem Polizisten die Nummer meiner Tante Gina. Gina war die Zwillingsschwester meiner Mom und als sie erfuhr, dass diese Tod sei und ich nun alleine zu Hause war, zögerte sie nicht lange und bekam nun das Sorgerecht für mich. Meine Mutter und Gina waren schon immer unzertrennlich, weswegen auch Gina noch Monate lang mit tiefer Trauer zu kämpfen hatte.
Wir lebten damals in einem wunderschönen Strandhaus direkt am Miami Beach. Mir gehörte dieses Haus auch immer noch, ich brachte es nie übers Herz die letzte Erinnerung an meine Eltern zu verlieren. Auch heute fahre ich noch öfter dahin, um nachzudenken oder um einfach in Erinnerungen zu schwelgen.
Heute lebe ich zusammen mit meiner Tante Gina, meinem Onkel John und meinem Cousin und gleichzeitig besten Freund David in einem ebenfalls wunderschönen und vorallem großen Haus in Miami, aus dem ich jetzt bald aber auch schon ausziehe. Ich habe gerade meine Schule beendet und studiere nach den Sommerferien Medizin an einer Universität in Palm Beach, weswegen meine besten Freundin und ich kurzer Hand beschlossen zusammen nach PaIm Beach, in die Nähe unserer Uni, zu ziehen.
Gerade packe ich schon mal einige meiner Sachen ein, die ich unbedingt mitnehmen muss, als ich meine Tante nach mir rufen hörte: ,,Ivy, es gibt Essen!" lvy ist mein Spitzname, mein richtiger Name lautet Olivia, Olivia Shaw.
Ich lief also Schnurstracks die Treppe runter und setzte mich schnell an den schon gedeckten Esstisch. Ja, meine Tante deckt tatsächlich den Tisch bevor sie uns zum Essen ruft, allerdings müssen wir dann immer abräumen. Heute gibt es Spaghetti mit Tomatensoße. Ginas Tomatensoße ist die besteee Tomatensoße der Welt. Keiner konnte bisher herausfinden, was sie an die Soße ran machte, dass sie so einen bestimmten Geschmack hat, das werde wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben.
,,Nur noch 3 Tage.", stellte Onkel John fest. ,,Ja, das stimmt. Ich bin euch so dankbar, dass ihr mich damals aufgenommen habt, ohne euch hätte ich das alles nicht geschafft!", antwortete ich. Gina, die mir gegenüber saß, lächelte mich warm, bis sie auch zu einer Antwort ansetzte: ,,Olivia, ich konnte nicht anders. Ich hätte mir nie verzeihen können meine einzige Nichte im Stich gelassen zu haben. Mal davon ab, dass du eine sehr gute Stütze für mich, in dieser schweren Zeit warst und du wie eine Tochter, die wir leider nie bekommen konnten, bist."
,,Du weißt nicht wie froh ich damals war, nicht mehr die einzige Geige im Haus zu sein. ", lachte nun auch David. Wir alle lachten. Ich werde das gemeinsame Abendessen definitiv vermissen, aber drei Tage habe ich ja noch, bis ich mit Moni zusammen in unsere Wohnung ziehe. ,,Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet du früher ausziehst als ich.", ergriff Davi wieder das Wort. ,,Ich bin halt einfach schon viel reifer als du.", grinste ich.
,,Jaja, in deiner Fantasie vielleicht.", murmelte er schnippisch. ,,Vielleicht.", wart ich ihm einen Luftkuss zu.
Nach dem Essen räumten Davi und ich den Tisch ab und räumten noch die Küche auf. Wie immer schnappte er sich zu erst den Schwamm, sodass er wieder spühlen durfte und ich also wieder abtrocknen musste. Wie immer. Mit einem Mal spritzte er mir das Seifenwasser ins Gesicht.
Ich tat so als würde ich das Wasser total ins Auge bekommen hätte und es sehr weh tun würde. Ich hielt mir mein linkes Auge zu und verzog spielend schmerzhaft das Gesicht. Es wurde Still, bis er fragte: ,,Geht's dir gut?" Aha, da bekommt ja jemand ein schlechtes Gewissen. Ich sagte erst einige Sekunden nichts, weswegen er entschuldigend eine Hand auf meine Schulter legte. Als er gerade etwas sagen wollte, griff ich auch ins Spülwasser und schaufel ihm eine ordentliche Ladung Wasser auf den Kopf. Er erschrak und geschockt, mit offenem Mund fluchte er: ,,Du Sauass!", und lief auf mich zu. Am Ende lagen wir beide Lachend nebeneinander auf dem Boden und genossen unser Leben.
Als wir nach gefühlten Stunden mal fertig waren, Lief ich ins Bad um mich zu duschen und mich anschließend in mein kuscheliges, warmes Bett zu schmeißen.

Miamis betäubte SinneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt